Erdbeben in Sichuan am 12. Mai 2008

1. Jahrestag

Dt. Gemeinde in Beijing gedenkt. Pfr. Dr. Karl-Heinz Schell schreibt:

"Heute ist der 1. Jahrestag des verheerenden Erdbebens in Sichuan, bei dem mehr als 87.000 Menschen ums Leben kamen oder noch vermisst werden.

Auch als deutschsprachige Community in Peking nehmen wir Anteil.
Wir denken in der Fürbitte an die Opfer und wünschen ihren Hinterbliebenen weiterhin Kraft zum Wiederaufbau.
An zahlreichen Orten in China finden heute Gedenkfeiern statt.
Im Namen von Frau Jasmin Gong-Fleischer, der Koordinatorin für das Projekt "Eine Schule für Sichuan", darf ich kurzfristig eine Einladung zu einer Veranstaltung an der Deutschen Schule Peking an Sie weitergeben (s. Anhang).
Kirchlicherseits dürfte für Sie als Abonnenten unserer Gemeindemail folgende Information von Interesse sein: In der Provinz Sichuan gibt es 250.000 getaufte Christen, 150 Kirchengebäude, 700 Versammlungsorte und ein Theologisches Seminar.
Wenige Wochen nach dem Erdbeben hatten, nach Auskunft von WEI Weikang, Präsident des Sichuan Christian Council, chinesische Kirchenmitglieder bereits 2 Millionen RMB als erste Hilfe gesammelt.

Aktuelle Informationen und Bilder erhalten Sie auf folgender Seite:
www.amityfoundation.org/wordpress/?cat=15
www.amityfoundation.org/wordpress/photos/sichuan_photo_exhibition/phpslideshow.php

sowie allgemeine Informationen auf:
german.china.org.cn/
www.chinadaily.com.cn/
www.dspeking.net.cn/umfeld/projekt_sichuan/index.asp

 

Ein paar Wochen nach dem Erdbeben

Das Erdbeben in Sichuan - eine Herausforderung für die Kirchen
von Dr. B. Engelen, Hongkong

Die kleine Kirchengemeinde von Hanwang in Sichuan hatte bis vor kurzem 50 Mitglieder. Zwei von ihnen starben während des Erbebens am 12. Mai. Das war an jenem Montag um kurz vor halb drei nachmittags, als während der Gebetsstunde der Gemeinde der Boden mit einer Stärke von 7,9 in Bewegung geriet. Die ersten und heftigsten Erdstöße dauerten nicht länger als drei Minuten, doch diese kurze Zeitspanne reichte aus, um ganze Städte dem Erdboden gleich zu machen. Die Kirche in Hanwang blieb stehen, die Gemeindemitglieder unversehrt; gestorben sind nur die beiden Frauen, die nicht zur Gebetsstunde gekommen waren - und das gibt Anlass zu Diskussionen: Hätte zumindest eine der beiden Frauen zur Kirche kommen sollen? Hat Gott ein Zeichen gegeben?

Eine Katastrophe diesen Ausmaßes stellt die Kirche in China - und insbesondere die Kirchengemeinden im Erdbebengebiet von Sichuan - vor neue Herausforderungen. Es sind nicht nur die etwa 70.000 Todesopfer, die Verletzten, die Flüchtlinge und die zerstörten Städte, die die Menschen beschäftigen. Die alte Frage nach der Theodizee - der Allmacht und Güte Gottes - wird gestellt. Hat Gott durch das Erdbeben zu den Menschen gesprochen?

Konservative Christen in China sehen deutlich die Hand Gottes im Spiel. Xiaomin, eine junge Christin aus der mehr als tausend Kilometer vom Epizentrum entfernten Provinz Shandong, die regelmäßig eine nicht-registrierte Kirche besucht, glaubt - wie viele in ihrer Kirchengemeinde -, dass es der wachsende Materialismus unter den Menschen ist, der Gott missfällt. Das Erdbeben ist eine Mahnung an alle, umzukehren. Außerdem ist nach Xiaomins Überzeugung eine Naturkatastrophe wie diese ein klares Signal dafür, dass die Welt sich der Wiederkunft Christi nähert, wie es im Matthäusevangelium und im Buch der Offenbarung beschrieben wird.

Die Erwartung des baldigen Weltendes hält die Gemeinden in Shandong aber nicht davon ab, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv zu werden. Die Mitglieder einer kleinen Dorfgemeinde in Shandong fasteten einen Tag lang für die Erdebenopfer. Andere Christen verabredeten sich per Handy, zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten für die Opfer zu beten. Alle versuchten entweder Geld zu spenden oder selbst als freiwillige Helfer nach Sichuan zu fahren, um mit anzupacken.

In Sichuan ist es für die 150 Kirchen und 700 “Treffpunkte” der tägliche Kampf mit den Folgen der Zerstörung, der die Menschen beschäftigt. Viele der Kirchengebäude im Erdbebengebiet sind nach Angaben des Sichuan Christian Council beschädigt worden. In Mianzhu, nahe des Epizentrums, wurde eine Kirche von den Erdstößen völlig zerstört. Die Überreste des gerade erst renovierten Gebäudes sind schon jetzt zum Mahnmal erklärt worden. Die Gemeinde trifft sich seit dem Ereignis zum Gottesdienst unter einer blauen Plastikplane. Vor dem Erdbeben kamen 400, heute - einen Monat danach - sind es schon 500 Gottesdienstbesucher.

Auch beim Wiederaufbau sollen die Kirchen jetzt Verantwortung tragen. Während die Regierung bis vor wenigen Monaten soziales Engagement seitens der Kirchen mit Skepsis verfolgt und sozialen Aktivitäten von Kirchengemeinden enge Grenzen gesetzt hat, sollen sich Kirchen jetzt aktiv daran beteiligen, eine “harmonische Gesellschaft” zu schaffen. Die Amtiy Foundation, die seit dem Tag der Katastrophe Hilfe im Erdbebengebiet leistet, versucht die Kirchen in ihrem sozialen Engagement zu unterstützen. Mitarbeiter und Freiwillige von Amity sind seit Wochen im Krisengebiet. Einfach ist das für niemanden. Die Arbeit unter leidenden Menschen wird für die Helfer zur Belastung: "Immer wieder kommen Tränen hoch und die Emotionen fahren Karussel", sagt Yue Yaomeng, ein Mitarbeiter von Amtiy, der von Anfang an bei den Katastrophenhelfern dabei war. Doch Hilfe ist immer noch bitter nötig.

15 Millionen Menschen leben nach offiziellen Angaben nicht mehr dort, wo sie vor dem Erdbeben gewohnt haben. In Mianzhu drängen sich mittlerweile alle Bewohner auf engem Raum in den überhitzten Zelten der Flüchtlingslager. In ihre Häuser dürfen sie aus Sicherheitsgründen nicht zurückkehren. Doch die Menschen haben noch andere Sorgen. Während die Flüchtlinge noch dabei sind, die psychologischen Folgen der Katastrophe zu überwinden, zeichnet sich schon das nächste Problem ab. “Das Schlimmste” sagt Anthony Tong vom Hongkonger Büro der Amity Foundation, der das Gebiet gerade besucht hat, “ist die Tatsache, dass Menschen im Erdbebengebiet auf lange Sicht keine Arbeit und kein Auskommen haben werden.”

Den örtlichen Kirchengemeinden wird in naher Zukunft wahrscheinlich die Aufgabe zufallen, den Opfern, vor allem Kindern, bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erinnerungen zu helfen - nicht nur den Christen unter ihnen, sondern allen Hilfsbedürftigen. Erste Pläne der Amity Foundation liegen schon vor. Werden sie in die Tat umgesetzt, dann heißt das für die 250000 getauften Christen in Sichuan, dass ihre Kirchen und ihr Engagement stärker als bisher in der chinesischen Gesellschaft sichtbar werden.

 

China: Partner sind vor Ort und helfen

Diakonie Katastrophenhilfe

Stuttgart (DKH) Nach dem verheerenden Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan sind Mitarbeiter von „Amity Foundation“, der chinesischen Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe, vor Ort und berichten von schwersten Zerstörungen.
„Der Zugang in das Gebiet ist sehr schwierig“, heißt es in einem Bericht der Helfer. Die Diakonie Katastrophenhilfe stellt 50.000 Euro Soforthilfe für die Opfer des schweren Bebens in China bereit. Die Überlebenden benötigen dringend Zelte, Decken, Kleider, Medikamente, Trinkwasser und Lebensmittel.
Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt die Opfer des Bebens im Rahmen des internationalen kirchlichen Hilfswerks ACT (Kirchen helfen gemeinsam). „Amity Foundation“ hat eine Koordinierungsstelle vor Ort eingerichtet, um die gemeinsame Hilfsaktion der Mitglieder des ACT-Netzwerks abzustimmen. „Amity Foundation“ hat langjährige Erfahrung in der Nothilfe nach Erdbeben und anderen Katastrophen.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet mindestens 20.000 Todesopfer in der Provinz Sichuan. Ein weiterer Anstieg der Zahl der Toten wird befürchtet.

Für ihre Hilfe in China bittet die Diakonie Katastrophenhilfe um Spenden, Kennwort: „Erdbeben China“.
Spendenkonto: Diakonie Katastrophenhilfe; Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70
oder online www.diakonie-katastrophenhilfe.de/erdbeben-china

http://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/hilfe-weltweit/2061_4131_DEU_HTML.php












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