Die Revision des Erziehungsgrundgesetzes und die Missionsschulen

"Eine Bewegung greift um sich, unser Land wieder kriegstauglich zu machen"


Bibelforschungsinstitut in Tomisaka, Tokyo

Das Japanische Bibelwissenschaftliche Institut
ist in Tomisaka beheimatet.

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, als das Missionsgrundstück noch zerstört da lag, wurde dieses Institut von Pfr. FUKATSU Fumio (+) u.a. hier gegründet. Heute wird es geleitet von Prof. Dr. ONUKI Takeshi.

 

Die Revision des Erziehungsgrundgesetzes und die Missionsschulen

FUKAYA Matsuo, Rektor der Miyagi-Gakuin

Die meisten Missionsschulen in Japan, die von der Mission aus USA oder anderen Länder gegründet worden sind, erhielten vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg den Status einer unabhängigen Körperschaft und unterstehen heute den Gesetzen Japans. Das Erziehungsgrundgesetz, das ebenso wie die gültige Verfassung im Jahre 1947 eingeführt wurde, ist seit 60 Jahren in Geltung als Grundgesetz, aber am 15.12.2006 wurde es gründlich revidiert . Wie sollen die Missionsschulen in Japan mit dieser Lage umgehen?

Vom Standpunkt der Verfassung aus, die „den Aufbau eines demokratischen und kulturellen Staats und den Beitrag zum Frieden der Welt und zum Wohl der Menschen“ bestimmt, wo es heißt, dass „die Realisierung des Ideals von der Erziehung kommt“ , zielt das Grundgesetz der Erziehung von 1947 <im Grunde> darauf, „durch die Achtung vor der Würde des Individuums die Menschen, welche Wahrheit und Frieden wünschen, heranzubilden und die Erziehung, die nach der Schaffung einer universellen und individuellen Kultur strebt, gründlich zu verbreiten“ . Es bestimmt, dass <das Ziel der Erziehung> sei, „körperlich und geistig gesunde und selbständige Bürger, die auf die Ausbildung der Persönlichkeit zielen, die als die Gründer eines friedlichen Landes und einer friedlichen Gesellschaft Wahrheit und Gerechtigkeit lieben, die Würde der Person achten und die Arbeit und die Verantwortung schätzen, zu erziehen“ (Artikel 1). Die meisten Missionsschulen verstanden, dass das Prinzip und Ziel des Grundgesetzes gerade in den Missionsschulen, denen der Auftrag der Erziehung nach der christlichen Lehre von Gott gegeben wurde, ehrlich verwirklicht werden kann, und richteten ihre Erziehung danach aus.

Aber in der Einleitung des neuen Grundgesetzes fehlt dieser <Grund> und es bestimmt, dass <das Ziel der Erziehung> neben der Ausbildung der Persönlichkeit die Ausbildung der Bürger, die talentiert als die Gründer der Nation und der Gesellschaft sind, sei. Diese Haltung zeigt die Ideologie der nationalistischen Erziehung, die wegen der Vorbereitung für den globalen Wirtschaftswettbewerb auf die Ausbildung einer nützlichen Nation für den Staat zielt, damit Japan im technischen Bereich über große menschliche Ressourcen verfügt. Für dies Ziel bestimmt das neue Grundgesetz fünf Zielpunkte. Auf den ersten Blick kann man diese Zielpunkte als übernommen vom Grundgesetz von 1947 ansehen; aber hier ist die Achtung vor der Würde des Individuums unter die Bedingung der Fähigkeit für Respekt vor dem Gemeinschaftssinn unterordnet, gestellt; die Überlieferung der Tradition wird akzentuiert und die Patriotismuserziehung wird in den Vordergrund gerückt. Darüber hinaus bestimmt es, dass man an dieser Stelle eine <Haltung> gegenüber dieser Sache erzieht, die aber kann man durch äußerliche Disziplin beibringen. Ich fürchte, dass die alte Patriotismuserziehung, die auf die Kriegsführung zielte, wieder auftaucht. Tatsächlich wird die Mentalität der Kinder und Schüler in diese Form gezwungen, indem die Leitlinien des Ministeriums für Erziehung dieser „Haltung“ die bestimmte Form gibt. Dazu überlässt das neue Grundgesetz der Verwaltung auch noch die Regulierung für die Erziehung und bestimmt, dass die Regierung ohne Beratung im Parlament die Erziehungsmaßnahmen ausarbeiten kann. Ich fürchte, dass der Unterricht in den Privatschulen ebenfalls streng kontrolliert wird. Auf diese Weise ist die Autonomie der Erziehung, welche sich auf die Persönlichkeit des Menschen richtet, unter dem neuen Grundgesetz in großer Gefahr. Die Gefährdung durch eine schlechte Anleitung von Seiten der Verwaltung im Hintergrund des neuen Grundgesetzes ist noch größer bei den Missionsschulen, die ihr Gewissen vor Gott verantworten müssen, und die konsequent einen freien, selbständigen und autonomen Menschen, der den Frieden liebt, auszubilden entschlossen sind. Wir müssen aufmerksam darüber wachen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs benutzte die japanische Regierung das Erziehungsgesetz von 1890 zur Stärkung des militärischen Staatssystems. Auf Grund der Selbstkritik gegenüber dieser Geschichte beschloss sie das Grundgesetz von 1947, damit eine Erziehung, die sich auf universelle Wahrheit gründet, verwirklicht werden kann. Nun muss man sich als jemand, der dem von Gott hergeleiteten Erziehungsauftrag dient, prüfen, ob man die Zeichen der Zeit richtig lesen kann. Die Gründer der Missionsschulen, die wegen ihres Glaubens jenseits des Horizontes des japanischen Gesetzsystems standen, erwiesen ihre Liebe zu Japan mit der Tat: sie gaben den Missionsschulen eine Basis. Das ist die Erziehung, die sich ehrlich auf die Würde der Person gründet. Wenn die Missionsschulen ihren Auftrag ausführen möchten, müssen sie nicht nur die Freiheit der Erziehung in der Privatschule erhalten, sondern auch ihre Autonomie gegenüber dem staatlichen Gesetzsystem.

Aus: Kyodan Newsletter 342, Mai 2007

Anmerkungen d. Hg.:

1. Die Miyagi Gakuin ist eine Gründung der Reformed Church in den USAzusammen mit japanischen Christen. Gründungsjahr 1886 als Mädchenschule, in Sendai, Nordjapan.

2. zum neuen Erziehungsgesetz vgl. den Aufsatz von M. Sonntag auf www.doam.org vom Mai 2007.
3. Kulturell = bunkateki: lt. Wörterbuch = kulturell, modern.

 

 

TEXTE als pdf-Datei

FUKAYA Matsuo: Reform des Erziehunsgrundgesetzes und die Missionsschulen

TANAKA Hiroshi: "Friedensstifter" 2007

Erklärung des NCCJ zur Revision des Erziehungsgrundgesetzes am 15.12.2006

NCCJ: Protest against Education law. 17.12.2006

 

UCHIMURA Kanzo

wurde am 23. März 1861 als Sohn einer Samuraifamilie in Tokyo geboren.
Mit 16 Jahren ging er mit seinen Eltern nach Hokkaido, besuchte dort das Sapporo Agricultural College, kam dort zum Glauben und ließ sich taufen.

1881 ging er nach Amerika um das westliche Christentum kennen zu lernen. Zurück in Tokyo fand er Anstellung als Lehrer an verschiedenen Schulen.

1891 geschah ein besonderes Ereignis: Uchimura, Llehrer an einer Schule in Tokyo, weigerte sich, sich vor dem kaiserlichen Erziehungsedikt zu verbeugen. Aus christlicher Überzeugung brachte er es nicht über sich, sich vor dem Tenno zu beugen. Fortan galt er als Verräter der Nation und wurde von der Presse geächtet.
Künftig arbeitete er als Journalist, als freier Schriftsteller und gründete die sog. Nicht-Kirche Bewegung (Mukyokai).

Sein Lebensmotto stand in seiner Bibel und sollte auf seinen Grabstein geschrieben werden:

Uchimura aber hatte kein Problem mit dem Inhalt des kaiserlichen Erziehungsediktes.