2016: Forderung nach Annullierung der Jap.-Kor. Vereinbarung

Japanische und Koreanische Regierung einigen sich: 28.12.2015

AG TROSTFRAUEN im Korea-Verband
Veröffentlicht am 4. Januar 2016


Forderung nach Annullierung der japanisch-koreanischen Vereinbarung zur „Trostfrauen“-Frage

Die AG „Trostfrauen“ im Korea Verband fordert die Annullierung der japanisch-koreanischen Vereinbarung zur „Trostfrauen“-Frage vom 28.12.2015 und ruft zur Internationalen Solidarität mit der 1212. Mittwochsdemonstration auf. Folgende Forderungen gibt die AG „Trostfrauen“ zur Mittwochsdemo am 06.01.2016 vor der Koreansichen und Japanischen Botschaft ab.

Am 28.12.2015 wurde die japanisch-koreanische Vereinbarung zur „Trostfrauen-Frage“ verabschiedet und zahlreiche Medien berichteten, dass die „Trostfrauen-Frage“ nun „endgültig und unwiderruflich“ gelöst worden sei! Die Betroffenen sind jedoch maßlos empört und zugleich tief enttäuscht über diese diplomatische Augenwischerei, die ohne jegliche Absprache mit Betroffenen und Betroffenen-Verbänden als vollendete Tatsache über ihre Köpfe hinweg beschlossen wurde.

Sie fühlen sich erneut in ihrer Ehre und Würde mit Füßen getreten.

Warum sind die „Trostfrauen“ so wütend auf diese Vereinbarung?

Die Überlebenden fordern seit 25 Jahren eine aufrichtige und offizielle Entschuldigung von der japanischen Regierung. Außerdem soll das japanische Parlament eine gesetzliche Entschädigung veranlassen. Beides soll die ständigen Revisionen der „Trostfrauen-Frage“ durch japanische Politiker vermeiden. In der nun getroffenen Vereinbarung wird jedoch nicht ausdrücklich die Verantwortlichkeit der japanischen Armee für das „Trostfrauen“-System – d.h.,die Errichtung und das Betreiben der „Trost-Bordelle“, die Mobilisierung und die sexuelle Versklavung von ca. 200.000 Mädchen und Frauen im Asien-Pazifik-Krieg (1937-1945) – benannt, sondern lediglich von der „Beteiligung der damaligen Armee“ gesprochen. Damit hat die japanische Regierung in keinerlei Hinsicht die Verantwortung für die Kriegsverbrechen an den „Trostfrauen“ anerkannt.

Was die Entschuldigung des Premierministers Shinzo Abe betrifft, wurde sie durch den Außenminister stellevertretend verlesen. Unmittelbar danach soll Abe vor der Sankei Zeitung verkündet haben, dass er sich bezüglich der „Trostfrauen – Frage“ nie wieder entschuldigen wird.

Statt einer offiziellen Entschädigung erhält die südkoreanische Regierung von der japanischen Regierung ein „Heilungsgeld“ in Höhe von umgerechnet ca. 7,6 Mio. Euro. Damit soll eine Stiftung in Südkorea gegründet und die Wunden der Betroffenen geheilt werden. Hier liegt der entscheidende Fehler in der Vereinbarung: Die Betroffenen haben bislang die japanische Regierung aufgefordert, die Aufarbeitung der Geschichte in der japanischen Gesellschaft anzustoßen, über die imperiale und kriegerische Vergangenheit Japans in Schulen zu unterrichten und Museen und Denkmäler einzurichten. Mit der Vereinbarung entzieht sich Japan vollkommen dieser wichtigen Aufgabe.

In der Vereinbarung verlangt die japanische Regierung, dass damit die „Trostfrauen-Frage“ endgültig und unwiderruflich gelöst werde und dass Kritik vor der internationalen Völkergemeinschaft unterbleibt. Die koreanische Regierung versprach außerdem die Friedensstatue vor der japanischen Botschaft zu räumen. Sie wird in Zukunft gegen ihre eigene Zivilgesellschaft vorgehen müssen, wenn diese die japanische Regierung vor der internationalen Völkergemeinschaft kritisiert.

Die „Trostfrauen-Frage“ war nie ein Hindernis für die Beziehung zwischen Japan und Korea!

Die südkoreanische und die japanische Regierung behaupten, dass durch die Vereinbarung das größte Hindernis für eine gute Beziehung zwischen Japan und Südkorea aus dem Weg geräumt worden sei. Der wirkliche Störfrieden aber war und ist die territoriale Frage um die Insel Dokto bzw. Takeshima. Die überstürzende Annährung beider Regierungen entstand unter dem Druck der USA, mit dem Ziel, das trilaterale Militärbündnis zwischen den USA, Südkorea und Japan gegen Nordkorea und China zu stärken. Um einen langanhaltenden Frieden in Ostasien zu sichern, muss Japan seine Vergangenheit gründlich aufarbeiten. Andernfalls könnten die Konflikte mit China, Süd- und Nordkorea jederzeit wieder ausbrechen.

Die Würde der „Trostfrauen“ wurde wegen des geopolitischen Machtinteresses erneut mit Füßen getreten. Die lang ersehnte Hoffnung auf eine aufrichtige Entschuldigung, eine gesetzliche Entschädigung und die Aufarbeitung der Vergangenheit in Japan wurde über Nacht zerstört. Daher fordern wir die beiden Regierungen auf, die Vereinbarung vorbehaltslos zu annullieren:

 

1. Einberufung eines Runden Tischs unter Beteiligung von Überlebenden „Trostfrauen“ aus 13 Ländern unter anderem auch Nordkorea, China, Taiwan, Indonesien, den Philippinen sowie den Niederlanden, mit ihren jeweiligen Unterstützerorganisationen und internationalen Fachleuten für sexuelle Gewalt.

2. Eindeutige Anerkennung des „Trostfrauen-System“ als Kriegsverbrechen und deren Verantwortung durch die japanische Armee und eine offizielle Entschuldigung und gesetzliche Entschädigung durch das Parlament

3. Aufarbeitung der Vergangenheit in japanischen Schulen, Errichtung von Museen und Mahnmalen über das Kriegsverbrechen in Japan selbst, anstatt in Südkorea.

Für die Annullierung der Vereinbarung finden weltweit gleichzeitig Soli-Demos statt: in den USA (Los Angeles, in Washington DC. New York, New Jersey, San Francisco, Atlanta), in Österreich (Wien), Frankreich (Paris), in England (London) in Deutschland (Berlin und München) etc.

Titelbild: „Trostfrauen“ bei der Mittwochsdemonstration vor der japanischen Botschaft in Seoul (Foto: Tsukasa Yajima)