2017: Das Leid der "Trostfrauen"

"Trostfrauen" - "Comfort Women"
8.3.2017 Regensburg
Quelle: Tageszeitung junge Welt / Berlin | Gegründet 1947 - Freitag, 17. März 2017, Nr. 65
Ausgabe vom 17.03.2017, Seite 15 / Feminismus
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Das Leid der »Trostfrauen«

In Bayern erstes europäisches Mahnmal für Opfer sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg enthüllt

Von Rainer Werning

SuNi, die lebensgroße Bronzefigur eines jungen Mädchens, erinnert seit dem 8. März im bayrischen Wiesent an das Leid der im Krieg vergewaltigten und zur Prostitution gezwungenen Frauen und soll zugleich Frieden und Versöhnung fördern

www.koreaverband.de/trostfrauen <http://www.koreaverband.de/trostfrauen>

Kennen Sie Wiesent? Spätestens am diesjährigen Internationalen Frauentag wurde der 2.500 Seelen zählenden Gemeinde nahe Regensburg unverhofft größere Aufmerksamkeit zuteil. Rund 100 Medienvertreter, Vertreter der Stadt Suwon und andere Gäste waren aus dem fernen Südkorea eigens angereist, um der Enthüllung und Einweihung einer besonderen Skulptur beizuwohnen, der ersten ihrer Art auf europäischem Boden. Am etwas außerhalb Wiesents gelegenen Nepal-Himalaja-Pavillon wurde die Friedensstatue für die Opfer sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg enthüllt. Deutschland ist damit nach Südkorea, Australien, Kanada und den USA das fünfte Land, in dem an ein dunkles Kapitel des Zweiten Weltkriegs erinnert und gleichzeitig ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt in Kriegszeiten gesetzt wird.

Die Statue stehe »symbolisch für diejenigen Mädchen und Frauen, die im Zweiten Weltkrieg vom japanischen Militär systematisch entführt und in die Prostitution gezwungen wurden«, merkt dazu der in Berlin ansässige Korea-Verband e. V. an. Rund 200.000 aus dem gesamten Asien-Pazifik-Raum  haben dieses Schicksal erlitten, manche von ihnen waren nach Angaben des Verbandes »gerade einmal elf Jahre alt«.

Der Korea-Verband setzt sich seit Jahren – häufig gemeinsam mit den wenigen noch lebenden Opfern, so diese die Reisestrapazen auf sich nehmen können – dafür ein, dass deren Schicksal nicht in Vergessenheit gerät. Die Statue wurde von der koreanischen Stadt Suwon in Auftrag gegeben und am 8. März in Anwesenheit von Ahn Jeom Soon enthüllt. Die mittlerweile 90jährige wurde von den Japanern nach China verschleppt, da war sie gerade 14. Bis zum Kriegsende musste sie in der Äußeren Mongolei das fürchterliche Dasein einer sogenannten Trostfrau fristen.

Die Skulptur in Wiesent ist eine Replik, denn in den vergangenen Jahren wurden solche Friedensstatuen bereits an mehreren Orten der Welt aufgestellt, die erste 2011 vor der japanischen Botschaft in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Vor jeder Denkmalseinweihung sorgte die Darstellung eines sitzenden jungen Mädchens mit entschlossenem Blick in traditioneller koreanischer Kleidung für Protest der japanischen Behörden. Stets drohten sie mit politischen, diplomatischen oder wirtschaftlichen Sanktionen.

Die jetzt in der Oberpfalz enthüllte Figur sollte ursprünglich im vergangenen September in Freiburg im Breisgau aufgestellt werden. Dort aber knickte Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) sofort ein, nachdem Japan gedroht hatte, die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und dem japanischen Matsuyama zu beenden. Die Statue war ein Geschenk aus Suwon gewesen, mit dem Freiburg ebenfalls eine Partnerschaft unterhält. Nach dem Protest aus Tokio gab Salomon zum besten, er habe die Gabe zunächst zwar spontan angenommen. Nun aber fühle er sich von seinem koreanischen Amtskollegen »instrumentalisiert« und verzichte dankend, zitierte ihn am 5. Oktober 2016 die taz.

Jetzt hat die Statue einen Platz in in der Bundesrepublik gefunden, wenn auch an einem sehr viel kleineren Ort. Der Nepal-Himalaja-Pavillon, an dem sie steht, war erstmals auf der »Expo 2000« in Hannover zu sehen. Ein Mäzen hatte ihn nach der Ausstellung gekauft und ihn in Wiesent originalgetreu wieder errichten lassen.







 

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