130 Jahre: die DOAM feiert

130 Jahre Deutsche Ostasienmission

Am 29. September 2014 feierte die DOAM ihr 130jähriges Jubiläum. Gegründet wurde sie 1884 in Weimar. 
Zum 120jährigen Jubiläum veranstalteten SOAM und DOAM gemeinsam ein Symposium in Weimar. Zum 125jährigen Jubiläum lud die SOAM nach St. Gallen ein. 2014 lud der Vorstand zu einer Feierstunde nach Wittenberg ein - im Vorlauf zur Studientagung in der Ev. Akademie.

Grußworte von SOAM, EMS und BMW standen auf dem Programm, sowie kurze Rückblicke in die jüngere Vergangenheit der DOAM:  zu Kampf für Menschenrechte und Demikratie in Süd-Korea, zu Studienprogramm in Kyoto (jap. Religionen) und zur Friedensarbeit in der DDR.
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. F. Enns, Vorstandsmitglied, über "Der Ökumenische Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens – mit Leben gefüllt!".

zum Festvortrag hier anklicken


Vortrag Pfr. Marin Kiock, Görlitz

Aus der Geschichte der Ostasienmission in der DDR.

Von 1958 - 1993 war ich Pfarrer in Zodel, nördlich Görlitz an der Neiße. Es ist dies die östlichste Kirchengemeinde Deutschlands an der Grenze zu Polen, die Neiße hat da einen Bogen nach Osten. Wir fühlten uns aber nicht einsam, da wir regen Busverkehr in das 11 km entfernte Görlitz hatten. Zur Gemeinde gehörten 5 Dörfer und eine Kirche.

Mein Vorgänger in der Ostasienmission war mein Schwiegervater, Pfarrer Kurt Graetz, Görlitz-Rauschwalde. 1965 berief mich Bischof Hornig, Görlitz, zum Obmann für Ostasienmission in der Ev. Kirche von Schlesien, später genannt Görlitzer Kirchengebiet. Ich hatte da jährlich Berichte an das Konsistorium in Görlitz zu sehreiben, besonders über die Studientagungen.

Als ich zum Obmann berufen war, wandte ich mich an Pfarrer Wilding, Halle/S. In Halle fanden jährlich Missionskonferenzen parallel zur Leipziger Frühjahrsmesse statt. Professor Lehmann war Präsident der Missionskonferenz, Pfarrer Wilding von der Ostasienmission war Sekretär. Dort erlebten wir Vorträge und begegneten Gästen aus der Mission.Ich besinne mich, dass ein Japaner predigte beim Gottesdienst in der Georgenkirchgemeinde von Pfarrer Wilding.

Später gab es jährlich Studientagungen meist Anfang Oktober im Berliner Missionshaus in Ostberlin. Wir hatten dort Quartier und wurden verpflegt. Zu den Tagungen kamen etwa 30 Leute aus der ganzen DDR , Pfarrer und Gemeindeglieder, auch unsere Ehefrauen. Zuerst wurden die Tagungen von Pfarrer Wilding geleitet. Als Tochter und Schwiegersohn von Wildings wegen Republikflucht im Gefängnis waren , kam einmal Wildings Enkelin mit zur Tagung. Später übernahm Superintendent Gundolf Amme, Ostberlin, die Leitung der Tagungen. Zusammen mit seiner Frau hat er sich sehr eingesetzt. Zu den Tagungen kamen Gäste und Referenten aus Westberlin, Westdeutschland , der Schweiz und Ostasien. Spannend war es am Morgen, wann und wie sie über die Grenze und durch die Kontrolle kamen. Für sie sind wir sehr dankbar, dass sie die Mühen der Reise und des Grenzübergangs auf sich nahmen, um bei uns zu se in . Bewegend war die Studientagung im Herbst 1989. Pfarrer Eber sen. trug den Aufruf des Neuen Forums vor , wo die Wahlfälschung vom Mai kritisiert wurde und mehr Freiheit gefordert wurde. Im Lande rumorte es.

Bei den Tagungen wurden Gemeindebesuche vermittelt. Mitarbeiter der Ostasienmission kammen zu Missionsfesten, Gottesdiensten und Gemeindeabenden zu uns, auch in unsre Gegend. Einmal besuchte uns der japanische Pfarrer Miyatani. Hauptsächlich war er in Görlitz, aber an einem Sonnabend abends war er zu einer Gemeindeversammlung in unsrer Dorfkirche. Er erzählte von seinem Leben. Als er sich entschloss,Theologie zu studieren, wurde er von den Eltern enterbt. Das war schwer für ihn, aber er studierte weiter und wurde Pfarrer. In seiner ersten Gemeinde kam zuerst eine einzige Frau zum Bibelabend. Später wuchs die Gemeinde. An einem Sonntag hatte er die Freude, dass seine Eltern zur Kirchentür hereinkamen und am Gottesdienst teilnahmen. Sie achteten nun den christlichen Glauben ihres Sohnes.

Die Ostasienmission ermöglichte auch Besuche zur Schweizer Ostasienmission und nach Ostasien. Einmal wurde ich zum Missionsfest nach Einsiedel in der Schweiz eingeladen. Bruder Amme hat die Anträge bei der DDR in Berlin vermittelt. Persönlich musste ich mir dann die Genehmigung in Ostberlin abholen. Glücklich reiste ich in die Schweiz. Auf dem Bahnhof in Zürich holte mich der Sekretär der Schweizer Ostasienmission ab, und wir fuhren nach Adliswil. Ich durfte das Missionsfest in Einsiedel miterleben und ein Grußwort sagen; ich hatte den Bibelspruch ''Ist mein Wort nicht wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt” (Jer. 23,29).

Herzlich danke ich allen für die Zusammenarbeit mit der Ostasienmission, die unsre Gemeindearbeit bereichert hat.

Die DDR ist vergangen, aber die Ostasienmission lebt weiter.

gez. Martin Kiock, Pfarrer i. R.


Vortrag Christiane Banse, Heidelberg
Das interreligiöse Studienprogramm in Japan

Einführung
Wir in der DOAM unterstützen neben anderen Aktionen in Japan auch die Arbeit des sogenannten „NCC Center for the Study of Japanese Religions“, Zentrum für das Studium japanischer Religionen. Hier liegt uns besonders die Begleitung des interreligiösen Studienprogramms am Herzen. Ich möchte im Folgenden kurz auf die Geschichte des Zentrums eingehen und dann auf das Studienprogramm. Da werde ich dann auch die Stimmen von ehemaligen Teilnehmern des Programms zu Wort kommen lassen, die man in deren Berichten findet.

Kurze Geschichte des NCC Zentrums mit Schwerpunkt auf seine missionstheologische Ausrichtung
Das Zentrum für das Studium japanischer Religionen, das Sie auf dem Foto sehen können, bekam seinen dortigen Platz, westlich des Kaiserpalastparks in Kyoto, im Jahr 1969. Seinen heutigen Namen, „NCC Center for the Study of Japanese Religions“, bekam es bereits 1960. Da hatte die Generalversammlung des Nationalen Christenrates in Japan zugestimmt, ein solches Zentrum zu gründen. Warum aber wurde es überhaupt errichtet?

Man war davon überzeugt, dass sich besser missionieren lässt, wenn man sich mit den nicht-christlichen Religionen vor Ort auskennt. So heißt es 1960 auch zum Ziel des NCC Center wie folgt: „Der Zweck dieses Center ist es, das Studium der japanischen Religionen zu fördern, um ein erfolgreicher Zeuge des Evangelium Jesu Christi zu sein.“1

In diesem Satz fallen mir zwei Dinge auf: Erstens der Part „Studium der japanischen Religionen“. Hier spricht man noch nicht davon, ob und wie man den Vertretern der anderen Religionen begegnen möchte. Zweitens fragt man sich, was damit gemeint ist, ein „erfolgreicher Zeuge des Evangeliums Jesu Christi“ zu sein. Dass sich durch mein Zeugnis möglichst viele Menschen zum Christentum bekehren? Wenn es aber bereits das Ziel eines Gesprächs ist, sein Gegenüber unbedingt überzeugen zu wollen, nimmt man sie oder ihn dann noch ernst?
Einer der ehemaligen Direktoren des NCC Centers schrieb dazu:
„Wir haben den Eindruck, dass solche versteckten Motive eine radikale Offenheit zerstören würden. Außerdem würde man mit solch einer Haltung die Tatsache ignorieren, dass Gott auch außerhalb der christlichen Kirche wirkt.“2

Das heißt, der interreligiöse Dialog ist eigentlich zielführender und theologisch angemessener. Außerdem bietet er die Chance, in unserer eigenen Religion neue Dimensionen zu entwickeln. Ein anderer ehemaliger Direktor des NCC Centers schreibt dazu:
Der interreligiöse Dialog birgt die Möglichkeit, dass er unser Verständnis des Christentums erweitert. Je mehr unsere Aussicht geweitet wird und unsere Einsicht durch den interreligiösen Dialog vertieft wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, in unserem Glauben neue Dimensionen zu entdecken, die unseren Augen bis dahin verschlossen waren.

Mit dem NCC Center war eine räumliche Basis dafür geschaffen, dass sich Christen und die Vertreter anderer Religionen in offener Atmosphäre in der kleinen Bibliothek, bei Konferenzen und zum gemeinsamen Studium begegnen können.3 Im Jahr 2002 wurde schließlich auch das halbjährige interreligiöse Studienprogramm ins Leben gerufen, dass wir von der DOAM finanziell und ideell unterstützen. Im Hintergrund dafür, dass das Studienprogramm ins Leben gerufen wurde, stand 1. die Wahrnehmung, dass sich auch bei uns die religiöse Landschaft verändert. Immer mehr Menschen fühlen sich zu asiatischen Religionen und Traditionen hingezogen, 2. Hatte man den Eindruck, dass Theologinnen und Theologen in Deutschland auf diese religiös plurale Gesellschaft nicht genug vorbereitet sind. Das Studienprogramm, das in den Räumen des NCC Centers stattfindet, möchte dazu beitragen, diese (interreligiöse und interkulturelle) Lücke vor allem für Theologen, Religionspädagogen, Diakoniewissenschaftler und Religionswissenschaftler zu schließen.
Was sind die Inhalte des Studienprogramms?

Inhalte des Studienprogramms
Wir möchten innerhalb des Studienprogramms eine begleitete Fremdheitserfahrung ermöglichen. Die Studenten sollen Grundkenntnisse über die in Japan angesiedelten Religionen erwerben. Es finden viele Exkursionen statt. Zudem können die Teilnehmer am Ende des Studienprogramms Praktika machen, damit sie gemeindliche und diakonische Arbeit in Japan kennenlernen. Außerdem ist die Bibliothek immer offen, damit man das Gesehene und Gehörte in eigener Arbeit vertiefen kann.

Welche Stimmen gibt es zu den Alltagserfahrungen in Japan? Hier schreibt einer der ehemaligen Studenten:
„Es war für mich der erste längere Aufenthalt in einem Land, indem Christentum nicht die Hauptreligion ist. Dies ist, finde ich, eine ganz wichtige Erkenntnis. Denn es sind zwei ganz verschiedene Dinge, ob man theoretisch weiß, dass es noch andere Religionen gibt, oder ob man tatsächlich mal in einem Land gelebt hat, in dem eine andere Religion Hauptreligion ist.“

Inmitten dem Alltagsleben in dem für uns doch immer noch sehr fremd wirkenden Land Japan finden die Seminare statt. Hier werden Grundkenntnisse über die in Japan angesiedelten Religionen vermittelt, darunter der Buddhismus, Shinto, die so genannten neuen Religionen, und nicht zu vergessen das Christentum. Hier beeindruckt viele Teilnehmer des Studienprogramms neben den Inhalten auch immer wieder, dass die Professoren oft gleichzeitig buddhistischer oder christlicher Priester und Professor sind. Das Bild von Religion, das die Studenten vorher hatten, ändert sich.
“Während meines Studienjahres am NCC Center war ich viele Male dazu herausgefordert, meinen Blick auf Religion zu ändern.“

Doch es sind wohl die Exkursionen und die vielen Begegnungen, die die Teilnehmer am meisten beeindruckt und hellhörig werden lässt. Einen ehemaligen Teilnehmer beschäftigte zum Beispiel die Frage, inwieweit man als Christ die Rituale anderer Religionen mitmachen kann und darf. So schreibt er:
„Anfangs bestand für mich dauernd die Frage, wie weit kann ich mich öffnen, was darf ich in einer anderen Religion mitfeiern, ohne dabei meiner eigenen Religion untreu zu werden.“

Da möchte man eigentlich gerne wissen, wie sich diese Frage für den Studenten später gelöst hat. Schade, das wissen wir nicht. Einem weiteren Teilnehmer ist durch die Begegnung mit Menschen anderer religiöser Überzeugung (Mitchristen? Buddhisten?) deutlich geworden, dass man seine eigene Religion kennen sollte, um sich austauschen zu können. So schreibt er:
„Dadurch, dass viele neue, Überzeugung Teil „unbequeme" Fragen aus dem kritischen Blickwinkel anderer religiöser Überzeugung an mich als Theologiestudent herangetragen wurden, ist mir ferner bewusst geworden, wie wichtig eine profunde Kenntnis der eigenen Religion ist.“

Das Besondere an den Exkursionen ist außerdem, dass man die Möglichkeit hat, das zu sehen und zu hören, was man vorher im Unterricht theoretisch gelernt hat. Und dass einen die Begegnungen mit Menschen anderer religiöser Überzeugung davor bewahren voreilig zu urteilen. So schreibt ein ehemaliger Student des Programms:
„Das besondere an den Fieldtrips war, dass die Religionen, die wir vorher in den Seminaren und Vorlesungen theoretisch kennen gelernt hatten, nun „Gesichter und Stimmen" bekamen. Es ist einfach über Religionen, besonders die so genannten „Neuen", schnell ein Urteil aus der Sicht der großen, altehrwürdigen Kirche und des Christentums zu fällen. Doch man bekommt hier ein gesundes Maß an Demut in der Begegnung mit Mitgliedern anderen Glaubens. Es wurde mir deutlich, dass, wenn man die Religion anderer Menschen nicht mit Respekt und Ernst betrachtet, man im selben Maß auch die Menschen, die ihr lebensbestimmendes Vertrauen hierin finden, nicht respektiert und ernst nimmt. Unnötig zu sagen, dass dies nicht der Botschaft des Evangeliums entsprechen kann.“

Das wäre jetzt eigentlich schon ein schöner Schlusssatz. Ich möchte jedoch noch zum Ende kurz eine Stimme zur Bedeutung des NCC Centers zu Wort kommen lassen, an dem das Studienprogramm angesiedelt ist. Dazu schreibt einer der ehemaligen Teilnehmer des Programms:
„Es wurde mir deutlich, dass insbesondere in der ein wenig geschlossenen japanischen Gesellschaft, in der das meiste durch persönliche Beziehungen zu funktionieren scheint, die Verbindungen des NCC Center notwendig waren, um mehr als nur die Oberfläche von Gesellschaft und Religion Japans berühren zu können.”

Ich freue mich, dass ich Ihnen ein paar Einblicke in das Studienprogramm geben durfte, dass die DOAM finanziell und ideell unterstützt und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Christiane Banse

1 Vgl. Repp, Martin (2000) „The NCC Center for the Study of Japanese Religions: Forty Years of Research and Dialgoue.” In: Japanese Religions (25), S. 135-153.
2 aaO, S. 141.
3 aaO, S. 8.







OAM-Gedenktage

04.06.1884 Gründung des AEPM (OAM) in Weimar

22.10.1945 Gründung der Schweizerischen Ostasien-Mission SOAM

26.02.1948 Gründung der japanischen Stiftung Christliche Oastasien-Mission in Kyoto, Japan

10.12.1952 Gründung der DOAM Deutsche Ostasienmission in Hamburg

1972 Gründung der EMS
Namensänderung zum 1.1.2012:
"Evang. Mission in Solidarität" EMS

1973 Gründung des BMW 

01.05.1980 Gründung der Diakonia-Schwesternschaft in Korea 

1982 Gründung des Tomisaka Christian Center TCC in Tokyo

23.02.1991Vereinigung von OAM-DDR und DOAM in Erfurt

Díe Vorsitzenden

1956 - 1968
Pfr. Erich Kühn

1968 - 1987
Prof. Dr. Ferdinand Hahn

1987 - 1992
Pfr. Hartmut Albruschat

1992 - 2011
Pfr. Paul Schneiss

2011 - 2017
Pfr. Hartmut Albruschat

2017  -  Interim
Pfr. Carsten Rostalsky, Stellv.
Pfr. Rainer Lamotte, Stellv.

2017ff
Lutz Drescher

2020ff
Dr. Carola Hoffmann-Richter

Die Geschäftsführer

1968 - 1975
Pfr. Paul Schneiss

1975 - 1978
Pfr. Hiroshi Murakami /
Pfr. Hartmut Albruschat

1978 - 1994
Pfr. Dr. Winfried Glüer

1993 - 1996
Pfr. Ingo Feldt (Berlin)

1996 - 2001
Pfrin Sabine Bauer

2001 - 2016
Lutz Drescher

2016  -  2018
Pfr. Solomon Paul Benjamin

2018 -
Pfr. Georg Meyer

SOAM


SOAM-Homepage

4.Juni 1884
Gründung des AEPM

1929
Umbenennung in Ostasienmission

1945
Trennung des schweizerischen Zweiges und Gründung der Schweizerischen Ostasien-Mission (SOAM)

2002
Vereinbarung zu enger Zusammenrabeit von SOAM und DOAM

2009 Jubiläum der OAM - 125 Jahre
ausgerichtet von der SOAM 

SOAM / HdB
Das Haus der Begegnung (HdB) in Kyoto wurde von Prof. Dr. Werner Kohler gegründet. Es ist eine eigene Sftung nach japanischem Recht.