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WATANABE Sadao (1913-1996): Kurzbiographie

WATANABE Sadao wurde 1913 in Tōkyō geboren und starb dort 1996.

Ab 1941

studierte er unter SERIZAWA Keisuke - und interessierte sich besonders für Katazome-Hanga (Schablonen-Druck). Seit jener Zeit verwendete er Themen der Bibel.

1944

wurde sein Druck "Ruth" als Meisterwerk anerkannt und erhielt den ersten Preis in einem Mingeikan-Wettbewerb .

1947

gewann seine Arbeit "Die Bronzeschlange" den ersten Preis bei einer von der St. James Kirche in New York geförderten Ausstellung Moderner japanischer Drucke.

1969

wurde er Mitglied des japanischen nationalen Verbandes der Schönen Künste. Von 1969-1970 lehrte er Druck-Techniken an der Abteilung der Schönen Künste der Linfield Universität in den USA. Während dieser Zeit fand eine Ausstellung seiner Bilder im Kunstmuseum in Portland statt. Auch beteiligte er sich an Kunstausstellungen in Seattle und San Francisco.

1971

gewann er mit seinem Beitrag zum Intermedia Weihnachtskartenwettbewerb den ersten Preis. Einer Einladung der lutherischen Kirche folgend ging er wieder in die Vereinigten Staaten. Am Gustavaus Adolphus College in Minnesota und an der Wittenberg Universität in Ohio hielt er Vorträge über Druck-Techniken und stellte dort auch seine Arbeiten vor.

1978

wurde er von der CCA (Christian Conference of Asia) zu einer Konferenz auf die Insel Bali in Indonesien eingeladen, wo er auch seine Bilder zeigen konnte.
Von

1979

1980 gab es einige wichtige Ausstellungen seiner Bilder.
Im September

1980

unterstützte die Christliche Buchhandlung in Ōsaka eine Ausstellung von "Sadao Watanabes Schablonen-Drucken" beim YMCA. Dieser erste Versuch im Kansai-Gebiet erhielt viel Aufmerksamkeit und positive Kommentare. Watanabe erhielt am 2. Mai 1981 den Ehrendoktor der Schönen Künste von der Linfield Universität in Oregon, USA.

1985

konnten seine Bilder in der großen Victoria Galerie in Kanada ausgestellt werden. Im folgenden Jahr 1986 gab die Protestant Publishing Co. (Shinkyo Shuppansha) in Tōkyō einen Bildband mit "Biblischen Drucken von Sadao Watanabe" heraus.

1987

wurde er zu dem Thema "Die vielen Gesichter von Armut und die Suche nach menschlicher Gemeinschaft" an das New York Stoney Point-Zentrum eingeladen. Im gleichen Jahr erhielt er von der Valparaiso Universität den Ehrendoktor der Schönen Künste.

1988

besuchte er auf Einladung der lutherischen Kirche von China u.a. Hongkong, Shanghai, Gwangju, Nanjing und nahm an Konferenzen und Ausstellungen in diesen Städten teil. Seine Bilder fanden eine starke Resonanz. Heute sind seine Bilder in vielen Museen zu finden:

  • Museum für Moderne Kunst in Tokyo
  • Museum für Moderne Kunst in New York
  • im Weißen Haus in Washington
  • Museum für Moderne Kunst im Vatikan
  • und in vielen anderen Städten.


"Letztes Abendmahl"

Watanabes Sinn für Freiheit und Humor zeigt unter anderem seine ArbeitLetztes Abendmahl

Normalerweise wird das Abendmahl in einer feierlichen Atmosphäre dargestellt, in der man die drohende Belastung von Düsternis und Sorgen fühlen kann. Als Ergebnis sind viele traditionelle Bilder vom „Letzten Abendmahl“ in einem Geist von Todesnähe und Ernsthaftigkeit geschaffen worden. Leitgedanke ist die Sorge in der Zeit einer bevorstehenden Trennung. Im Gegensatz dazu schafft Watanabe in seinem Bild eine Atmosphäre von Festlichkeit in einer geradezu humorvollen Art. Judas sitzt alleine, dennoch verbunden mit denen, die das Bild betrachten. Es erinnert uns, dass wir auf der Seite von Judas sind, auf dessen Rücken wir den Geldsack finden. In der Mitte des Tisches ist ein großer roter Fisch, der in der altjapapanischen Tradition zu Familienfesten einfach dazu gehört. Ein ganzer gebratener Fisch von Kopf bis Schwanz wird Okashiratsuki genannt, er leitet den fröhlichsten Gang des Festmahls ein. Außerdem finden wir auf der linkes Seite des Tisches eine große Platte mit Sushi, was wörtlich meint: sich um die Feier kümmern. Die Teller vor den Jüngern sind mit verschiedenen Folkloremustern geschmückt, typisch für die unterschiedlichen Regionen Japans. Es ist ein japanischer Brauch vor einer Zeit des Abschieds und der Trennung, einen Trinkspruch über Sake (Reiswein) auszutauschen. Eher als Brot und Wein, denkt Watanabe, fügen sich Sushi und Sake auf natürliche Weise in das letzte Abendmahl.

Japanischer Farbholzschnitt - ein Abriss

Seit dem 8. Jh. waren in Japan heilige Texte bekannt, die mit Götterdarstellungen in Form von Holzschnittdrucken illustriert waren. Hatte der Holzdruck in China seine Ursprünge, so waren es zwei Besonderheiten Japans, die ihm dort eine rasche künstlerische wie technische Weiterentwicklung ermöglichten. Zum einen fertigten die Japaner ein dickes, weiches, saugfähiges Papier, das sich sehr gut zur Aufnahme von Farbe oder Tinte eignete. Zum anderen lieferten die zahlreichen Kirschbäume ein Holz, das wegen seiner Kompaktheit und Homogenität in besonderer Weise für die Herstellung von Druckstöcken tauglich war.

Der Holzschnittdruck war eine Volkskunst. Sie entwickelte sich während der Edô-Zeit (1603 - 1868), als das Land vollständig von der Außenwelt isoliert war. Im Zuge des Niedergangs der feudalen Macht gelangte die Klasse der Kaufleute zu wirtschaftlicher Macht; Hand in Hand mit der Gründung der Städte und der Herausbildung einer städtischen gegenüber der feudalen Kultur der Höfe wurde sie zu einem prägenden Element der japanischen Kunst. Von Anfang an war der Holzschnitt eine Art Gegenkultur, ein Ausdruck erwachenden emanzipatorischen Bewusstseins und eines Aufbegehrens gegen die Bevormundung durch den Adel. Deshalb waren nicht klassische Motive Gegenstand der Drucke, sondern das alltägliche Leben: das Leben der Bauern, der Händler. Kunstgeschichtlich stellt die ukiyo-e, die Kunst einer “fließenden Welt”, eine Befreiung und Emanzipation dar; sie löste die erstarrte und geschwächte Samurai-Kunst ab und belebte das Kunstschaffen durch die Fülle und Vielseitigkeit der Motive des täglichen Lebens.

Der Holzschnitt spiegelte den Geschmack des Volkes ebenso wieder, wie er ihn prägte. Zu den beliebten Motiven gehörte das Volkstheater, das kabuki. Im Gegensatz zum stark stilisierten, aristokratischen nô lebte das kabuki von der bunten Vielfalt und der Vitalität des städtischen Lebens; der Farbholzschnitt belieferte einen zunehmenden Markt für Schauspieler-Darstellungen - also eine Art Fan-Poster - und verhalf so umgekehrt dem kabuki zu größerer Beliebtheit.

Neben dem Reiz der exotischen Begegnung hält der Holzschnitt für uns Westliche auch tiefgehende ästhetsiche Einsichten und Erlebnisse bereit und verhilft uns nicht zuletzt - als überlieferte kulturhistorische Dokumentation - zu einem angemessenen Verständnis des Lebens in der Edô-Zeit, vielleicht sogar des japanischen Lebensgefühls insgesamt.

Erläuterungen zu den Bildern von WATANABE Sadao

von SUZUKI Haruhisa

WATANABE Sadao widmete sein ganzes Leben der Arbeit von "Katazome" (Schablone), die Geschichten der Bibel erzählen. Katazome ist eine Technik des Färbens, überkommen von Edo-Komon (eine Kimono Webkunst), Katatsuki-Yuzen (ein Kimono-Muster) und Okinawa-Bingata (Auftragen vieler Farben mit Hilfe einer einzigen Schablone). Nachdem er eine spezielle Paste basierend auf "Katagami" (Schablone) Nunoji (Stoff) aufgebracht hat, färbt er dies. Bei WATANABE findet die einzigartige Kunst des Färbens in Japan ihren besonderen Ausdruck. Man sagt, dass Katazome stark von Okinawa-Bingata beeinflusst wurde, was auf eine über vierhundertjährige Tradition zurückblickt.

Während Watanabe sich als Student von SERIZAWA auf das Färben spezialisierte, wurde er ein bekannter Künstler; gleichzeitig hatte er die Idee, nicht nur auf Nunoji (Stoff) zu arbeiten, sondern Washi (japanisches Papier) zu benutzen. Er übernahm also die traditionelle, volkstümliche Methode in seine eigene Kunst des Färbens ohne ihre Merkmale zu zerstören. Und so führte er die japanische Druckkunst zu einer neuen Höhe. Man kann seine Fähigkeiten und seinen Beitrag zur Entwicklung der Kunst in unserer Zeit kaum überschätzen.

Seine Arbeiten scheinen immer währendes "Stillschweigen" anzuzeigen. Aber es ist keine flaue oder schwere Stille, die den Betrachter in ihren Bann zieht und zur Stille zwingt. Seine Arbeiten umarmenden Betrachter wie warme und weiche Luft und bringen ihn eindeutig zu der Erkenntnis, dass der wirkliche Frieden aus der Tiefe eines Schmerzes heraus kommt und Solidarität und Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Dies hat viel mit der Tatsache zu tun, dass er die Themen seiner Kunst in der Bibel findet und versucht, mit seiner Kunst nur sein Vertrauen auszudrücken, die Bemühung darum, das Geheimnis und die Einsicht als die Essenz des Glaubens zu deuten.

Watanabe ist in Europa und Amerika ebenso berühmt wie in Japan. Vielleicht hängt dies mit der Krise der europäischen Zivilisation zusammen, die auf einem langen Weg und durch schwere Kämpfe hindurch bemerkenswerte Fortschritte in der Geschichte gemacht hat. Doch jetzt halten die Menschen Ausschau nach einem Anhaltspunkt, nach Menschen, die den wahren Frieden in Gott gefunden haben. Watanabe gibt dieser Einsicht auf seine besondere Weise einen groß-artigen Ausdruck.

Wirklicher Frieden kommt nicht von bloßer Abwesenheit von Streit und Krieg. Frieden zeigt sich nur dort, wo ein Mensch keine andere Priorität mehr kennt, als sich auf den zu konzentrieren, dessen Leben und Hoffnung in Watanabes Bildern aufscheint. Vielleicht kann die Meditation seiner Bilder helfen, das Geheimnis dieses Menschen zu begreifen.

(Quelle: Flugblatt ohne weitere Angaben)