2004: Bericht von Oberin KIM

Ein Bericht der DIAKONIA-Schwesternschaft


Von KIM Jeong-Ran, Oberin

Die rasante wirtschaftliche Entwicklung Südkoreas verändert die Gesellschaft. Eine Folge ist die zunehmende Individualisierung. Diese wiederum führt zu einer größeren psychischen und spirituellen Leere der Menschen. Deshalb suchen viele, die ein spirituelles Gebetsleben in Gemeinschaft brauchen, das Meditationshaus der Schwesternschaft in Aunae bei Chonan auf.

Einige begannen, sich für eine Familienkommunität zu interessieren, darunter auch geschiedene Frauen, deren Zahl deutlich zunimmt. So kam es im Mai 2003 zur Gründung unserer Familienkommunität, 12 km vom Mutterhaus entfernt. Die Schwesternschaft erwarb 7700 qm Land, damit die Mitglieder landwirtschaftlich arbeiten können. Pfarrer Chung Hoon-Young und seine Familie waren die ersten, die der Familienkommunität beitraten.

1992 war der Pfarrer in ein von Armut gezeichnetes Bauerndorf nördlich der Stadt Chonan gezogen und hatte einen Kuhstall gemietet, den er als Kirche und Haus nutzte. Er betrieb Landwirtschaft unter ökologischem Aspekt, half den alten Bauern bei der Arbeit und war gleichzeitig ihr Seelsorger. Das Pfarrerehepaar teilt Freude und Leid der einsamen und gebrechlichen Alten, der Waisenkinder, die bei der Großmutter aufwachsen, und der Alleinstehenden, die ihre Familienangehörigen verloren haben. Durch dieses Leben hat das Pfarrerehepaar Gottes Liebe neu erfahren und den Ruf zu einem gemeinsamen Leben des Teilens empfangen. So sind sie mit der Schwesternschaft und den Menschen, unter denen sie leben, ein Verhältnis der Solidarität und des gegenseitigen Kraftgebens eingegangen

Die Diakonia-Schwesternschaft wurde vor fast 25 Jahren am 1. Mai 1980 in Mokpo im Südwesten Koreas, südlich der Stadt Kwangju, gegründet. Sie ist eine sich der Meditation und dem diakonischen Engagement widmende Kommunität unverheirateter Frauen. Von Anfang an war es ein Problem, ein Gleichgewicht zwischen Beten und Arbeiten herzustellen. Die Anforderungen der diakonischen Arbeit wuchsen ständig, und die Schwestern wurden durch die viele Arbeit und fehlende Erholung innerlich müde. Es wurde schwer für sie, in der Fülle der täglichen Arbeit beim Gebet ganz auf Gottes Stimme zu hören. Jede begann ihren eigenen Weg zu gehen. Das führte zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten. So beschlossen wir 1998 mit unserem Mutterhaus nach Aunae nahe der Stadt Chonan, südlich von Seoul, zu ziehen, um ungestört beten zu können. Wir betreiben dort ein Haus für Retraiten, in dem von fünf Schwestern ein Gebetsleben für alle Christen einzelne oder Gruppen angeboten wird. Die Schwestern wechseln seitdem regelmäßig zwischen der aufreibenden Arbeit im Diakonia-Hilfswerk Mokpo und einer Zeit des seelisch-geistig stärkenden Gebetslebens in Aunae/Chonan.

Im Diakonia-Hilfswerk in Mokpo betreiben sechs Schwestern die folgenden Einrichtungen:

1. Hansam-Haus:
ein 1986 errichtetes Haus, in dem chronisch TBC-Kranke betreut werden. Diese Kranken sind unfähig zu einer Rehabilitation oder ohne Familien, die sie betreuen könnten. Das Heim ist auf Spenden angewiesen, es erhält keine Unterstützung von der Regierung.

2. Sega-Wohlfahrts-Stiftung:
Die Stiftung trägt die jährlichen Schulgebühren für jeweils 40 Schüler aus mittellosen Familien. Durch Rüstzeiten und Gruppenarbeiten werden ihnen hilfreiche Kenntnisse für die Lebensbewältigung vermittelt. Außerdem unterstützt die Stiftung sozial schwache Familien, versorgt sie mit Lebensnotwendigem und bietet medizinische Hilfe an.

3. Hengbok-Alten-Tagesstätte:
1998 von der Stadtverwaltung Mokpo übernommene Tagesstätte für mittellose Alte, die sich tagsüber in der Gegend am Bahnhof Mokpo aufhalten, für Obdachlose und allein lebende Alte im Hafengebiet sowie Sozialhilfe-Empfänger. 145 Menschen bekommen so täglich ein Mittagessen und verschiedene Service-Programme angeboten.

4. Hadang-Alten-Tagesstätte:
Die 2003 von der Mokpo-Stadtverwaltung beauftragte Einrichtung soll den Lebensabend der alten Menschen in dem Gebiet verbessern. Auf der Basis des lebendigen Austausches mit der Gesellschaft werden vielfältige Beratungen zur Gesundheitsverbesserung, Freizeitbeschäftigung, Kulturprogramme sowie qualifizierter Service für Altenpflege angeboten. Dazu kommt noch ein Raum für Physiotherapie und ein Alten-Tages-Center, in dem körperlich behinderte Alte tagsüber betreut werden können, wenn die Familien keine Möglichkeit haben, ihre Angehörigen selbst zu betreuen. Außerdem werden diverse Rehabilitations-Programme sowie Krankengymnastik angeboten.

Unser Leben als Diakonia-Schwesternschaft zielt auf eine Welt, in der man sein Leben für den Nächsten mitlebt. Unsere sich schnell ändernde koreanische Gesellschaft führt zu Individualismus und seelischen Erschöpfungszuständen. Daher wächst das Interesse an einem gemeinschaftlichen, vom Gebet begleiteten Leben und damit an uns und unserem Retraiten-Haus. Wir hoffen, dass unser Glaube und unser Handeln eins werden durch ein Leben in Gemeinschaft und Gebet und zugleich im Dienst am seelisch und körperlich leidenden Nächsten.

KIM Jeong-Ran ist die Oberin der Diakonia-Schwesternschaft in Chonan und Mokpo.
Aus dem Koreanischen übersetzt von Insook Schrof, zusammengefasst von Gerd Decke, Referent im BMW für Korea.
Mit freundlicher Genehmigung des BMW aus „mission“ Nr.2/2004, S.27-29.