2007: Kaiserswerther Generalkonferenz - Grußwort

KIM Jeong-Ran, Oberin

Grußwort bei der Kaiserswerther Generalkonferenz
vom 18.-22. Juni 2007 in Finnland

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder!

Der Friede Gottes sei mit Ihnen!

Zuerst möchte ich mich herzlich dafür bedanken, dass Sie uns zu dieser Versammlung eingeladen haben.

Die Diakonia-Schwesternschaft in Korea feierte am 1. Mai 2005 ihr 25-jähriges Bestehen. Dazu haben wir Freunde und Freundinnen aus dem In und Ausland, die sich mit uns verbunden fühlen und uns in unserer Arbeit unterstützen, eingeladen. Gemeinsam feierten wir einen festlichen Gottesdienst und im Anschluss ein fröhliches Fest. Ich habe diese Gelegenheit dazu benützt, dem Kaiserswerther Verband und seinen Mitgliedern besonders zu danken, waren es doch Ihre Gebete und Ihre kontinuierliche Hilfe, die uns in den vergangenen 27 Jahren mit hindurchgetragen haben.

Als wir begannen, war die Rolle der Frauen in der koreanischen Gesellschaft noch sehr begrenzt. Das hing mit der konfuzianischen Tradition in Korea zusammen, die bis dahin noch stark verwurzelt war. Es ist auf diesem Hintergrund, dass die Diakonia-Schwesternschaft als eine Kommunität für Frauen begann, und damit ein Modell klösterlichen Zusammenlebens für evangelische Frauen in Korea schuf. Durch das Leben im Dienst für unsere leidenden Nachbarn (Mitmenschen) wurden wir neu geboren als Mitarbeiterinnen im Reich Gottes.

Auch die Rolle der Kirchen in Korea war damals weitgehend beschränkt auf regelmäßige Gottesdienste und Wohltätigkeit an Mitgliedern der eigenen Kirchengemeinde. Wir hingegen haben uns von allem Anfang darauf konzentriert, der gesamten örtlichen Mitbewohnerschaft (Gemeinde) zu dienen. Das hat dazu geführt, dass viele Kirchengemeinden in Mokpo bereit wurden, sich weit über ihre eigenen Kirchengrenzen hinaus in der Gesellschaft zu engagieren.

Wir waren auch Pioniere in den Bemühungen, die Einheit zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen (Denominationen) der christlichen Kirche in Korea zu stärken, indem wir eine Kommunität aufbauten, die alle einschloss. Freiwillige, egal welcher Denomination sie angehörten, kamen zu uns, um mit uns zu arbeiten. Diese Arbeitspartnerschaft mit den verschiedenen Denominationen haben wir beibehalten.

Darüber hinaus haben wir mit Einzelpersonen und auch Gruppen zusammengearbeitet, die einen katholischen, oder buddhistischen Hintergrund haben. Das hat den Dialog und auch die Kooperation zwischen den verschiedenen Religionen vorangebracht. Weil es in Korea viele verschiedene Religionen gibt, ist die Frage der Zusammenarbeit von größter Bedeutung.

Während der letzten 3 Jahre gab es in unserer Schwesternschaft einige Veränderungen.

In Cheon-An leben und arbeiten 5 Schwestern, eine Ruhestandsschwester eingeschlossen, die im Mutterhaus wohnt. Wenn junge Schwestern hier im MutterhausZentrum ihre Ausbildung abgeschlossen haben, werden sie nach Mokpo entsandt, um in unseren Sozialprojekten mitzuarbeiten. Eine unserer Schwestern ist zur Zeit im Sabbatjahr.

Neben der Ausbildung neuer Mitglieder unterhalten wir in Cheon-An auch ein Retreat-Haus (Einkehrhaus). Es kommen mehr und mehr Leute zu uns, die unsere Einrichtung nützen wollen. Inzwischen halten wir zwei Mal monatlich besondere Gebetszeiten (prayer sessions) ab, an denen die Teilnehmer einer Freizeit oder Tagung, die gerade bei uns zu Gast sind, sich anschließen können. Viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen übernehmen die Methode, die wir während den Gebetszeiten gemeinsam eingeübt haben, für ihre persönliche Andacht.

Am Karfreitag feiern wir einen besonderen Gottesdienst. Er ist offen für jeden und jede, auch aus anderen Denominationen. Entlang des Kreuzweges Jesu, den wir auf dem bewaldeten Hügel hinter dem MutterhausZentrum angelegt haben, geben wir während der Prozession Raum für Meditation und Gestaltung des dramatischen Ereignisses.

In Mokpo leben und arbeiten derzeit vier Schwestern. Bis Ende 2005 haben wir im Auftrag der städtischen Verwaltung Mokpo’s ein Tageszentrum für alte Menschen geleitet. Dieser Vertrag lief jedoch im Januar 2006 aus. Wir haben diesen Vertrag nicht erneuert, sondern stattdessen mit einem etwas veränderten Projekt begonnen, das sich in Form eines Gruppenheimes noch mehr den wirklich verarmten alten Leuten widmet. Auch diese Arbeit wird von der Stadtregierung unterstützt.

Außerdem unterhalten wir ein sogenanntes Familien-Förderungsprojekt. Es richtet sich an Menschen in Mokpo, die unter Armut, Krankheit und Isolation leiden. Wir machen regelmäßig Hausbesuche bei den Familien, bieten Beratung an und helfen konkret mit Geld für tägliche Ausgaben, medizinische Behandlung und Bildung. Unter diesen Hilfeleistungen hat sich das Stipendienprogramm, das wir schon seit vielen Jahren unterhalten, besonders bewährt. Es verhilft dazu, die verhängnisvolle Armutsspirale über Generationen hinweg zu durchbrechen. Einige unserer Stipendiaten haben bereits die Sekundarschulbildung abgeschlossen und studieren jetzt im College. Andere haben sogar einen Arbeitsplatz gefunden.

Neben all diesem beteiligen wir uns an vielen Aktivitäten einiger Frauengruppen unserer Kirche und unterstützen sie. So haben wir uns z.B. mit 25 Gruppen, die zum Verband Christlicher Frauen in Korea gehören, zusammengetan, um Aktionen in Gang zu setzen, die das Ende von Krieg und Gewalt, in Ländern wie Nordkorea und dem Irak, vorantreiben. Seit letztem Jahr beteiligen wir uns am Gebet für den Weltfrieden, das ebenfalls vom Verband Christlicher Frauen in Korea durchgeführt wird.

Eine Sache, die wir während der ganzen 27 Jahre Dienst kontinuierlich realisiert haben, ist, dass wir eine organische (lebendige) Beziehung mit den Armen, den Kranken und den isolierten Nachbarn (Mitmenschen) leben. Es ist eine Beziehung wechselseitigen „Leben-gebens“ (mutual life-giving). Was gut ist für Andere, ist gut für uns. Wir helfen Anderen zu leben, und empfangen dadurch Leben für uns selbst. Wir praktizieren das nicht nur im Blick auf Menschen, sondern beziehen auch alle anderen Lebewesen mit ein. Wir glauben, dass es das ist, was unser Schöpfer will. Unser Leben sollte sich in der Weise verändern, dass all unsere Bemühungen dazu dienen, einander Leben zu geben.

Das ist es auch, warum wir hier sind:

Einander zu verstehen, sich gegenseitig zu helfen und wechselseitig Leben zu fördern (zu aktivieren), trotz unterschiedlicher Sprache, Kultur, Volkszugehörigkeit und Tradition. Ich bin überzeugt, dass Gott Freude hat an einer solchen Versammlung und danke ihm für diese wunderbare Gelegenheit.

Ich danke Ihnen allen!

Frau KIM Jeong-Ran ist Oberin der Diakonia-Schwesternschaft in Südkorea.