In Memoriam: OH Jae Shik

In Memoriam OH Jae-Shik  26. März 1933 - 03. Januar 2013

Mit OH Jaeshik verbindet uns eine enge Zusammenarbeit während der Zeit der Militärdiktatur in Südkorea, als während der Bemühungen um Demokratie und Menschenrechte im Lande. Darüberhinaus war er maßgeblich an den beiden Symposien der DOAM in den Jahren 2000 und 2008 beteiligt.

Vor zwei Jahren litt OH Jae Shik an Hautkrebs. Er konnte „geheilt" werden. Nun ist im vergangenen Jahr der Krebs an anderer Stelle aufgetreten und hat zu seinem Tod geführt. Am 3. Dezember 2012 ging er ins Krankenhaus der Seoul Universität, am 1. Januar 2013 unterhielt er sich zum letzten Mal mit seiner Familie. Am 3. Januar um 20:20 hat sein Herz aufgehört zu schlagen.

Die Trauerfeier fand am Montag, 7. Januar 2013  9:00 Uhr, in der Halle des National Council of Churches in Korea statt.

Dr. OH hat im Jahr 2000 bei unserem ersten Symposium in Musashi Ranzan, Japan einen denkwürdigen Vortrag zum Problem der Wiedervereinigung gehalten. Er kann auf unserer Homepage nachgelesen werden:
http://www.doam.org/images/projekte/konferenzen/symp2000_oh_vergebung_d.pdf

Pfr. Maejima (früher Generalsekretär des NCCJ) schrieb folgenden Nachruf:

 


Wir trauern um OH Jae-Shik
Ein Nachruf von Munetoshi MAEJIMA, Japan

 

OH Jaeshik, der u.a. für die Ökumene viel geleistet hat, ist am 3. Januar 2013 im Alter von 79 Jahren verstorben. Er wurde 1933 auf der koreanischen Insel Cheju geboren. An der Universität Seoul studierte er Religionsphilosophie und an der Yale Universität Theologie. Er verzichtete auf eine Stelle in einer Zementfirma und führte stattdessen die Studentenbewegung an, auch als Mitglied des Vorstands bei der christlichen Studentenvereinigung in Korea. Ab 1971 beteiligte er sich an internationalen Aktivitäten: in der Christian Conference of Asia (CCA) war er Sekretär der Urban-Industrial-Mission (URM) sowie der internationalen Abteilung. Während dieser Zeit hat er auch im japanischen Haus der Kirche in Nishi-Waseda ein Büro für die CCA eingerichtet und mit seiner Familie in Tokyo gelebt. Danach wurde er Leiter des Koreanischen Nationalen Kirchenrates (NCCK). Später bekleidete er leitende Ämter im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK): im Büro für Entwicklung (CCPD) und in der damaligen Abteilung Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung (JPIC). Nachdem er von diesen Ämtern zurückgetreten war, wurde er Direktor von World Vision und bemühte sich besonders um die Wiedervereinigung Koreas. Seine Arbeit war über ein halbes Jahrhundert lang der Ökumenischen Bewegung gewidmet.

„Die Kirche muss für alle Menschen ein ganz offener Garten sein“2
Dies war die Antwort von Herrn OH auf die Frage, was die Kirche in Erwartung des 21. Jahrhunderts tun solle. Die Teilnahme an Aktivitäten im Ausland war damals für mich, der ich als Gemeindepfarrer arbeitete, eine Aufforderung zur Ökumene, die die Mauern in der Kirche beseitigen will. Die Begegnung mit Herrn OH war für mich ein Anstoß zur ökumenischen Bewegung, mit der ich seitdem immer zu tun hatte.

Meine erste Begegnung mit Jaeshik OH fand im Jahre 1972 statt. Damals nahm ich auf Empfehlung von Professor Masao TAKENAKA (Vorsitzender der CCA–URM) an der regionalen ökumenischen Bewegung in einem Slum auf den Philippinen teil und traf zur Vorbesprechung im CCA-Büro in Tokyo Jaeshik OH. Auf den Philippinen erlebte ich dann, wie ein neugeborener Säugling verhungerte und starb. Dieses Erlebnis führte mich zum Nachdenken über das Gebet Jesu, das „Vater unser“. Wir beten „unser täglich Brot gib uns heute“. Aber wer ist „wir“? Es ist kein abstraktes „wir“, vielmehr stellt sich hier die Herausforderung zum gemeinsamen Leben, das Teilen von Lebensmitteln mit dem verhungernden Säugling. Dieses Erlebnis wurde zum Ausgangspunkt für die „Negros-Bewegung“ (Solidarität zwischen dem japanischen und philippinischen Volk), für die wir uns eingesetzt haben.

„Frieden ist kein Schlagwort, sondern Aufgabe des Gebets“
Jaeshik OH wies uns darauf hin, dass uns im „Vater unser“ eine Aufgabe gestellt wird. Solange wir mit dem verhungernden Säugling unser Essen nicht teilen, gibt es keinen Frieden. Beim Beten des Vaterunsers denke ich immer daran.

Jaeshik OH hat die Menschen bewegt. Er hatte die besondere Gabe den Menschen Anstöße zu geben. „Ich mag lieber das Wort Mobilisieren als Trainieren“, sagte er („CCA-URM-Report“). Er schätzte die Dynamik eines Volkes, das zur Verwirklichung eines Traums und einer Vision angetrieben wird. Für mich war die Mobilisierung auf den Philippinen ein erster großer Schritt in die Ökumene. Danach, während ich beim CCA und ÖRK mit Jaeshik OH zusammenarbeitete, bewunderte ich seine Mobilisierungskraft.

Durch die Ökumene werden Menschen bewegt und Schranken beseitigt. Solche Aktivitäten überschreiten Staatsgrenzen und manchmal führen sie auch zu illegalen Aktionen. In den 1970er Jahren übernahmen in Korea und anderen asiatischen Ländern Militärs die Regierungen. Während die Menschenrechte auf verschiedenste Weise eingeschränkt wurden, wurde in Korea die Diskussion „Was ist wichtiger – die Wiedervereinigung von Süd und Nord oder die Demokratisierung?“ immer heftiger. Dabei hat der NCC Südkoreas den „Vorrang der Demokratisierung und der Menschenrechte“ vorgeschlagen. Der NCC Japan hat sich mit der Organisierung eines Notkomitees der Christen zur Korea-Frage solidarisiert und die Aktivitäten für die Demokratisierung in Korea fortgesetzt. Die unterdrückten Stimmen des Volkes wurden auf verschiedenen Wegen über viele Jahre hin kontinuierlich bekannt gemacht. Man wird an die „Nachrichten aus Korea“ (in der Monatszeitschrift „Sekai“, Iwanami Shoten Verlag) erinnert, in denen ein Ikeaki Kan anonymer Berichterstatter war. Die Menge an geheim gesandtem Material belief sich auf 133.000 Seiten zu 75.000 Themen. Zur Unterstützung der Demokratisierungsbewegung auf den Philippinen wurden sogar Nachrichten durch ein Bananentransportschiff überbracht.

All das bewirkte die Organisations- und Mobilisierungskraft von Jaeshik OH. Viele dieser Aktivitäten erfolgten damals auch unter Lebensgefahr; aber OH nahm diese Herausforderung mutig an und bewegte so die Menschen. Dies war die leidenschaftliche Arbeit seiner Vorstellungs- und Schöpfungskraft zur Schaffung des Friedens.

„Theologie deutet die in der Geschichte wirkenden Fußspuren Gottes„
Dieser Ausspruch von OH hat sich mir besonders eingeprägt. Von uns wird nun gefordert, den Fußspuren von Jaeshik OH zu folgen, der den größten Teil seines Lebens vor Ort verbrachte.

(Übersetzung durch AKAIKE Kimio)

Quelle: Evangelium und Welt, Tokyo Februar 2013

1 Munetoshi MAEJIMA ist ehemaliger Generalsekretär des NCC Japan und Lehrbeauftragter an der Universität Kansai Gakuin in Nishinomiya bei Kobe/Japan.
2 Die Zitate von Jaeshik OH finden sich in der Sammlung seiner Schriften „Ausblick auf die ökumenische Bewegung“, hg. vom Ökumenischem Forum Kansai (Haus der koreanischen Kirche in Japan - KCC, Osaka).