Reisebericht Oktober 2002: Amity Foundation

Aus einem Reisebericht
Oktober 2002

von Lutz Drescher

Beeindruckend ist die Arbeit, die die 1985 von Christen gegründete Amity Foundation in China leistet. Wir haben sowohl die Zentrale besucht und Gespräche mit Direktoren unterschiedlicher Abteilungen geführt, wie auch mehrere Projekte besichtigt. Alle Projekte von Amity stehen immer auf drei Füßen: Die Initiative und aktive Unterstützung von Betroffenen, eine staatliche Anerkennung und Förderung, eine inhaltliche Begleitung und finanzielle Unterstützung durch Amity, die wiederum ihr Geld von Partnern im Ausland erhält.

Eines der Kennzeichen der Amity Foundation ist, dass sie bereit und auch in der Lage ist auf neue Herausforderungen zu reagieren. Eine dieser Herausforderungen ist die große Zahl von MigrantInnen. Man rechnet mit bis zu 100 Mill. Menschen, die inzwischen die ländlichen Gegenden verlassen haben und in den Städten ihr Glück versuchen Schon zu Beginn unseres Besuches in Nanning ist uns aufgefallen, wie viele Menschen versuchen, mit einfachsten Mitteln "ins Geschäft“ zu kommen. Eine lange Schlange von Frauen, die je einen Stuhl, einige Bürsten und einige Tuben Schuhcreme besitzen; eine große Anzahl von Menschen, die am Straßenrand ihr Geld damit verdienen Fahrräder aufzupumpen und hin und wieder eine Schraube anzuziehen; Tagelöhner, die mit ihrem Werkzeug am Straßenrand sitzen und auf kleinen Plakaten ihre Fähigkeiten anpreisen. Als "transient vistors“ = "vorübergehende Gäste“ werden in einem Faltblatt beschönigend die drei Millionen Menschen bezeichnet, die innerhalb einer Bevölkerung von 16 Millionen in Shanghai als MigrantInnen leben. In Nanjing hatten wir Gelegenheit, eine von Amity unterstützte Schule für die Kinder solcher MigrantInnen zu besuchen. Da die Zahl der Kinder innerhalb von kurzer Zeit auf 1.000 angewachsen ist, musste diese Schule immer wieder umziehen und hat nun in einer leer stehenden Fabrik Unterkunft gefunden. Wie auch in anderen Ländern sind MigrantInnen in China allerlei Härten ausgesetzt. Sie arbeiten überwiegend in so genannten 3D-Jobs (dirty, difficult and dangerous) und sind in der ständigen Gefahr, ausgebeutet zu werden. Eines der neuen Projekte, das wegen seiner Nähe zu einer auch politischen Einflussnahme innerhalb der Amity Foundation Diskussionen ausgelöst hat, ist die Rechtshilfe für Arbeiterinnen, denen Löhne vorenthalten werden oder denen bei Unfällen keine Entschädigungen bezahlt werden. Die Amity Foundation arbeitet dabei mit dem Anwaltsverein zusammen. Jurastudierende arbeiten ehrenamtlich mit und bieten in so genannten "Legal Clinics“ kostenlose Rechtsberatung an.<br /><br /> Bei einer zweitägigen Tour haben wir etwas von der ländlichen Wirklichkeit Chinas kennen gelernt und zwei Schulen und <strong>Internate für hörgeschädigte Kinder </strong>besucht. Besonders beeindruckend war eine kleine Schule in einem Dorf, in dem das Jahreseinkommen bei nur 800 Yuan (100.- EURO) liegt. Einem pensionierten Grundschullehrer war in den 80er Jahren aufgefallen, wie viele hörgeschädigte Kinder in diesem Distrikt leben ohne die Chance zu haben, je eine Schule zu besuchen. Nach seiner Pensionierung begann er für diese Kinder in seinem Haus ein Vorschulprogramm einzurichten und sie dort auch aufzunehmen. Sein Sohn, <strong>Herr XU</strong> führte diese Arbeit weiter und inzwischen leben und lernen dort jeweils 16 Kinder. Amity und das NMZ haben mitgeholfen die bestehenden Räume zu renovieren und auszubauen und tragen sowohl einen Teil der Gehälter der beiden Lehrkräfte (ja ca. 320 Yuan pro Monat = 40,42 EURO) wie auch einen Teil der Unterhaltskosten der Kinder (ca. 8 EURO im Monat) . Nach diesem Vorschulprogramm können die Kinder eine weiterführende Schule in einer 40 km entfernten Stadt besuchen, in der auch eine Berufausbildung ermöglicht wird. Auch für Kinder dieser Schule übernehmen Amity und das NMZ einen Teil der Lebenshaltungskosten und haben einen Unterrichtsraum eingerichtet, in dem die Kinder den Umgang mit dem Computer erlernen.</p> <p>Auch in der <strong>AIDS </strong>Frage, die in China lange totgeschwiegen wurde, ist die Amity Foundation aktiv und hat z.B. in der Guangxi Provinz in Zusammenarbeit mit dem Dermatologischen Institut Seminare für im Gesundheitswesen Tätige zu diesem Thema angeboten. Auch eine CD wurde produziert, die vor allem die Kirchen in dieser Frage sensibilisieren soll und deshalb der theologischen Zeitschrift "Tian-Feng“ beigelegt wurde.<br /><br /> Eines der Ziele von Amity ist auch, Kirchengemeinden zur Übernahme <strong>sozialer Verantwortung</strong> zu bewegen. So gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Altenheimen, Gesundheitsstationen und auch von Kindergärten (!), die von Kirchengemeinden eingerichtet, staatlich anerkannt und von Amity unterstützt werden. Allerdings gibt es noch gewisse Restriktionen, was die direkte finanzielle Unterstützung (sozialer Arbeit) von Kirchengemeinden durch Amity betrifft. In bestimmten Fällen könnte es sinnvoll sein, dass Amity den sozialen Anteil und Partner im Ausland den eher kirchlichen Anteil bestimmter Projekt übernehmen.<br /><br /> Last not least ist die <strong>Amity Printing Company</strong> zu erwähnen, in der neben 25 Mill. Gesangbüchern inzwischen 30 Millionen Bibel gedruckt wurden, die über 65 Verteilstellen im Land und in über 40.000 Gemeinden und Treffpunkten für ca. 1,50 EURO erworben werden können. (Dass es immer noch Gruppen gibt, die meinen, Bibeln müssten eingeschmuggelt werden, gibt Auskunft über ein bestimmtes Chinabild, dem diese Gruppen verhaftet sind).</p> <p>Zusammenfassend möchte ich sagen:<br /><br /> Die in Zusammenarbeit mit der Amity Foundation durchgeführten Projekte werden gründlich geplant und gut durchgeführt. Eine weitere Zusammenarbeit ist zu empfehlen.<br /> Was die Kirche in China betrifft, war es für mich die erste Begegnung und ich war fasziniert davon, wie chinesische Christen ihren Glauben leben und ihm Ausdruck verleihen. Sie sind nach wie vor auf unsere informierte Fürbitte und Solidarität angewiesen. Die Begegnung und der Austausch mit ihnen sind wechselseitig fruchtbar.</p> <br /> <p><strong>EMS-DOAM-BM & China</strong></p> Im Oktober 2002 reiste der Geschäftsführer der DOAM und Ostasienreferent im EMS,Lutz Drescher, nach China. Hier fasst er seine Eindrücke für den Missions Council des EMS zusammen:<br /> <p>"Sowohl die DOAM, wie auch die Basler Mission hatten historisch Beziehungen nach China. Nach der Öffnung Chinas hat das EMS vertreten durch den damaligen Ostasienreferenten Dr. W. Glüer als eine der ersten Missionsgesellschaften wieder Kontakte nach China geknüpft und das Vertrauen der chinesischen Kirche erworben.</p> <p>Auch wenn die Kirche in China nicht im Missionsrat vertreten ist (über einen Gaststatus wäre nachzudenken) gehört sie doch im Doppelsinn des Wortes "in besonderer Weise“ zu unserer internationalen Gemeinschaft dazu. Sie ist auf unsere informierte Fürbitte und unsere Solidarität angewiesen. (Mit Beschämung habe ich wahrgenommen, dass sie bisher nicht einmal im Fürbittkalender des EMS auftaucht.). Dringend empfehle ich einen baldigen Besuch des Generalsekretärs und des / der Missionsratsvorsitzenden in China."</p> <p>Der vollständige Bericht an den Mission Council des EMS als pdf-Datei <a href="images/partner/ccc/china_lutzdrescher_beziehungen2002.pdf">hier.</p> <p>Der vollständige Reisebericht als pdf-Datei <a href="images/partner/ccc/china_lutzdrescher_reise2002.pdf">hier.

 

Kinder von Wanderarbeitern

Fotos von Lutz Drescher











CCC

Stichwörter zur Geschichte

7.-9. Jhd.
Nestorianer

1583 - 1717
Jesuitenmission, zeichnet sich durch starke Assimilation an die chinesische Kultur aus, zielt auf die Gewinnung der Oberschicht.
Matteo Ricci.
Ritenstreit beendet die Missionstätigkeit aller Orden

Beginn 19. Jhd.
protestantische Mission

1807
Robert Morrison, intensive Übersetzungstätigkeit

1814
erster Konvertit

1819
chinesische Bibel

1844
Kar1 Gützlaff

1832-1905
Hudson Taylor

1840
1. 0piumkrieg

1850-64
Taiping-Revolte unter Hong Xiuquan

1857-60
2. Opiumkrieg. Verlust der Zollautonomie, Konzessionen, verstärkte Ansiedelung von Ausländern

1865
China Inland Mission gegründet (1895 641 Missionare, 462 Assistenten, 260 Missionsstationen)

1912
Ausrufung der Republik China durch Sun Yatsen

1949
Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong, Ausweisung aller Missionare

1951
Beginn der Drei-Selbst Bewegung unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Zhou Enlai.

1965-75
Kulturrevolution

1978
Wiedereröffnung der ersten Kirchen

1980
Nationale Christenkonferenz gründet Chinesischen Christenrat.

1981
Lehrbetrieb des Theologischen Jinling Seminars in Nanjing wird wieder aufgenommen.

4. 6. 1989
Tiananmen "Zwischenfall"

1996
Nationale Christenkonferenz

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