Meditation: 2.Tim.1,10

23.09.2012, 16. Sonntag nach Trinitatis

Der Wochenspruch:

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. 2. Tim. 1, 10

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

an diesem Wochenende werde ich mit einer ökumenischen Gruppe unserer Gemeinde in Qingdao sein, um mit den Teilnehmenden die Stadt, ihre Geschichte und ihre Menschen kennen zu lernen, um gemeinsam mit der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Qingdao Gottesdienst zu feiern und um die chinesische Gemeinde in der Jiangsu Lu Jiaotang, der wir viel verdanken, zu unterstützen. In Peking ist an diesem Wochenende daher kein evangelischer Gottesdienst. Vielleicht sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, ja innerlich mit uns unterwegs, oder selbst auf Reisen.

Das Unterwegssein macht einen großen Teil unseres Lebens aus, besonders bei denjenigen, die von Peking aus weltweit Verantwortung und Aufgaben haben. Jede Reise, jeder Weg hat ein Anfang und ein Ende. Statt Ende kann man, positiver, auch Ziel sagen. So jedenfalls versteht die Bibel z.B. das Weltende. Die Welt wird zu einem Ende, das heißt: zu einem Ziel kommen. Das ist etwas anderes als apokalyptische Untergangsszenarien, wo die Welt im Nichts endet.

Gott führt die Welt, er führt uns, und er führt uns zu einem Ziel: zur vollkommenen Gemeinschaft mit ihm. Das, was wir hier nur fragmentarisch erleben, wird eines Tages vollkommen, ganzheitlich sein. WIR werden, in Gott, vollkommen und ganz sein.

Ich schreibe das ganz bewusst im Rückblick auf die Trauerfeier für Pfarrer Dr. DONG Yan Liang in Qingdao, der am Donnerstag, den 12. September im Alter von erst 44 Jahren seinem kurzen und schweren Krebsleiden erlag. Zusammen mit den Mitgliedern der deutschen Gemeinde Qingdao nahm ich an der großen und bewegenden Trauerfeier der chinesischen Christuskirchengemeinde teil. An dieser Stelle möchte ich Pfarrer Dr. DONG würdigen und es nicht versäumen, auch an Pfarrer SUN Bin zu erinnern, ebenfalls Pfarrer der Christuskirchengemeinde, der im Juli des vergangenen Jahres erst 41-jährig verstarb. Beide sind bzw. waren die Mitbegründer unserer Ev. Gemeinde dt. Sprache Qingdao und unserer herzlichen deutsch-chinesischen Ökumene. Beide Pfarrer hinterlassen jeweils Frau und Sohn und eine Gemeinde, die über diesen Verlust noch in tiefer Trauer ist. Eine Antwort auf die Frage „Warum?" finden die Betroffenen und wir nicht. Mehrfach wurde am vergangenen Samstag in der Traueransprache in Qingdao vom Vorsitzenden des Shandong Christian Council diese Frage gestellt:  „Wei shenme?" – „Warum?"

Wenn wir von lieben Menschen Abschied nehmen müssen, sind wir dennoch nicht ohne Trost. Einerseits kann, mi fortschreitender Zeit, die Dankbarkeit wachsen dafür, dass wir diese Menschen überhaupt gehabt haben in unserem Leben. Und andererseits haben wir als getaufte Christen Zugang zu einem großen Trostpotential: zu einem Gott, der unseren Weg zu seinem Ziel mit uns geht. Anders gesagt, mit den Worten des Wochenspruchs: Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Dieser Satz ist deutschen Gemeindepfarrern sehr bekannt; er gehört zur liturgischen Agende bei Bestattungen. Und wann immer ich in den vergangenen 27 Jahren diesen Satz gesagt habe, am Grab, laut, manchmal zu hunderten von Menschen, wusste ich: Das sage ich sozusagen als Vorschuss, aus Hoffnung und zur Hoffnung hin. Noch sind wir Glaubende, nicht Schauende, sagt der Apostel Paulus.

Im Abendmahl heißt es vor der Austeilung, am Ende des so genannten Präfationsgebets und vor dem Sanctus: „... lasst uns mit allen, die uns im Glauben vorangegangen sind, Gott loben und preisen." Und die Gemeinde antwortet. „Heilig, heilig, heilig, ist der Herre Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe! Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe!"

Eine sehr trostreiche Antwort auf die Frage „Wei shenme?" – „Warum?" so hörten wir es in der Trauerfeier - lautet:
„Yesu de fuhuo gaosu women: bu yao pa!" – „Jesu Auferstehung sagt uns: Hab keine Angst!"

Unterwegs sind wir ... Durchreisende...
Mit herzlichen Segensgrüßen, Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell

 

Gebet

Gott,
du hast mich zum Leben im Glauben gerufen.
Ich aber fürchte mich vor Schmerzen, Krankheit und Tod.
Darum ist mein Herz oft unruhig und mein Leben von Angst bestimmt.
Ich bitte dich: Schenke mir Freiheit
Und lass mich im Vertrauen auf Dich leben.
Mach mich fest in der Gewissheit,
dass ich für immer mit dir verbunden bleibe.
Amen.

 

Segen

Gott der Vater, allmächtig und barmherzig,
seit mit dir in der Tiefe;
und er ziehe dich wieder heraus.
Nur kurz möge die Zeit sein,
in der du sagst: „Er ist nicht da."
Aber ewig möge die Zeit sein,
in der dein Herz bekennt: „In ihm bin ich geborgen."
Möge er deine Klage verwandeln in Tanz
und deine Trauer in Freude.
So segne dich der dreieinige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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