Zwei junge Gemeindeglieder beschreiben ihren Eindruck von Songnam

Partnerschaft Weingarten/Baden - Jumin-Church/Songnam

Katja Breitenstein  und  Hanna Martin

Von August 2006 bis April 2007 hielten sich Katja Breitenstein und Hanna Martin aus Weingarten/Baden in der Partnergemeinde in Songnam auf. Sie lernten viele Arbeitszweige dieser vor etwas mehr als 30 jahren gegründeten Gemeinde. Damals, bei der Gründung, gab es nur Bauernhäuser und ein paar wenige kleine Betriebe. 10 Jahre später war eine Stadt mit mehreren hundertausend Einwohnern entstanden. Heute leben über 1 Million Menschen dort. Und mitten drin, direkt neben dem mächtigen Rathaus, die kleine Minjung-Gemeinde.
Sie gründete die erste "Bank" für Kleinverdiener und Mittellose. Sie begann einen Handel mit ökologisch angebauten Nahrungsmitteln usw. usw. Die beiden Freiwilligen, die im Rahmen des Ökumenischen Freiwilligenprogramms der EMS nach Songnam gereist waren, beschreiben für uns, was sie alles gesehen und wo sie mitgearbeitet haben.

Kernzeitbetreuung

Wir haben drei Wochen in der Kernzeitbetreuung der Jumin Gemeinde gearbeitet. Die Kinder kommen montags bis freitags und jeden zweiten Samstag nach der Schule in die Räume der Kirchengemeinde. Dort bekommen sie zuerst ein gesundes Essen, machen dann gemeinsam Hausaufgaben und spielen.

Alle Kinder kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen. Viele Eltern kümmern sich nicht richtig um ihre Kinder. So kam es zum Beispiel vor, dass ein Junge gewaschen werden musste.
Den Betreuern ist es wichtig, dass die Kinder die Kultur ihres Landes kennen lernen. Sie haben Unterricht im Trommeln und Kunst (z.B.Kalligraphie). Die Englischlehrerin dieser Einrichtung erzählte uns, dass die Kinder ihr an ihrem Geburtstag ihr ganzes Herz schenkten.

Als wir schon ein wenig Koreanisch sprechen konnten und somit mit den Kindern kommunizieren konnten, fühlten wir uns besonders wohl. Die Kinder begegneten uns immer freundlich, obwohl sie aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen.

Auf den Bildern sieht man die Kinder bei Übungen für die koreanische Kalligraphie und bei einem Tanz bei der Weihnachtsfeier.

 

 

 

Living Cooperation

Einen Monat lang arbeiteten wir bei dieser Organisation, die von Mitgliedern der Jumin Gemeinde gegründet wurde. Sie haben sich zum Ziel gesetzt gesundes Essen für relativ günstige Preise zu verkaufen und den Kindern der Mitglieder die Kultur und den Umgang mit der Natur näher zu bringen.

Zwei Wochen lieferten wir mit verschiedenen Fahrern die biologisch angebauten Produkte aus. Außerdem halfen wir in den Verkaufsläden mit.

Das war schwierig, da wir die Sprache nicht beherrschten und somit den Kunden nicht weiterhelfen konnten.
Jeden Mittwoch gibt es ein Kinderprogramm. Wir gestalteten dreimal dieses Programm. Unsere Aufgabe war es, die deutsche Kultur vorzustellen und mit den Kindern Spiele zu machen. Wir mussten uns erst einmal an die anderen Bedingungen gewöhnen (keine Stühle usw.)

Sehr gefreut hat uns, dass wir einen Tagesauflug mit allen Mitgliedern miterleben durfte. Das war eine gute Erfahrung, da war erkannten, wie wichtig den Koreanern die Natur ist und wie sehr sie diese im Großstadtleben vermissen.
Auf dem Bild sieht man Hanna Martin beim Ausfahren mit dem Chef der living cooperation und einem Ausfahrer. Das zweite Bild zeigt Katja Breitenstein in einem der drei Bio-Läden.

 

 

 

Soziale Bank

Diese Bank wurde 1991 von der Jumin Gemeinde gegründet. Sie hat, wie fast alle der hier erwähnten Organisationen, sehr viele Arbeitsbereiche. Zum einen gibt es einige Bankfilialen, bei denen man Geldgeschäfte wie z.B. Kontoeröffnung usw. erledigen kann.
Des Weiteren gibt es jede Woche verschiedene Gruppenangebote wie z.B. Yoga, Kids Yoga, Singen für Senioren und Aerobic. Wir waren einmal in der Schule dabei.

Dort wurden die Sparbücher der Kinder eingesammelt, damit die Kinder schon früh lernen verantwortlich mit Geld umzugehen. Jeden Morgen geht eine Mitarbeiterin der Bank auf den Markt um den Verkäufern Geld zu wechseln oder Geld zur Einzahlung entgegen zu nehmen. So werden die häufig armen Verkäufer unterstützt.
Die Bank spendet oft an soziale Projekte.
Stellvertretender Chef ist einer der Ältesten der Jumin Gemeinde, Lee Hyeon Bee.

Auf dem ersten Bild sieht man uns mit den Mitarbeitern der Bank beim täglichen Werben auf der Straße. Jeden Morgen versammelten sich alle Mitarbeiter dieser Hauptgeschäftsstelle auf der Straße, rollten ein Transparent aus und riefen den Passanten zu, dass diese Bank eine „glückliche“ Bank ist.

Das zweite Bild zeigt uns mit der Geldwechslerin auf dem Seongnam Markt.

 

 

 

Migrant Workers House

Diese Einrichtung wurde in den 80ger Jahren von Pfarrer Kim Hae-Sung gegründet. Zunächst fand die Beratung der Migranten nur in den Räumen der Jumin- Gemeinde statt. Später wurden mehrere Zentren in verschiedenen Teilen des Landes, vor allem natürlich inden Gebieten in denen viele Migranten mit Arbeitsproblemen lebten, gegründet.

Wir arbeiteten in einem dieser Zentren für zwei Monate mit.

Eigentlich sollten wir in alle Bereiche reinschnuppern, aber schließlich sind wir bei der Zubereitung von koreanischem Essen und der Auslieferung für die Kranken im Krankenhaus hängen geblieben.
Wir mussten uns erst einmal an die für uns sehr ungewohnten schlechten hygienischen Verhältnisse in der Krankenhausküche gewöhnen.

In diesem Haus gibt es noch eine ambulante Krankenstation, Beratungen und eine chinesische Gemeinde, die auch verschiedene theologische Seminare anbietet.

Pfarrer Kim, der sich trotz vieler Probleme oft für uns Zeit nahm, erklärte uns, dass die Gründe für Verletzungen und Probleme der Migranten vor allem an den drei „d“s zu erklären ist: sie haben dreckige (dirty), gefährliche (dangerous) und schwierige (difficult) Arbeiten zu erledigen. Außerdem wird ihnen von den Firmen, die sie werben, viel versprochen, doch wenn sie in Korea sind, haben sie nicht einmal eine Krankenversicherung und werden oft ihres Lohnes betrogen.
Während dieser zwei Monate waren wir jeden Sonntag zum Gottesdienst in den verschiedenen Häusern und konnten so mehrere verschiedene Häuser mit verschiedenen Schwerpunkten kennen lernen.

Das erste Bild ist in der Krankenhausküche des Migrant Workers House entstanden. Man sieht die schon vorgerichteten, noch nicht gefüllten Schüsselchen auf den Tabletts.

Das zweite Bild zeigt Angehörige der Kranken. In Korea ist es üblich, dass Verwandte während des Aufenthaltes ihrer Angehörigen da sind und die Kranken betreuen. In diesem Zentrum kamen sie manchmal morgens in die Küche und halfen bei größeren Arbeiten, die zu erledigen waren, mit.

 

 

Kindergarten für sozial schwache Kinder

 

Im Kindergarten arbeiten aktive Mitglieder der Jumin Gemeinde. Wir arbeiteten einen Monat dort mit. Im Gegensatz zu den deutschen Kindergärten machen die Kinder in Korea viel mehr gemeinsam, haben Unterricht und wenig Raum für individuelle Interessen. Das wurde uns vor allem im Nachhinein sehr bewusst. Es ist selbstverständlich, dass die Kinder schon im Kindergarten Englisch-, Chinesisch und Mathematikunterricht haben.

Die meisten Kinder sind von morgens bis spät abends im Kindergarten. Deshalb halfen wir auch beim Austeilen und manchmal füttern des Mittagessens mit. Sonst spielten wir mit den Kindern und waren bei den verschiedenen Aktivitäten dabei.
Die Altersspanne geht in diesem Kindergarten von einem Jahr bis zu den Schulanfängern (sieben Jahre). Sie sind in vier Gruppen aufgeteilt, wobei bei den ein- bis zweijährigen natürlich viel weniger Kinder in einer Gruppe sind. Es war schön, wie uns die Kinder, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, sofort offen auf uns zukamen und uns schnell
Vertrauen entgegenbrachten.

Auf dem Bild sieht man Katja Breitenstein mit den Kindern der zweit jüngsten Gruppe (drei und vier Jahre alt).

Das zweite Bild zeigt die Kinder der nächsten Gruppe bei der Geburtstagsfeier von fünf Kinder. Es war selbstverständlich, dass zu diesem Anlass die Geburtstagskinder in dem traditionellen Gewand, dem Hanbok in den Kindergarten kommen durften.

 

 

 

Soziale Einrichtung für Arbeitslose

Hier war unsere Arbeit am vielseitigsten. Uns fällt es schwer, diese Organisation zu erklären. Das liegt zum einen daran, dass selbst Koreaner Probleme hatten uns die Organisation mit allen Bereichen zu erklären und zum anderen daran, dass man viele koreanische Wörter nicht gut übersetzen kann. Deshalb werden wir kurz erzählen, in welchen Bereichen wir tätig waren.

Die ersten Wochen arbeiteten wir in einem Verpackungsraum mit.

Dort werden Pakete gepackt, die dann an Kranke, Behinderte, Alte und Kinder ausgeliefert werden. Die Lebensmittel, die in diese Pakete kommen, werden zum Teil in der Küche (dort arbeiten ehemals Arbeitslose, die vom Sozialamt übermittelt wurden) hergestellt. Wir waren fasziniert, wie die Menschen, die mit uns verpackten uns trotz der harten und langen Arbeit immer freundlich begegneten. Einige von ihnen sind behindert (eine Frau hat nur noch ein Auge).
Als wir beim Ausliefern dabei waren, wurde uns bewusst, wie viele Koreaner in sehr ärmlichen Verhältnissen leben und was für ein Segen es ist, dass wir in so guten Lebensbedingungen aufwachsen durften.

Wir waren auch bei einer Art Nachbarschaftshilfe dabei. Die Mitarbeiter werden von dieser Organisation ausgebildet und gesendet.
In diesem Haus gibt es auch eine Kernzeitbetreuung, die sehr ähnlich wie die oben beschriebene aufgebaut ist.
Auf dem ersten Bild sieht man Waren, die in die Pakete gepackt werden und einen der Arbeiter beim Ausladen von neu gelieferten Waren.

All diese Organisationen stehen in enger Verbindung mit der Jumin Gemeinde, da die Verantwortlichen aktive Mitglieder der Kirchengemeinde sind. Sie befinden sich alle in der Stadt Seongnam, das ehemals eine Vorstadt Seouls für Arme war.

Das Migrant Workers House ist davon abzugrenzen. Es hat sich sehr verselbständigt. Wir arbeiteten in einem Haus nahe Sindorim (nahe der Stadtmitte von Seoul) mit. Trotzdem haben Mitglieder der Jumin Gemeinde immer noch teilweise einen engen Bezug zu den Migranten, da sich in den Kellerräumen der Gemeinde Räume für Migranten befinden. Manche Mitglieder der Jumin Gemeinde engagieren sich dort und geben z.B. Koreanischunterricht.

Jugendkreis
Gottesdienst
Gemeindefahrt
Ausflüge
Besuche von Familien

Partnerschaften

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zwischen Gemeinden

Derzeit gibt es Partnerschaften zwischen einer deutschen Kirchengemeinde und einer Kirchengemeinde in Ostasien u. W. nur eine funktionierende: die zwischen Weingarten/Baden und Jumin-Church in Songnam, Südkorea.

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regionale Partnerschaften

Unseres Wissens gibt es hiervon im südwestdeutschen Raum drei Partnerschaften:
1. Region Nordbaden, d.i. Heidelberg, Lützelsachsen und Weinheim mit drei Kirchengemeinden in Südkorea
2. Region Pfalz: d.i. die Evang. Kirche der Pfalz unterhält zum Kirchenbezirk Yongdongpo in Seoul enge Beziehungen
3. Region Südhessen: d.i. der Bezirk Süd-Starkenburg unterhält eine Partnerschaft zum Kirchenbezirk Kwangju in Südkorea.