Ostasienreise 2013: Hong Kong
Ostasienreise von EKBO und BMW
Ostasienreise vom 21. Juni – 5. Juli 2013: TAIWAN
Hongkong: Armut und Reichtum eng beieinander
Wie ist die Situation der Christen in Hongkong und in China? Welche Auswirkungen haben die rasanten Reformen im "Reich der Mitte" auf die Menschen und die Umwelt? Wie ist es um den interreligiösen Dialog bestellt? Die Liste der Fragen, die die Delegation um Bischof Dr. Dröge, Direktor Herpich und Ostasienreferent Dr. Theilemann bei ihrer Partnerschaftsreise nach Ostasien gleich für die erste Station in Hongkong mit im Gepäck hatte, war lang. Zahlreiche Gesprächspartner gaben Auskunft.
Das Lutheran Theological Seminary liegt idyllisch im Grünen. Weitab der Wolkenkratzer und des bunten Gewusels in den Strassen Hongkongs. Präsident Simon Chouw empfängt die deutschen Gäste im Innenhof. "Das Seminar wurde 1913 in China gegründet", erläutert er. In den Zeiten politischer Wirren musste es nach Hongkong ausweichen - und gehört heute zu den bedeutendsten Theologie-Ausbildungsstätten in ganz Asien. Das spiegelt sich auch in der Studentenschaft wider: Etwa 500 junge Leute aus verschiedenen asiatischen Ländern, aber auch aus Europa, studieren zurzeit hier. Das Seminar - trotz seines Namens konfessionell offen - bildet somit den Nachwuchs für die Kirche in Hongkong, aber auch für "Mainland China" aus.
Etwa 800.000 Christen leben in Hongkong, davon sind 350.000 Protestanten; die weitaus größte Zahl gehört aufgrund der britischen Vergangenheit der Stadt der anglikanischen Kirche an. "Alle Kirchen engagieren sich in der Bildung, unterhalten Schulen und Kindergärten, aber auch diakonische Einrichtungen. Das ist das Erbe der Mission", so Dr. Hanns Hörschelmann, deutscher Auslandspfarrer in Hongkong. Die verschiedenen Konfessionen und Religionen - vor allem Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus sind neben dem Christentum zu nennen - leben in friedlichem Miteinander in der Sieben-Millionen-Stadt.
Dass es vielen Menschen in der Sonderwirtschaftszone Hongkong finanziell sehr gut geht bezeugt die bunte Glitzer- und Neonwelt in der City sowie die enorme Anzahl an teuren Shopping Malls. "One Nation, two Systems", so lautet das Motto seit der Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong an China 1997. Die weniger schönen Seiten der Stadt sind erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Zahlreiche Industriezweige Hongkongs haben ihre Produktion nach China verlagert, der niedrigeren Löhne wegen. Arbeitsplätze sind in grossem Stile verloren gegangen. Mancher Familienvater ist seiner Arbeitsstelle nach China hinterhergezogen - und kann heute die hohen Lebenshaltungskosten seiner in Hongkong gebliebenen Familie nicht mehr bestreiten. (Gross-)Familiäre Strukturen zerfallen, und das trifft die Schwachen in der Gesellschaft - die Kranken und die Alten, die Alleinerziehenden und Arbeitslosen - bis ins Mark. Auf der anderen Seite der Hügel, in China selbst, ist die Not noch größer, was wiederum die Festlandchinesen nach Hongkong treibt und die Arbeitsplatzsituation hier weiter verschlechtert.
"Für unsere Arbeit ist es wichtig, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können und mehr über die Menschenrechtssituation zu erfahren", betont Direktor Roland Herpich, nachdem die Delegation gemeinsam mit der "Society for Community Organizing" (SoCO) mehrere Familien in ihren zwei Quadratmeter großen Containerwohnungen besucht hat.
Eine bewegende Situation hat die Delegation bereits am Abend ihrer Ankunft erlebt. Aus Huizhou, der früheren Missionsstation des Werkes in China, waren der heutige Pastor sowie die Tochter eines chinesischen Missionars eigens zur Begrüßung der deutschen Gäste nach Hongkong gekommen. Als Begrüssungsgeschenk überreichte die alte Dame zwei Körbchen Litschis - von Bäumen, die die Missionare auf dem Missionsgelände selbst gepflanzt hatten.
Außerdem auf dem Programm der ersten Reisetage in Hongkong: ein Besuch in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde, Zusammenkünfte mit Pastoren aus Hongkong sowie weitere Info-Gespräche und Begegnungen.