Meditation: Hoffnung und Ermutigung aus Rostock
Nach einer „Corona-Pause“ fand vom 28.12. bis 01.01. wieder ein Taizé-Jugendtreffen statt, diesmal in Rostock. Für mich, der ich als Freiwilliger für längere Zeit in Taizé gelebt habe, ist die Teilnahme immer ein Gewinn. Dieses Mal haben mich u.a. die “Botschaft für das Jahr 2023” und die täglichen Meditationen von Bruder Alois sehr beeindruckt. Sie brachten unseren Herzen, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine aufgewühlt sind, Trost und Ermutigung.
Br. Alois sprach darüber, dass die extreme Gewalt, die uns gerade umgibt, natürlich Besorgnis und Angst auslösen. Auch unser christlicher Glaube wird herausgefordert, unser friedliches Leben bedroht, und wir fragen nach der Gegenwart Gottes. Hier sind die Erfahrungen D. Bonhoeffers, der 1943 auf Befehl Hitlers verhaftet und am Vorabend vor Ende des Zweiten Weltkriegs hingerichtet wurde, inspirierend. Bonhoeffer war damals mit dem gleichen extremen Übel konfrontiert, aber wegen seines Glaubens verlor er nicht die Hoffnung und verzweifelte selbst im Nazi-Gefängnis nicht. Br. Alois teilte Bonhoeffers Gedanken im Gefängnis mit: „Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neu geboren werden aus diesem Beten und diesem Tun.“ Am Ende des Taizé-Gebets gab Br. Alois Folgendes weiter: „Gebet und rechtschaffenes Handeln unter den Menschen, sie gehören auch heute zusammen. Ohne Gebet laufen wir Gefahr, entmutigt zu werden, aber ohne uns für Gerechtigkeit einzusetzen, droht unser Gebet zu einer Flucht vor der Welt zu werden.“
Es gibt heute viele Menschen, die Opfer von Gewalt sind, und viele, auch unter uns Christen, die sich dem gegenüber machtlos und besorgt fühlen. Die Botschaft der Gemeinschaft in Taizé ist nicht nur ermutigend, sondern hat auch wichtige praktische Implikationen: dass wir uns nicht von Negativität überwältigen lassen sollten. Wir sollten zu unserem Glauben und zum Gebet zurückkehren. Nur das Gebet kann uns davor bewahren, die Hoffnung zu verlieren, und die Hoffnung, die Gott uns gibt, ist der beste Trost für Menschen in der Dunkelheit. Gebet und Aktion sind wichtige Elemente der Taizé-Gemeinschaft. Beim letzten großen Abendgebet in Rostock an Silvester lud die Gemeinschaft ukrainische Jugendliche ein, ein ukrainisches Neujahrslied zu singen. Darauf folgten dreiminütiger Applaus und Jubel, durch den Tausende von Jugendlichen aus der ganzen Welt ihre Unterstützung und Ermutigung für die Menschen in der Ukraine zum Ausdruck brachten. Es war eine äußerst berührende und denkwürdige Szene. Dieser kleine Akt der Nächstenliebe brachte große Ermutigung und einen Hoffnungsschimmer. Glaube ist die Quelle der Hoffnung, aus der Christen im Gebet schöpfen können.
Jiale Huang, Ökumen. Mitarbeiter im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung Heilbronn