Meditation
Schlange stehen bei der Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe, und mit Christinnen und Christen aus aller Welt sprechen, wie die Lage in ihren Gemeinden und Kirchen ist. Bei einem Konvent der internationalen Gemeinden in Württemberg eine Bibelarbeit hören – der Bibeltext in unterschiedlichen Sprachen vorgetragen – und in den Beiträgen der Teilnehmenden leuchten so viele Perspektiven auf, geprägt von der eigenen Kultur und Herkunft. So unterschiedliche Menschen, aber vereint darin, Christus und sein Wirken erlebt zu haben und davon zu sprechen. Diese beiden Begegnungsmomente mit Christ:innen aus aller Welt haben sich mir tief eingeprägt. Das weitet den Blick, das zeigt mir, wie lokal eine Kirche dann doch ist, die sich von innen groß anfühlt – und wie eine kleine Gemeinde, die die einzige auf weitem Feld ist, als Kirche Jesu Christi an eben diesem Ort eine große Bedeutung hat. Insbesondere berührt es mich, wenn Menschen aus kleinen Gemeinschaften, christliche Gemeinden in der Diaspora, als Minderheiten in ihrer Gesellschaft erzählen und vom Christus in ihren Gemeinschaften und in ihren Herzen berichten. Da leuchten für mich die Worte Jesu auf: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,13f) Unsere Kirchen in Deutschland werden zahlenmäßig kleiner, und der Rückbau auch von Liebgewonnenem ist schmerzhaft und kann mutlos machen. Umso mehr bin ich davon überzeugt: Wir brauchen die Erfahrungen von christlichen Gemeinden in Minderheiten-Situationen. Wir brauchen die Erfahrungen, dass es nicht immer Viel und Großes sein muss, sondern dass es auf das Wirken Gottes ankommt - und den Mut und die Hoffnung, die sich daraus speisen. Und wir brauchen es, Christus zu hören, der aus dem Mund der Schwester, des Bruders spricht.
Miriam Hechler