Elsbeth Strohm: Peter Kollmar
Gratulation Elsbeth Strom
(Symposium 10./11.2.2012 Schwanberg)
Peter Kollmar OLKR i.R.
Verehrte Frau Strohm,
Thomas Hofer, mein Nachfolger als Ökumenereferent im Landeskirchenamt Wolfenbüttel kommt erst heute Abend, da er mit seinem 85 jährigen Vater Geburtstag feiert. Eine Entschuldigung, die bei diesem Symposium zu Ehren Ihres 90. Geburtstages nachvollziehbar ist. Auch Sumiyuki Watanabe, der Präsident der Japanisch Evangelisch-Lutherischen Kirche (JELC) wird zusammen mit ihm hier eintreffen.
So vertrete ich jetzt noch einmal vor den offiziellen Grüßen meine- nein unsere gemeinsame - Braunschweigische Landeskirche. Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen und sehe mit Freuden, wie präsent, frisch und gut gestimmt Sie sind. Welchen Verehrung Sie nicht nur in unserer Landeskirche genießen, sondern immer noch in Osaka und Japan ersehe ich daraus, dass so viele Besucher aus Japan hier auf den Schwanberg gekommen sind. So gilt mein Respekt besonders unseren Japanischen FreundInnen, die sich für diesen Geburtstag auf den Weg nach Deutschland und zu Elsbeth Strohm gemacht haben.
Ich erinnere unser erstes langes Gespräch an einem Nachmittag vor 10 Jahren in einem Café in Braunschweig gegenüber dem Theater. Vor meiner ersten Reise zu unserer japanischen Partnerkirche wollte ich mich von Ihnen, Frau Strohm als Expertin beraten lassen. Mir begegnete damals eine junge 80 jährige, die so gar nicht dem typischen Altersklischee entsprach. Und ich dachte im Stillen, wer so lange in Japan gelebt hat und bis heute diese japanische Lebensart pflegt, der altert langsamer. –Heute fühle ich mich wieder bestärkt in dieser Einschätzung, wenn ich Sie vor mir sehe, Frau Strohm!-
Meine Kernfrage in dem damaligen Gespräch war: Worauf muss ich besonders achten in Japan, denn ich möchte ja nicht unhöflich oder aufdringlich wirken? Unvergessen Ihre Antwort: „Bilden Sie sich ja nicht ein, dass Sie überhaupt einmal die komplexe japanische Mentalität und Kultur verstehen lernen. Wir Ausländer werden immer Fremde bleiben. Seien Sie bei Ihrem Besuch also höflich, zurückhaltend und Sie selbst!" Ein guter Rat, der mich auf allen meinen Reisen in die Partnerkirche geleitet und mir sogar die Freundschaft mit Sumiyuki Watanabe eingebracht hat.
Wir beide kamen dann logischer weise auf das Kibo no Ie zu sprechen. Dem Namen nach kannte ich es schon, aber nun entstand es vor meinen Augen. Und Ihr Herz, Frau Strohm, war wieder in Osaka. Bei den Menschen und den Mitarbeitern im Kibo no Ie. Die Liebe zu Japan entstand bei mir über und durch Kibo no Ie. Ich habe bei jeder meiner Reisen dieses Zentrum besucht und bin dort immer auf Frau Strohm angesprochen worden. Und auch das ist eine Erkenntnis in unseren Kontakten zur JELC : Die Kirchenpräsidenten Koizumi, Yamanouchi, Watanabe lösen sich in ihren Funktionen ab, aber Kibo no Ie bleibt, es ist die Konstante.
Und darum sage ich sehr bewusst: Kibo no Ie ist der Anker, an dem unsere Partnerschaft zwischen Japan und Braunschweig festgemacht ist. Ökumenische Partnerschaft wird hier ganz konkret. Hier ist ein diakonisches Projekt, das wir besuchen können, wo wir erleben, wozu unsere Kollekten und Spenden gebraucht werden. Hierhin kommen Stipendiaten unserer Stiftung „Ökumenisches Lernen", um mitzuarbeiten. Hierfür sammelt unser Japan Arbeitskreis unter der Leitung von Bodo Walter.
Aber das Kibo no Ie hat noch weitere Bedeutungen: In meinen theologischen Gesprächen mit der JELC bei den regelmäßigen Treffen ihrer ausländischen Partner aus Finnland, USA und Braunschweig habe ich immer wieder mit Kibo no Ie Bezug darauf genommen, dass Mission und Diakonie untrennbar zusammengehören und Wesensmerkmale der Kirche sind. Wer Nächstenliebe predigt, muss sie auch ausüben. Kibo no Ie ist der Ort der praktischen Nächstenliebe. Dieser Ansatz ist in einer Kirche, die aus der amerikanischen Tradition kommt und fast ausschließlich auf Mitglieder gewinnen ausgerichtet ist, immer wieder eine Herausforderung. Gerade wir deutschen Lutheraner mit unserer alten reformatorischen Tradition und auch unserer eigenen –relativ späten -Entdeckung der Diakonie im 19. Jhdt. (Johann Hinrich Wichern) leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag. Eine theologische Bringeschuld gegenüber der JELC, die auch bei uns in der Braunschweigischen Landeskirche deutlich macht, warum wir diese Partnerschaft mit der JELC weiter pflegen sollen.
Liebe Frau Strohm, Sie sehen, in welche Dimensionen das Kibo no Ie führt. Nicht nur in die Hilfe für Menschen in ihren konkreten Notlagen, sondern auch in eine theologische, ökumenische und letztlich missionarische Weite. Mission durch Liebestat. Das ist doch für eine Missionarin eine wunderbare Bestätigung ihrer Arbeit. Eine Arbeit, die weit über Sie hinausragt und auch bleibt. Dafür können Sie Gott von Herzen dankbar sein.
So wünsche ich Ihnen, liebe Frau Strohm, weiterhin den Segen Gottes für ihr weiteres Leben, Gesundheit und die Freude über Grüße aus Japan.