Bibelausstellung beim Kirchentag in Köln 2007
Am Eingang zur Ausstellung: Geschichte und Ausbreitung der Bibel in China
Gottes Wort in China
Pfarrer Dr. Winfried Glüer
Ausstellung zur Geschichte und Ausbreitung der Bibel in China
auf dem Kirchentag in Köln (2007)
"Meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege". Unter dieses Psalmwort stellten der Chinesische Christen¬rat und die Patriotische Drei-Selbst Bewegung vom 6. bis 10. Juni 2007 ihre großzügig ausgestattete Ausstellung auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln vor. Die Präsidentin des Chinesischen Christenrats, Frau Pfarrerin Dr. CAO SHENGJIE, und eine Delegation der Kirchenleitung begleiteten die Ausstellung.

CAO Shengjie
Pastorin; Präsidentin des Nat. Chin. Christenrates
Die Geschichte der Bibel in China wurde von den Übersetzungen der nestorianischen Christen im 7. Jahrhundert an über das 19./20. Jahrhundert bis in die Gegenwart aufgewiesen. Eine Vielzahl von Vitrinen enthielt Exemplare chinesischer Bibeln. Darunter befanden sich wertvolle alte Drucke wie auch kalligraphisch liebevoll während oder nach der Kulturrevolution angefertigte Bibeln. Auch die Geschichte der Bibel und ihre Übersetzung in der katholischen Kirche fand in der Ausstellung Beachtung.
Seit 1985 sind von der Bibeldruckerei der Amity Foundation in Nanjing mehr als 43 Millionen Bibeln gedruckt worden. Bibeln oder Bibelteile in acht Sprachen ethnischer Minderheiten wurden ebenfalls hergestellt und in den Gemeinden vertrieben. In einem über alle chinesischen Provinzen reichenden Netzwerk wird die Verteilung von Bibeln an die Gemeinden vorgenommen. In diesem Bibeldienst beweist sich die traditionelle Hochschätzung der Heiligen Schrift bei den einzelnen chinesischen Christen. Die Ausstellung vermittelte so auch einen Einblick in das kirchliche Leben in China mit dem erstaunlichen Wachstum der Gemeinden während der vergangenen 25 Jahre.
Christliche Kunst, zumeist mit biblischen Themen, belebte die Ausstellungsräume: Gemälde in chinesischem Stil, traditionell-volkstümliche Scherenschnitte oder eine mächtige Kampferholztafel, auf der das Leben JESU in 75 biblischen Begebenheiten in die chinesische Welt versetzt geschnitzt worden war. Gegenüber dem Eingang prangte eine große Christusdarstellung, die allerdings weniger auf chinesische Ursprünge deutete als vielmehr auf amerikanische Vorbilder des 19. Jahrhunderts, ein Zeugnis des weit verbreiteten Frömmigkeitsstils, der trotz aller Versuche der Inkulturation noch stark durch die heute in China teilweise vehement beklagte westliche Missionsgeschichte geprägt ist. (1)

CHEN Meilin
Direktorin der Abteilung für Auslandsbeziehungen des CCC
Die Ausstellung fand regen Zuspruch. Viele der Kirchentagsteilnehmer äußerten ihr Erstaunen über die Existenz einer lebendigen Kirche in der Volksrepublik China. Prominente Besucher suchten die Ausstellung auf, darunter bekannte Kirchenführer aus Deutschland und der Ökumene. Auch Altbundespräsident RICHARD VON WEIZSÄCKER zeigte sein Interesse.
Die Ausstellung kam auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Deutschen Evangelischen Kirchentags nach Köln. Zuvor war sie bereits 2004 in Hongkong und 2006 in den USA in drei verschiedenen Städten gezeigt worden, wo sie auf großes Interesse stieß. Unter den Besuchern in den USA waren der frühere Präsident JIMMY CARTER und viele namhafte Persönlichkeiten des kirchlichen und öffentlichen Lebens.
Das Büro für religiöse Angelegenheiten (SARA) und andere chinesische Behörden haben die Ausstellungen unterstützt. Pressekonferenzen in China fanden das Interesse wichtiger chinesischer Medien. Auf einer Pressekonferenz am 28. Mai 2007 erklärte die Präsidentin des Chinesischen Christenrats, CAO SHENGJIE, in Beijing: "Das Ziel ist, die Religionsfreiheit der chinesischen Christen zu bezeugen und die positive Entwicklung der chinesischen Kirche sowie die Tatsache der umfangreichen Verbreitung der Bibel aufzuzeigen. Durch die Ausstellung kommt es auf breiter Basis zu einer Begegnung zwischen der chinesischen und der deutschen Kirche. Damit werden in Deutschland Missverständnisse bezüglich der Kirche in China ausgeräumt und ein tieferes Verständnis erzielt. Die gemeinsam veranstaltete Ausstellung führt zu einer Vertiefung der kirchlichen Beziehungen und fördert den Frieden zwischen den Nationen.“(2) Im Vorfeld der US-Ausstellung verwahrte sich Pfr. RANG MEUUN, Herausgeber der Kirchenzeitschrift Tianfeng, gegenüber Kritik aus dem Ausland. Er räumte ein, dass es vereinzelt zu örtlichen Unregelmäßigkeiten komme, die von der zentralen Gesetzgebung abweichen. Doch entwickele sich die Kirche in China allgemein in einer Atmosphäre größerer Freiheit. Die chinesischen Berichte stellten die Ausstellung zumeist in den Zusammenhang von Religionsfreiheit.
Scharfe Kritik an der Ausstellung wurde von einigen Beobachtern geübt, die das Unternehmen als propagandistisch abtun. Besonders in Hongkong 2004 sei ein Zeitpunkt für die Ausstellung unmittelbar vor wichtigen politischen

Qiu Zhonghui
Generalsekretär
Amity Stiftung Nanjing
Entscheidungen gewählt worden, wodurch die Bevölkerung mit dem Wink der Religionsfreiheit für Beijing eingenommen werden sollte. Dazu ist freilich zu sagen, dass die Vorbereitungen für die Ausstellung seitens der Kirche bereits vorher über Jahre hin angelaufen waren.
Das Büro für religiöse Angelegenheiten gab als abschließende Beurteilung ein Interview der Deutschen Welle mit einem Vertreter der EKD wieder, der betonte, die besondere Bedeutung der Ausstellung liege darin, dass sich die chinesische Kirche selbst vorstellen und die großen Veränderungen, die sie erfahren hat, darstellen könne: "Im Blick auf die jüngere Geschichte ist zu sagen, dass Chinesen jetzt im großen Maße Religionsfreiheit haben. Das Verhältnis von Staat und Kirche ist bereits normalisiert. China behandelt die Religionen entsprechend rechtsstaatlichen Regeln, Vorschriften und Bestimmungen. Das ist ein Fortschritt. Selbstverständlich aber hat Religionsfreiheit in China nicht die Bedeutung von Freiheit im Westen."
Im Anschluss an den Kirchentag wurden Teile der Ausstellung im Bayrischen Missionswerk "Mission Eine Welt" in Neuendettelsau gezeigt.
Anmerkungen:
(1) Kernpunkt dieser Kritik ist die Instrumentalisierung christlicher Mission für politische Zwecke im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Vgl. Tianfeng (passim) wie auch andere Veröffentlichungen der Patriotischen Drei-Selbst Bewegung und des Chinesischen Christenrats während der letzten Jahre.
(2) www.sara.gov.cn, 31.07. 2007, Übersetzung aus dem chinesischen Text. Im Wortlaut der Nachrichten-Agentur Xinhua (29.05.2007): "Das Ziel der Ausstellung ist, durch Tatsachen die Religionsfreiheit, derer sich chinesische Protestanten erfreuen, und ihre große Liebe zur Bibel zu beweisen und gegenseitiges Verständnis zwischen beiden Ländern zu fördern."
Quellen: AP 10.08.2004; South China Morning Post 6.08.2004;
The Washington Post 12.08.2004; Xinhua 28.04.2006; 29.05.2007;
www.chineseprotestantchurch.org; www.sara.gov.cn.
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers aus CHINA HEUTE XXVI (2007), NR. 4-5 (152-153) S.133f
Kampferholztafel, auf der das Leben JESU in 75 biblischen Begebenheiten
in die chinesische Welt versetzt geschnitzt wurde.
Lageplan der Ausstellung in Halle 10.2.2 Messegelände
Stichwörter zur Geschichte
7.-9. Jhd.
Nestorianer
1583 - 1717
Jesuitenmission, zeichnet sich durch starke Assimilation an die chinesische Kultur aus, zielt auf die Gewinnung der Oberschicht.
Matteo Ricci.
Ritenstreit beendet die Missionstätigkeit aller Orden
Beginn 19. Jhd.
protestantische Mission
1807
Robert Morrison, intensive Übersetzungstätigkeit
1814
erster Konvertit
1819
chinesische Bibel
1844
Kar1 Gützlaff.
1832-1905
Hudson Taylor:
1840
1. 0piumkrieg
1850-64
Taiping-Revolte unter Hong Xiuquan
1857-60
2. Opiumkrieg. Verlust der Zollautonomie, Konzessionen, verstärkte Ansiedelung von Ausländern
1865
China Inland Mission gegründet (
1895
641 Missionare, 462 Assistenten, 260 Missionsstationen)
1912
Ausrufung der Republik China durch Sun Yatsen
1949
Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong, Ausweisung aller Missionare
1951
Beginn der Drei-Selbst Bewegung unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Zhou Enlai.
1965-75
Kulturrevolution
1978
Wiedereröffnung der ersten Kirchen
1980
Nationale Christenkonferenz gründet Chinesischen Christenrat.
1981
Lehrbetrieb des Theologischen Jinling Seminars in Nanjing wird wieder aufgenommen.
4. 6. 1989
Tiananmen "Zwischenfall"
1996
Nationale Christenkonferenz
Poster beim Dt. Ev. Kirchentag 2007
Beim Dt. Evang. Kirchentag 2007
Texte zur Kirche in China
Prof. WANG Aiming
Understanding Theological Reconstruction in the Chinese Church - a hermeneutical approach (2002, Englisch)
als pdf-Datei
Lutz Drescher
Besuch in der Provinz Guangzhou 2005 als pdf-Datei
Nachgedachtes - Reisebericht 2003 als pdf-Datei
Reisebericht 2002 als pdf-Datei
EMS-Beziehungen nach China als pdf-Datei
Dr. Gotthard Oblau
Gotteslob zwischen Lacken und Linoleum (2000, Migranten) pdf-Datei
Theologie braucht Freiheit (2001) pdf-Datei
Christliche Volksfrömmigkeit (2004) pdf-Datei
Pentecostal by Default? (2001) pdf-Datei
Ulrich Bubeck
Das neue China. 2006. pdf-Datei. (Nachrichten BMDZ 2/06).