40 Jahre:
Das Schuldbekenntnis der Vereinigten Kirche Christi in Japan für ihr Verhalten während des Zweiten Weltkriegs
26. März 1967 - 26. März 2007
KAINO Nobuo, Der Entwurf des Kriegsschuldbekenntnisses des Kyodan (1967) | pdf
MORINO Zenemon, Die Aufnahme und Entwicklung des Schuldbekenntnisses | pdf
TAIRA Natsume, Das Schuldbekenntnis als eine Herausforderung | pdf
FUKASAWA Shou, "40 Jahre Wüste" und "40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis" | pdf
SHOJI Tsutomu, Gedanken zu 40 Jahren Schuldbekenntnis des Kyodan | pdf
KONDO Katsuhiko, "Schuldbekenntnis... - Bedeutung und Probleme" | pdf
Schuldbekenntnis: 40 Jahre Wüste und 40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis
FUKASAWA Shou
40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis . Und gerade diese 40 Jahre fallen zusammen mit den „40 Jahren Wüste“, die der Moderator der „Vereinigten Kirche Christi in Japan“ (abgekürzt im Folgenden „Kyodan“), YAMAKITA Nobuhisa , in der Zusammenfassung der Synodalberatungen des Moderators bei der 35. Synode des Kyodan benannte. Diese Zusammenfassung war in der Januar-Nummer dieser Zeitschrift im Beitrag von Herrn USHIROKU Kenji als Bericht von der 35. Synode aufgenommen und diskutiert worden, worauf ich verweisen möchte. Diese „40 Jahre Wüste“ haben nach Moderator YAMAKITA wohl mit der im Jahr 1966 durchgeführten 14. Synode des Kyodan ihren Anfang genommen, da gerade diese 14. Synode den Grund für das „Kriegsschuldbekenntnis“ legte. Auf dieser Synode war der Antrag „Als Kyodan ein Bekenntnis betreffend der Kriegsschuld öffentlich machen“ angenommen worden, über dessen Inhalt zu reden dem „Rat“ mit Mehrheit übertragen worden war. Diesem Beschluss folgend wurde im nächsten Jahr bei der 34. Sitzung des „Rates“ mit 19 zu 2 Stimmen die Annahme und Anerkennung (des verfassten Kriegsschuldbekenntnisses) ausgesprochen, so dass im Namen von Moderator SUZUKI Masahisa die Veröffentlichung geschehen konnte. Folglich ist der vom jetzigen Moderator YAMAKITA genannte Ausgangspunkt der „40 Jahre Wüste“ auch der Ausgangspunkt der „40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis“. Dieses möchte ich nun als Anhaltspunkt für meine weitere Erörterung aufnehmen.
Vom „Kriegsschuld-Regime“ sich zurückziehen und es beseitigen?
Wie vorher gesagt, hat Moderator YAMAKITA die 40 Jahre seit der 14. Synode von 1966 als „40 Jahre Wüste“ bezeichnet. In diesen 40 Jahren seien „im Leben des Kyodan Irrtümer geschehen“, u.a. werden von ihm 12 Punkten aufgezählt, darunter: „das Glaubensbekenntnis des Kyodan sei undeutlich gemacht worden“, „die einseitige Verurteilung des Hereinrufens der Bereitschaftspolizei (Sondereingreiftruppe) in die Theologische Hochschule Tokyo habe eine Normalisierung der innerkirchlichen Beziehungen unmöglich gemacht“ oder „die Frage zum christlichen Pavillon bei der Weltausstellung (1970 in Osaka) haben zur Verwirrung beigetragen, so dass die Akteure zu Opfern gemacht wurden“
Wie ich es sehe, ist dem Moderator auch irgendwie das Bemühen, sich selbst in Frage zu stellen, ein „Irrtum“, da dies ein [neues] Selbstbewusstsein und die Reflexion über die Kriegsschuld hervorbrachte. Denn sowohl die Infragestellung des Glaubensbekenntnisses als auch die kritische Leseweise der Bibel, sowohl die Frage der Weltausstellung, als auch die Frage der Hereinrufung der Bereitschaftspolizei sind im Nachdenken über jenen Krieg begründet und über den früheren Kyodan, der sich dem Staat gegenüber gehorsam zur Kriegskooperation drängte. Ist dies nicht ein Festhalten am Ursprung?
Wenn im Folgenden Moderator YAMAKITA den Verlauf dieser 40 Jahre als „Irrtum“ bitter beklagt, wenn er dazu aufruft, sich dieser Sache zu entledigen, so ist doch wohl richtig, dass damit gesagt ist, er rufe auch auf zur Beseitigung dieser „40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis“. Ich empfinde darüber eine tiefe Besorgnis. Wenn man sich vorstellt, dass entsprechend der Forderung von Moderator YAMAKITA die mit „Irrtümern“ erfüllten „40 Jahre Wüste“ nach und nach beseitigt werden sollten, dann würde auch die Wanderung zum Land der Verheißung, in dem Milch und Honig fließen, nicht weitergehen, oder? Während der Wanderung in den von „Irrtümern“ erfüllten „40 Jahren Wüste“ habe der Kyodan die Mission als „eigentliche Aufgabe der Kirche“ vernachlässigt, was dazu geführt habe, dass sich die Situation der Kirche durch eine erweiterte, leidvolle Finanznot stark verschlimmert hat.
Ich kann diese Behauptung und diese Aufzählung nicht ertragen. Da ist die Behauptung von Ministerpräsident ABE Shinzô: „Vom Nachkriegsregime (der Nachkriegshaltung) abrücken, ein schönes Land aufbauen!“ Der Lauf der Nachkriegszeit war bestimmt durch das ernsthafte Nachdenken über jenen abscheulich, schuldvollen Krieg. Gründend auf der Verfassung des Japanischen Staates, auch gemäß dem Erziehungsgrundgesetz, hat die Demokratie im Lauf der Nachkriegsjahre in Japan Wurzeln gefasst, die Friedlichkeit sich durchgesetzt und verschiedene Parteien irgendwie vieles aufgehäuft, den alten Missbrauch verurteilt, jedoch die Entwicklung kritisiert. So sei jetzt die Erziehung verkommen, so leide sowohl Wirtschaft als auch Bevölkerung mehr als zuvor und der Stolz sei endgültig verloren - das ist es, was jener Herr sagen will. Und deswegen wird wohl vom „Nachkriegsregime“, das kein „ancient regime“ (antikes Regiment) war, abgerückt und man will einen „schönen Aufbau des Landes“ erreichen. Dieser Gedanke ist für mich wirklich ein doppeltes Beseitigen der „40 Jahre Wüste“ and des Wanderns zum Land der Verheißung.
„Wüste“ in der Bibel
Nun möchte ich diese 40 Jahre, die als „zu beseitigende Wüste“ angesehen werden, im Licht der Bibel bedenken. Die „40 Jahre Wüste“ beziehen sich selbstverständlich auf die Wüstenerfahrung des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten und weisen auf die Zeit der Wanderung. Das Volk hat während der Wüstenwanderung, voller Not und Versuchung, seinen Unwillen wiederholt geäußert: „Lasst uns zurückkehren zu jenem Ägypten; damals ging es uns noch gut“. Dies ähnelt sehr dem jetzigen Verlangen, zum Vorkriegszustand zurückzukehren. Aber Gott ist diesem Verlangen jedes Mal mit Gnade und Mahnung entgegengetreten, hat das Volk geführt, hat es nicht erlaubt, dass es ein zweites Mal in dieses Land der Knechtschaft zurückgeht. Das „Manna“ war Speise für nur einen Tag und konnte nicht aufgespart werden. So war es für die Besitzenden unnötig zu sparen, eine gute Speise, die an die Situation der immer mehr haben wollenden Ägypter denken ließ. Auch hat Gott während der Wüstenwanderung, als die bitteren Erinnerungen an das Land der Knechtschaft und die Freude der Rettung vorherrschten, das idealistische Gesetz überreicht. Dieses ähnelt dem Zustandekommen der Verfassung Japans. Vor allem im 5. Buch Mose ist dieser Geist enthalten. „Du warst in Ägypten Sklave, aber dein Gott, der Herr, hat dich da heraus errettet - daran sollst du dich erinnern. Deswegen habe ich dir geboten, diese Dinge zu tun.“ So sagt Gott: Das Recht der Durchreisenden und der Waisen sollst du nicht verbiegen“, „den armen und elenden Arbeiter sollst du nicht ausbeuten“ und anderes; so gab er auch das Gesetz, das den Schuldenerlass und die Befreiung aus Knechtschaft nach jeweils 7 Jahren regelte. Man kann sagen, dass das Überdenken der Zeit in Ägypten die grundlegenden Menschenrechtsbestimmungen der Bibel begründete. Und weiter ist auch die Bestimmung über das bald danach errichtete Königtum während dieser Reise durch die Wüste festgesetzt worden. „Der König soll die Pferde nicht vermehren. Um mehr Pferde zu bekommen, soll er nicht das Volk nach Ägypten zurücksenden - das geht nicht.“ Das zeigt dass die Aufrüstung der Heereskraft mit der Rückkehr nach Ägypten verbunden ist, davor aber wird gewarnt. Für Israel waren die „40 Jahre Wüste“ eine Zeit der Warnung, nicht noch einmal nach Ägypten zurückzukehren, und eine wichtige Vorbereitungszeit, um das neue Land nicht zu ägyptisieren. Dies fällt für den Kyodan auch mit den „40 Jahren Kriegsschuldbekenntnis“ zusammen. Und diese 40 Jahre sind keineswegs die „40 Jahre erfüllt mit zu beseitigenden Irrtümern“.
Auch im Neuen Testament ist die Sachlage dementsprechend. „Die Wüste ist einmal der Ort, der die Gelegenheit bietet, Gott nahe zu kommen, andererseits auch der Ort, wo der Satan einen die Auseinandersetzung aufdrängt“, so laut Band II des Kommentierten Wörterbuchs zum Griechischen Neuen Testament, S. 84 zum Abschnitt „Eremia“. Das Wörterbuch lehrt, dass im Neuen Testament die „Wüste (griechisch Ere-mos / Ere-mia) für Jesu Sendung ein auffällig wichtiger Ort war.
Die Sendung Jesu bezieht sich auf „Die Stimme, die in der Wüste ruft“ und beginnt mit den „Versuchungen in der Wüste“. Auch hat Jesus den geringen Proviant mit der Menge von 5.000 Menschen großherzig geteilt und zwar in der „Wüste“ (die neue Gemeinschaftsübersetzung spricht von einem „Ort fern von Siedlungen“). Wiederum heißt es auch, dass Jesus sich öfters „in die Wüste zurückzog, um zu beten“. Also war auch für Jesus die Wüste kein Ort, der beseitigt werden sollte, vielmehr bedeutsam, es dort auszuhalten, anders gesagt: dort zu sich zu kommen, dort etwas miteinander zu teilen, dort eben auch zu kämpfen, das eigene Selbst kritisch zu betrachten - so ein Ort ist die Wüste.
Von diesen Dingen weiß er, so meint wohl der Weise. Er hat neulich in seinem Buch „100 Geschichten, die die Missionskraft stärken“ geschrieben: „Die Mission zielt immer auf die Wüste. Doch dort gibt es ein erneutes Treffen mit dem Herrn.“ Wenn dem so ist, dann sind die „40 Jahre Wüste“ kein abscheulicher Fehler und keine von Unordnung erfüllte, daher zu beseitigende Sache, vielmehr ist gerade dort die Bereitschaft gefordert, zu sich selbst zu kommen, nicht wahr?
Sasebo als „Wüste"
Nun ist die Übersetzung der japanischen Bibel für „Ere-mos“ mit „Wüste“ nicht allein, da die „Neue Gemeinschaftsübersetzung“ vom „Ort, entfernt von Siedlungen“, die „Übersetzung in die Umgangssprache“ vom „einsamen Ort“, die „Neue Erklärungsübersetzung“ vom „abgelegenen Ort“ u.a. sprechen. Dabei wird für „abgelegen“ ein Schriftzeichen gewählt, das auch die Bedeutung von „unangenehm, widerlich“ in sich trägt. Vor allem war für die Bewohner Jerusalems und anderer Städte die „Wüste“ ein „widerlicher Ort“, der unfruchtbar ist, wo man schmutzig wird. Wirklich ist in dem Wort „Ere-mos“ für die Stadtbewohner ein unangenehmes, widerliches Gefühl vorhanden. Wenn dem so ist, so ist hier im Wort „Wüste“ doch eine besondere Bedeutung enthalten.
Im Januar 1968 ist zum ersten Mal in Japan der amerikanische Flugzeugträger „Enterprise“ in den Hafen von Sasebo, wo ich wohne, eingelaufen. Aus dem ganzen Land waren viele Studenten und Arbeiter nach Sasebo gekommen, um gemeinsam dagegen zu protestieren. (Zuvor gab es eine Regierungserklärung, dass Japan atomwaffenfrei sein soll .) Es entstand eine große Unruhe, der so genannte „Enpra-Vorfall“. Vier Jahre nach diesem Vorfall lief wiederum zuerst in Sasebo ein amerikanisches Atom-U-Boot in den Hafen ein. Im Zusammenhang mit diesem Marinestützpunkt erklärte damals ein Mächtiger der Liberal-demokratischen Partei folgendes: Gerade jetzt ist im Herzen der Menschen von Sasebo ein Schmerz eingegraben. Jedoch „der Hafen von Yokosuka (in der Tokyo-Bucht) ist schmal, mit einem regen Schiffsverkehr, dazu ist Tokyo nah, also der Kopf Japans. Sasebo dagegen ist ländlich, sozusagen an der Fußsohle.“ Deshalb ist die Hafennutzung von Atom-U-Booten und Atom-Flugzeugträgern in Sasebo scheinbar bestens geeignet. Seitdem wird der Hafen von Sasebo wiederholt angelaufen, verstärkt seit 2002 in Abständen von einem halben Jahr.
Vor kurzem, im Mai 2006, ist der im Irakkrieg mit „großer Wirksamkeit“ eingesetzte atomare Flugzeugträger „Abraham Lincoln“ im Hafen eingelaufen. Die Kampfflugzeuge dieses Flugzeugträgers sind im Irakkrieg etwa 16.500 Mal aufgeflogen und haben über den Köpfen der Städter eine Bombenlast von mehr als 700 Tonnen abgeworfen. Der amerikanische Präsident Bush hat diese „große Wirksamkeit“ belobigt, als er auf dem Deck dieses Kampfschiffes stand und den Sieg über den Irak verkündete und den Marinesoldaten für ihre Mühe dankte. Dieses Schiff war zur Munitions- und Versorgungsergänzung sowie zur Erholung der Mannschaft in den Hafen von Sasebo eingelaufen. Somit ist Sasebo zu einem Unterstützer dieses ungerechten Krieges geworden.
Und nicht allein dieses. Nach dem Sondergesetz gegen den Terrorismus wurden von Sasebo aus die Selbstverteidigungstruppen der Marine nach Übersee verschifft, nämlich 19 Schiffe zur Versorgung und zur Eskorte. Den „Antiterrorschiffen der Allianz“, die in der Bucht sich sammelten, wurde unentgeltlich Treibstoff angeboten, und das des öfteren. Die Menge: ca. 450.000.000 Liter.
Sasebo kommt nicht darum herum, auf diese Weise Verantwortung für Gewalttaten in Afghanistan, im Irak, und gegenüber den dort lebenden Menschen zu tragen.
Aber es wurde ja von (Sasebo als) der „Fußsohle“ gesprochen. Die Fußsohle ist am untersten Ende des ganzen Körpers, das Körpergewicht setzt ihr hart zu; sie ist der Ort, der auftritt. Doch zugleich tritt die Fußsohle gegen andere, kennt auch die Rolle, andere niederzutreten. Doch in Wirklichkeit ist es nicht allein Sasebo, da zuallererst Okinawa als Stützpunkt festgelegt und vom Binnenland abgetrennt worden ist, zur niedertretenden Fußsohle gemacht wurde, die sogar die Fußsohle ist, die Leben im Ausland niedertritt und tötet. Seit dem „Enpra-Vorfall“ sind etwa 40 Jahre vergangen, dies sind auch die 40 Jahre des Kriegsschuldbekenntnisses, aber diese 40 Jahre, wenn die Bewohner unserer Stadt sie betrachten, sind „widerliche Wüste“ für die „Fußsohle“ Sasebo und darüber hinaus für Okinawa. So ist die Kriegsverantwortung aus der Vergangenheit nicht nur ein tief empfundenes Nachdenken von 40 Jahren, sondern es sind sicherlich auch 40 Jahre des Mitempfindens von Kriegsverantwortung heute und mit den Kriegsopfern der Gegenwart, gepeinigt von den aufgezwungenen Gewalttaten und Gedenken an die Geschädigten.
Von daher enthält das „Kriegsschuldbekenntnis des Kyodan“ einen großen Mangel. Es bezieht sich auf die Kriegsverantwortung für die Vergangenheit, aber für die Kriegsverantwortung in der Gegenwart, besonders im Blick auf die Kriegsverantwortung für das Niedertreten mit der „Fußsohle“ heute ist das Bewusstsein noch nicht vorhanden. Ein Anlass ist nun gegeben für ein neues Kriegsschuldbekenntnis.
Die Empfindung der Fußsohle
Beim Wort „Fußsohle“ gibt es eine Gedankenverbindung zu einem Gedicht. Wenn die Dichterin Frau SHINKAWA Kazue , sagt: ich erinnere und „kontrolliere nicht“, so findet sich in ihrem neuesten Werk (im Jahrbuch der Poesie 2006. Verlag Hokumei) das Gedicht „Rückseite dieses Fußes“. Etwas verkürzend möchte ich es zitieren:
Nach unten, wo die Küche ist, die Treppe hinabsteigend,
lasse ich, mir selbst dies sagend, hören,
dies ist meine Angewohnheit jeden Morgen,
da ist jetzt fest eingetreten auf diesem Globus
ein Land, entfernt unten, vor allem ein Land nicht endender Kriegsunruhen,
dessen Menschen in Hungersnot, in Schmerz, in Trauer, in Empörung -
ohne Zeit, die ihnen einen Abdruck der Fußsohle ermöglichte,
und ich denke, dass du leidend bist.
Wiederum schreibt die Dichterin: „Gewöhnlich ist die Fußsohle so sensibel, dass sie die Welt eindrücklich wahrnimmt“, die verloren gegangene Trauer, den Gram. Und so lässt sie die Gedanken laufen, ihre Gedanken an die Jugend im Kriegsfeuer.
Jugendliche, sie laufen über die Wiese
mit gesunden Füßen jetzt treten sie auf eine Mine
Vielleicht bläst sie eine Seite in die Luft
Der Jugend, der dies gerade geschehen ist,
fehlen einige tausend Kilometer auf leuchtendem Pfad
wie aber - kann das je vergolten werden?
Die Dichterin, die vielleicht selbst tief mit empfindet, dass die Jugend ihrer Zukunft beraubt ist, fällt ein schmerzliches Urteil zu dieser Frage:
Beraubt bin ich vielleicht selbst
Nein, ich bin es selbst.
Und dann der allerletzte Satz, in dem sie gegen sich selbst heftig Schelte übt; da höre ich sie zugleich mit der Vereinigten Kirche Christi Japans von heute schimpfen, die sich mit Fleiß gerade und nur um den „Zustand der Lehre“ bemüht:
Um mich allein zu stützen bin ich eifrig beschäftigt,
mitleidlos, untauglich - diese Fußsohle ist es.
Jetzt, da wir die Sache härten and schärfen müssen, ist da nicht gerade die Empfindung der Fußsohle gefragt? Hat nicht die Fußsohle, die den Schmerz der Opfer and der Täter, die in der Fußsohle ihren Eindruck hinterlassen, Empfindungen für den ganzen Körper empfangen? Und ist nicht darum, weil wir die Empfindung der Fußsohle haben, die Kriegsverantwortung zu bekennen? Deshalb: nicht aus der Wüste davonlaufen, vielmehr in der Wüste sich selbst zu erkennen fortfahren.
Fukasawa Shou, Pfarrer der Sasebo-Kirche der Vereinigten Kirche Christi in Japan
Aus „Fukuin to Sekai“ Nr.3, 2007. „Schwerpunkt: 40 Jahre Kriegsschuldbekenntnis der Vereinigten Kirche Christi in Japan“
(Übersetzung durch Pfarrer i.R. Ingo Feldt, Frankfurt (Oder), am 26.3.2007)