Traueranzeige für Paul Schneiss (Japanisch)
Die Deutsche Ostasienmission trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Pfr. i.R. Paul Schneiss
Am Morgen des 10. Februar ist Paul Schneiss, der ehemalige Vorsitzende und langjährige Ehrenvorsitzende der DOAM, nach schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren verstorben.
Die DOAM verliert mit ihm einen überaus engagierten und kompetenten Wegbereiter und Mitarbeiter, verlässlichen Freund und verantwortungsvollen Mahner, einen versierten Kenner der Menschen und der Geschichte Ostasiens und einen entschiedenen Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden.
Paul Schneiss, geboren in China und später aufgewachsen in Mühlhausen/Enz, arbeitete - nach einer ersten kurzen Phase als Missionar der Liebenzeller Mission in Japan – schon früh bei der DOAM mit, wurde 1968 ihr Geschäftsführer (bis 1975) und war nach seinem Theologiestudium in Heidelberg der erste Ostasienreferent im 1972 gegründeten Ev. Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS, heute Ev. Mission in Solidarität). Von 1975 bis 1984 war er – gemeinsam mit seiner Frau Kiyoko - als ökumenischer Mitarbeiter des EMS bei der Vereinigten Kirche Christi in Japan, dem Kyodan, tätig. Er begleitete darüber hinaus die Einrichtung des Tomisaka Christian Center in Tokyo von Beginn an. Von Japan aus unterstützte er konsequent die Demokratiebewegung in Südkorea während der Militärdiktatur, nahm dafür große Gefahren auf sich und wurde daraufhin 1977 von der südkoreanischen Regierung zur persona non grata erklärt. In den letzten Jahren ist er auf vielfältige Weise für dieses Engagement geehrt worden. Es war wiederum die südkoreanische Regierung, die ihm erst vor wenigen Wochen die Order of Civil Merit Medal, die dem Bundesverdienstkreuz entspricht, verliehen hat.
Seit seiner Rückkehr nach Deutschland 1984 in den Pfarrdienst der badischen Landeskirche setzte er seine ehrenamtliche Mitarbeit bei der DOAM fort und wurde 1991 für fast 20 Jahre ihr Vorsitzender und danach 2010 zum Ehrenvorsitzenden berufen.
Das bis ins hohe Alter aktive Leben von Paul Schneiss zu beschreiben, die vielen Impulse, Verdienste, auch unbequemen Mahnungen, sein großes Engagement in der DOAM und für die Beziehungen mit Ostasien aufzählen zu wollen, würde allen Rahmen sprengen. Um es mit dem Lehrtext der Herrnhuter Losungen für seinen Todestag zu sagen: Er hat es mit bewundernswertem, wenn auch manchmal beängstigendem Arbeitseifer ernst genommen, dass „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ (Luk. 12, 48)
Einiges sei dennoch ausdrücklich erwähnt:
Zuerst seine vielen persönlichen Kontakte zu Menschen in Ostasien und in Deutschland, die er und seine Frau pflegten und die die DOAM sehr bereichert haben, was z.B. bei DOAM-Tagungen und Veranstaltungen, Geburtstagen, Krankheits- oder Todesfällen sehr zu spüren war.
Dies spiegelt sich auch auf der Website www.doam.org wider, die er mit seiner Leidenschaft fürs Digitale im Alter von 71 Jahren begann aufzubauen, akribisch zu einem Archiv ausbaute und an der er noch im letzten Sommer arbeitete, um Lücken zu schließen. Als virtuelles Gedächtnis ist es in gewisser Weise auch sein Vermächtnis für die DOAM und alle am Thema Interessierten, welches wir in großer Dankbarkeit nutzen und weiterführen werden.
Besonders hervorzuheben ist schließlich sein Engagement für die Marginalisierten in Ostasien, z.B. für die Opfer sexualisierter Gewalt, die sogenannten „Trostfrauen“. Zudem war er im Arbeitskreis Sinti, Roma und Kirchen in Baden-Württemberg lange Zeit federführend aktiv. Regelmäßig und solange es ging nahm er zusammen mit seiner Frau an Gedenkveranstaltungen von Sinti teil, setzte sich für Betroffene von Diskriminierung ein und nahm dafür oft weite Wege in Kauf.
Wir werden Paul Schneiss schmerzlich vermissen, wissen ihn aber bei Gott geborgen.
Durch die vielen Jahre der Verbundenheit werden wir ihn in dankbarer Erinnerung behalten und das Unsere dazu tun, die Arbeit der DOAM weiter voranzubringen.
In Gedanken bei seiner Frau Kiyoko und seiner Familie,
Carola Hoffmann-Richter,
für den Vorstand der Deutschen Ostasienmission
(Aktualisiert:) Die DOAM lädt ein zur Studientagung "Gespaltene Gesellschaften ...versöhnen? von Busan nach Karlsruhe", 18.-19.02. 2022, online
Gespaltene Gesellschaften ...versöhnen?
von Busan nach Karlsruhe
Gemeinsam mit dem Berliner Missionswerk, der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) und der Evangelischen Landeskirche in Baden führt die Deutsche Ostasienmission (DOAM) vom 18.-19.02.2022 zum Thema "Gespaltene Gesellschaften ...versöhnen? von Busan nach Karlsruhe" eine Online-Studientagung durch.
Näheres zum Programm und zu den Anmeldeoptionen entnehmen Sie hier dem Flyer.
Mirok Li-Preis 2021 - Rede des Präsidenten der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V.
Rede des Präsidenten der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V., Herrn Dr. Uwe Schmelter, anläßlich der Verleihung des Mirok Li-Preises an Pfarrer Paul Schneiss und Herrn Lutz Drescher am 15. Oktober 2021 (Online)
Sehr geehrte Laureaten - lieber Herr Pfarrer Paul Schneiss, lieber Lutz Drescher,
Sehr geehrter Herr Dr. Martin Thümmel,
Sehr verehrte Frau Botschafterin der Republik Korea, Frau Dr. Cho Hyun Ock,
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Lee You Jae,
Sehr geehrter Herr Vorsitzender der Deutschen Ostasienmission, lieber Herr Pfarrer Carsten Rostalsky – liebe DOAM Mitglieder
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen des Präsidiums und des Bundesvorstandes der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft,
Liebe Freunde Koreas und der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft,
Meine sehr geehrten Damen und Herren
Ich danke Ihnen Allen sehr herzlich dafür, daß Sie unserer Einladung zur Teilnahme an der diesjährigen Verleihung des Mirok Li-Preises der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft – selbst im erstmals notwendig gewordenen Online-Format - so überwältigend zahlreich gefolgt sind.
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40 Jahre Menschenrechtsarbeit im Buraku-Befreiungszentrum
DOAM und EMS gratulieren der Vereinigten Kirche Christi in Japan (KYODAN)
Teilnahme an einer Antidiskriminierungsdemonstration
(Foto: Kyodan Buraku Liberation Center)
Um diskriminierende Strukturen und Haltungen in den eigenen Reihen sowie in der japanischen Gesellschaft zu überwinden, hat die Vereinigte Kirche Christi in Japan (KYODAN) im September 1981 das Buraku-Befreiungszentrum (BLC) in Osaka gegründet und im November feierlich eröffnet.
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Besuch vom Vize-Generalkonsul der Republik Korea - Pfarrer Paul Schneiss erhält die Order of Civil Merit Medal
Pfarrer Paul Schneiss, Ehrenvorsitzender der Deutschen Ostasienmission erhielt im November 2021 die Order of Civil Merit Medal der Republik Koreas. Da er aus gesundheitlichen Gründen die Medaille nicht selbst annehmen konnte, wurde sie durch den Vize-Generalkonsul der Republik Korea stellvertretend an Kiyoko Schneiss überreicht. Die Urkunde zur Medaille wurde von Präsident Moon Jae-In unterzeichnet. Die Auszeichnung wird laut des "Awards and Decorations Act" der Republik Koreas an Personen verliehen, die sich in besonderer Weise Verdienste erworben haben im Bereich der Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Erziehung, Kunst oder Wissenschaft um den Wohlstand der Bevölkerung zu steigern oder die nationale Entwicklung zu fördern.
Fotos: Joachim Schneiss. Weitere Fotos:
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„Schmerzhafte Teilung, Sehnsucht nach Einheit - die Beziehungen der deutschen Kirchen zu protestantischen Christen in Nordkorea“
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in: Kooperation, Solidarität und interreligiöser Dialog mit Ostasien. Einsichten, Überlegungen, Anregungen aus der Deutschen Ostasienmission. (Theologische Impulse der Missionsakademie, TIMA, Bd. 19, Hamburg 2021, S. 51-69). Online verfügbar unter:
https://www.missionsakademie.de/tima.html
Einführung
Mit keiner anderen Kirche weltweit hatte der (Nord-) Koreanische Christenbund (Korean Christian Federation, KCF) in der ersten Dekade des 21 Jahrhundert so viele wechselseitige Begegnungen wie mit den Kirchen und Missionen in Deutschland[2]. Im Hintergrund steht zum einen die Erfahrung, geteilt (gewesen) zu sein. Eine Rolle hat auch die Tatsache gespielt, dass Deutschland im Unterschied zu vielen anderen Ländern nicht am Koreakrieg beteiligt war. Da bei all diesen Begegnungen auch Christinnen und Christen aus Südkorea beteiligt waren, war der gute Ruf den Christinnen und Christen aus Deutschland wegen ihrer Unterstützung der südkoreanischen Menschenrechts- und Demokratiebewegung bei den im Nationalen Kirchenrat vertretenen Kirchen genießen ein weiterer Faktor. Nicht zuletzt war in diesem Zeitraum der Ökumenische Rat der Kirchen im Blick auf Nordkorea nicht sehr aktiv, so dass die Partner in Südkorea in gewisser Weise froh waren, dass von Seite der deutschen Kirchen Unterstützung kam.
In meinem Artikel stelle ich die Geschichte dieser wechselseitigen Beziehungen dar und gehe auf einige der Einsichten ein, die dabei gewonnen wurden. In Exkursen zeige ich auf, welche Unterschiede es zwischen Deutschland und Korea in Bezug auf die Teilung gibt und
frage danach, wie sich die Existenz eines offiziell geduldeten protestantischen Christentums in der Demokratischen Volksrepublik (Nord-)Korea (DVRK) verstehen lässt.
Der Verweis auf zahlreiche im Netz zugängliche Berichte - vor allem über die Reisen nach Nordkorea - macht aus diesem Artikel auch so etwas wie eine kleine Materialsammlung für alle, die mehr Details wissen möchten[3].
Hier geht es zum ganzen Artikel als PDF
Diesen Artikel sowie weitere Aufsätze und Berichte Lutz Dreschers finden Sie auch unter:
https://doam.org/archiv/personen/1871-lutz-drescher-aufsaetze-und-artikel