2016: Verdammt zum Atomstrom

Radioaktivität - Atomkraft
Quelle:  Süddeutsche Zeitung vom 15.03.2016

Verdammt zum Atomstrom

Von Christoph Neidhart

Würde Japan bald aus der Kernenergie aussteigen, wie es die Mehrheit seiner Bevölkerung wünscht, gingen seine regionalen Stromfirmen pleite. Allen voran Tepco. Premier Shinzo Abe unternimmt deshalb alles, um möglichst bald möglichst viele der 43 verbliebenen Reaktoren wieder anzufahren. Die Einkünfte aus dem Atomstrom sollen die Bilanzen der Stromfirmen sanieren. Abes Regierung versichert, Japans neue Sicherheitsauflagen seien die strengsten der Welt. Damit will sie die Zustimmung der Japaner zur Kernkraft zurückgewinnen. Oder wenigstens - wie vor Fukushima - ihre Gleichgültigkeit. Dem widerspricht sogar die Internationale Atombehörde IAEA. Sie sagt, Japans Vorschriften genügten ihren Normen noch immer nicht. Überdies hält sich die neue Atomaufsicht teilweise nicht an die eigenen Regeln. Masakazu Toyoda, der Chef des parastaatlichen "Instituts für Energiewirtschaft", meint, das Wichtigste für eine bessere Akzeptanz der Kernkraft sei es, dass "die Evakuierten von Fukushima möglichst bald zurückkehren". Daher soll das Hinterland der Kraftwerksruine entgiftet werden. Hunderttausende Kubikmeter des verseuchten Bodens werden abgetragen, für die Landwirtschaft lässt sich der nicht mehr nutzen. Bisher haben die Japaner über Steuern und höhere Strompreise 3,46 Billionen Yen, 27,4 Milliarden Euro bezahlt. Jeder einzelne Japaner 220 Euro.


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