"Trostfrauen", Wiedergutmachung und Menschenrechte
2011: 1000ste Demo: Berlin
in Seoul, dies sind die vom japanischen Militär im 2. Weltkrieg zu Sexsklavinnen gemachten Frauen, für die die jap. Regierung bis heute keine Verantwortung übernimmt.
In Berlin am 13.12. ein Abend des Gedenkens, eingeführt mit einer Performance von RHEE Aerang.
Am 14.12. Demoinstrationszug von der Japanischen Botschaft zum Brandenburger Tor.
Hier: Eindrücke von der Performance. Für weitere Fotos siehe untenstehenden Link.
Tanz in die Freiheit
Wir betreten den halbdunkeln Raum, jeder sucht sich einen Stehplatz im Kreis um den am Boden liegenden Gegenstand. Unter einer Zellophanplane, an beiden Längsseiten mit Klebeband auf dem Bodenbefestigt, liegt eine schwarze Gestalt (nach einiger Zeit flüstert mir mmein Freund ins Ohr: Da drunter liegt ein Mensch). Wir stehen alle still, nachdenklich, gespannt, was aus der halb durchsichtigen Plane wohl werden wird, was da herauskommen wird und wie. Wir warten immer noch. Einigen wird es zu langweilig. Plötzlich ein scharfes Geräusch, die Plane bewegt sich, etwas streift hart auf der Innenseite entlang, ein Krach wie das Platzen einer Tüte, erschrecken bei den Zuschauern. Ruhe. Wieder eine Bewegung, ruhig, aller Augen starren, plötzlich einige hastige Bewegungen, die Plane reißt auf, Löcher entstehen. Ruhe. Keine Bewegung im Saal, unter der Plane. Dann aber rasche, hektische Bewegungen nach allen Seiten, Versuche, die Plane aufzureißen von innen. Ruhe. Atemlose Stille. Wir wissen, der Mensch kommt frei, befreit sich, aber wie lange das dauert, wie schwer das ist, so ohne Hilfe von außen, sicher würde der eine oder andere Zuschauer gerne helfen…
Endlich, schmal und schwarz gekleidet, eine junge Frau kauert, immer noch festgehalten von der zerrissenen Plane, orientiert sich in der neuen Situation, ordnet die Fetzen um sich herum, knüpft Teile zusammen wir einen alten Umhang. Nach einigen Bewegungen fällt alles ab. Der neue Mensch, wie ein junger Schmetterling aus seinem Puppenkleid hervorgekrochen, steht auf, geht – und kommt mit einem verschlossenen Karton zurück. Öffnet vorsichtig, um ja nichts zu zerbrechen, aber da ist nur Abfall, große Papierschnipsel, sie fliege aus dem Karton heraus, immer schneller arbeiten die Hände, so dass die Fetzen nur so über den Boden fliegen. Fast am Boden des Kartons angelangt bekommen ihre Finger etwas zu spüren, ein dunkler, schwerer Gegenstand. Vorsichtig wird er zur Seite gelegt. Der Karton ist leer. Ein zweiter Akt hat begonnen.
Eine Strähne ihres Haares wird liebevoll gestreichelt, dann greift eine Hand nach der Schere und schneidet die Strähne in Brusthöhe ab. „Was tut sie denn da? Ach, nur eine Perücke.“ Man kann die Gedanken der Zuschauer hören. Sie geht in den Kreis der Beobachter, reicht die Schere weiter, sondert wieder eine Strähne ab und bittet, diese abzuschneiden. Und so der nächste, dann auf die andere Seite des Kreises, wieder helfen einige beim Abschneiden des Haares. Schweigend stehen sie einander bei, gemeinsam geht es jetzt besser. Eine Perücke sucht man vergebens. Das eigene Haar. Befreiung ist nicht umsonst. Nicht einmal in der Erinnerung.
Fotos: YAJIMA Tsukasa, Berlin
Unter folgendem Link sind weitere eindrückliche Fotos von der Performance zu sehen:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=328079253886134&;set=a.317527884941271.90237.317082058319187&type=1&theater