Meditation: Psalm 103,2

25.09.2011 - 14. Sonntag nach Trinitatis

Musikalische Gestaltung: Daniel Tappe (Orgel und Chorleitung), Chor der Deutschen Kantorei Peking, Beijing Bible Band, Ruth Hidaka (Solo)

Wir begrüßen vom Besuchsdienst der EKD:
Oberkirchenrat Pfarrer Paul Oppenheim, Asienreferent der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und
Oberkirchenrat Pfarrer Detlev Knoche, Leiter des Zentrums Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)

Nach dem Gottesdienst findet im Rahmen des Besuchsdienstes der EKD von 11.15 – 12.15 Uhr eine Gemeindeversammlung statt, in der Gelegenheit zum Gespräch mit den beiden Delegierten des Besuchsdienstes besteht. Herr Oppenheim und Herr Knoche sind vom 23.-27.09. in China mit Terminen in Peking und Qingdao.

Der biblische Wochenspruch:
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Psalm 103, 2

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Schwestern und Brüder,

 

während eines Auslandsstudienjahres in den USA besuchte ich Gottesdienste und Veranstaltungen in verschiedenen Kirchengemeinden. In sehr guter Erinnerung ist mir noch die Sunday School für Erwachsene in der Westminster Presbyterian Church in Austin, Texas.

What is the chief end of man?“, fragte der Pfarrer uns: “Was ist Sinn und Ziel des Menschen?“ Die verschiedenen Antworten, die gegeben wurden, fasste er zusammen mit dem Satz: „Man’s chief end is to glorify God and to enjoy him forever.“ – „Sinn und Ziel des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen“.

Frage und Antwort sind die erste von 107 Fragen und Antworten des Westminster Shorter Catechism, eine für Kinder und Neuchristen im Jahre 1647 zusammengefasste Glaubenslehre der Reformierten Kirche im englischen Sprachraum.

So kompakt hatte ich das vorher selten gehört, und dieser Satz stellte damals alle anderen Sinngebungsversuche für mich in den Schatten. Während die deutsche Übertragung der Antwort ein wenig holprig klingt (auch wenn man andere Varianten wählt), empfinde ich die englischen Worte umso eingängiger: „… to glorify God and to enjoy him forever.“ Besonders den letzten Teil finde ich wunderbar: „…and to enjoy him forever“. Da kann nichts mithalten, was einem in dieser schnelllebigen Welt, sei es in Peking oder anderswo, Glück und Erfüllung verspricht. Es ist sogar so, dass alle anderen Angebote und Verlockungen als nicht dauerhaft – modern gesagt: nicht nachhaltig – enttarnt werden.

Freuet euch in dem Herrn“, sagt der Apostel Paulus im Brief an die Gemeinde in Philippi. Luther übersetzt das griechische Original (chairete en kyriou) ganz bewusst mit „in“ dem Herrn, also nicht „an“ ihm, und auch nicht „über“ ihn. Darin liegt das Geheimnis der Verherrlichung Gottes und unserer Lebensfreude: dass wir uns in Gott geborgen wissen, dass wir dieses Wissen und Vertrauen täglich aktiv leben und gestalten und aus ihm unsere Lebensfreude gewinnen.

Der Herr kommt bald!“, fährt Paulus fort. „Macht euch keine Sorgen, sondern wendet euch in jeder Lage an Gott und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das, was er euch geschenkt hat. Dann wird der Frieden Gottes, der alles menschliche Begreifen weit übersteigt, euer Denken und Wollen im Guten bewahren, geborgen in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.“ (Phil. 4, 5-7 Übersetzung: Gute Nachricht Bibel)  So ganz neu ist diese Botschaft des Paulus nicht; Paulus war ein gebildeter Theologe, der die Psalmen kannte, und wahrscheinlich hat er dort Anleihen genommen, vielleicht sogar in dem Psalm, aus dem wir den Bibelvers für die vor uns liegende Woche haben, Psalm 103: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Es mag am fortschreitenden Lebensalter liegen, dass man mehr vergisst als in jüngeren Jahren, aber es ist wohl eher der ereignisüberhäufte Alltag in einer wirtschaftlich und politisch sehr bewegten Zeit, der das Vergessen des Guten mit sich führt.

Unser Wochenspruch ist praktische Lebens- und Orientierungshilfe: Wir sollen uns – besonders in schwierigen Zeiten – an das Gute in unserem Leben erinnern und dafür Danke sagen. Am besten können wir das, indem wir Gott loben, als Einzelne und als Gottesdienstgemeinde, und so immer mehr „in ihm drin“ werden, oder wie ich es in Austin auf Englisch hörte: … to glorify God and to enjoy him forever.

Mit herzlichen Segenswünschen, Ihr  Pfarrer Karl-Heinz Schell

Gebet
Dich loben mit dem, was ich tue und lasse,
dich loben, Gott, mit Herz, Mund und Händen,
mit all meinen Sinnen,
das hat Sinn.
Inmitten der Vergänglichkeit dieser Welt
lass mich nicht aufhören, dich zu loben.
Amen.

Segen
Wie kostbar ist ein Augenblick,
wie einmalig ist Freundschaft,
wie wunderbar ist Liebe.
Der Herr öffne dir die Augen für die Fülle des Lebens:
dass du im Kleinen das Große sehen kannst,
dass du im Teil das Ganze erkennst,
dass Du im Vorläufigen das Vollkommene erahnst.
Amen.

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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