Meditation: Psalm 98, 1

Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache (EGDS) Peking, China
Homepage: www.christliche-gemeinden-peking.de
Email: dt_gemeinde_peking@hotmail.com

Sonntag, den 18. Mai 2014
in der Kirche des Evangelischen Theologischen Seminars Peking

Wir sind sehr froh und dankbar, dass das Theologische Seminar Peking uns seine Kirche für den Vorstellungsgottesdienst und zur Konfirmation zur Verfügung stellt und danken an dieser Stelle seiner Leiterin Frau Dr. GAO Ying ganz herzlich.
Hintergrund: Die erfreuliche Größe unserer Konfirmandengruppe - am 18.05. werden es 25 (20 aus Peking, 5 aus Changchun) sein; zur Konfirmation am 01.06. werden es 20 sein (das sind die Pekinger Konfirmanden; Changchun feiert am 08.06. Konfirmation) - und die zu erwartende Gottesdienstbesucherzahl haben zur Folge, dass wir damit über der Security-Zahlengrenze sowohl der Deutschen Botschaft als auch der Deutschen Botschaftsschule liegen und somit diese Räumlichkeiten nicht nutzen können.
Die Suche nach Alternativen war lange und schwierig. In China gibt es zwar Religionsfreiheit, aber diese ist seitens des Staates sehr genau eingegrenzt; für ausländische Religionsgemeinschaften gelten sehr strenge Regeln betr. der Nutzung von Räumlichkeiten. Nach zahlreichen Absagen erhielten wir schließlich die Zusage des Theologischen Seminars, in dessen Kirche unsere Gemeinde seit 2005 an Erntedank Gottesdienst feiert. In der Seminarkirche steht eine deutsche Orgel der Firma Oberlinger. Mein Vorgänger Gerold Heinke (Pfarrer in BJ von 2001-2007) war einige Jahre Dozent am Seminar; unsere Gemeinde unterstützt das Seminar mit Kollektenmitteln.
Wir freuen uns, nunmehr im 10. Jahr miteinander ein Stück deutsch-chinesische Ökumene erleben zu dürfen. Die Kirche ist groß; alle, die kommen, werden Platz haben.

Biblischer Wochenspruch für den 4. Sonntag nach Ostern (Kantate)

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98, 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Brüder und Schwestern,

zwei Sprüche fallen mir ein zu diesem Wochenspruch:
Wo man singt, da lass Dich nieder; böse Menschen haben keine Lieder, und
Wunder sind ein Handwerkszeug Gottes.

Den ersten Satz habe ich von meinem in den 1990er Jahren verstorbenen Freund Ed Kloppe, einem deutschstämmigen Texaner. Ed war bis in die 70er Jahre lange Pfarrer gewesen und beschloss dann, dass das Evangelium auch eine sozialpolitische Seite hat - diese Erkenntnis ist, im Unterschied zu Deutschland, in den USA immer noch etwas Revolutionäres - , und dass er diese Seite als Leiter einer Gewerkschaft in Austin, Texas gestalten wollte. Ich lernte Ed während meiner Studienzeit in den USA kennen. Er hatte von meiner Ankunft in der Hochschulzeitung gelesen und lud mich eines Tages ein, mit ihm zusammen in einem bayerischen Restaurant namens „Alpine Cottage“ in Austin live Musik zu machen. Wir spielten und sangen deutsche Volkslieder und American folk music, letzteres aus dem Liederbuch der AFL/CIO (American Federation of Labor/ Congress of Industrial Organizations).

Dem ehemaligen Pfarrer und späteren Gewerkschaftsführer Ed Kloppe verdanke ich den Beginn einer Hobby-Laufbahn als „weltlicher“ Musiker, alleine oder mit Bands, in Restaurants und Kneipen mit live Musik.
Ob in den verschiedensten Kirchen und Gemeinden meiner „geistlichen“ Laufbahn, oder in meinen zahlreichen abendlichen „secular congregations“, genau das habe ich in allen Ländern erlebt: Wo man singt, da lass Dich nieder; böse Menschen haben keine Lieder. Ich muss allerdings kurz widersprechen: Natürlich haben auch böse Menschen Lieder; es sind halt böse Lieder; Lieder, die nicht aufbauen, sondern niederdrücken (das Wort Depression drückt Ähnliches aus) und niederschmettern, einzelne Menschen oder ganze Völker.

Wenn aber Menschen Gemeinschaft suchen, wenn sie ungute Grenzen überwinden, aufeinander zugehen wollen, dann kommt das Beste in ihnen zum Vorschein. Dann geht ihnen das Herz auf: sie singen, tanzen, sie fallen sich in die Arme, sie versöhnen sich, sie schauen zuversichtlich in die Zukunft.

Was man da manchmal erleben kann, ist: ein Wunder. Und zwar ganz in dem Sinne, wie ich es in dem zweiten zitierten Spruch wiederfinde: Wunder sind ein Handwerkszeug Gottes. Ich kann mich nicht mehr erinnern, von wem ich diesen Spruch habe, aber ich finde ihn gut. Ich finde ihn deshalb gut, weil er meine Perspektive verändert hat. Warum nämlich soll man nach Wundern nur als irgendetwas Großem, Gigantischem Ausschau halten? Ist es nicht viel realistischer - und auch spannender! - , einen alltäglichen, durchaus handwerklichen Blick einzuüben, wenn es um Wunder geht? So, wie Der Große Handwerker Gott für uns sorgt und uns nicht aus den Augen verliert, sollen wir als gute Lebens-Handwerker ebenfalls sorgfältig sein und genau hinschauen. Dann nämlich kann es passieren, dass uns die Augen aufgehen und dass uns das Herz überfließt - mit Staunen und Dankbarkeit. Ob kleine Wunder oder große Wunder – dieser Unterschied verliert irgendwann seine Bedeutung.

Der kommende Sonntag heißt Kantate. „Cantate“ ist Lateinisch und bedeutet „Singt!“
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! – In diesem 3000 Jahre alten Psalmwort tun sich Musik und Wunder zusammen.

Auch wir hier in Peking werden singen – zusammen mit unseren 25 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Peking und Changchun, die mit uns ihren Vorstellungsgottesdienst feiern werden.
Ich lade Sie herzlich ein in die Seminarkirche und freue mich über ihre persönliche Teilnahme am Gottesdienst und über ihr Gebet für uns aus der Ferne: aus einem anderen Ort in China, aus Deutschland oder aus einem weiteren der 15 Länder, in die wir unsere Gemeinde-emails versenden.

Ob Sie zu Hause sind, auf der Arbeit, im Auto … Ich wünsche Ihnen in der kommenden Zeit viel Freude bei Ihrem wunder-vollen Singen,
Beijing Blessings,
Ihr     Pfarrer Karl-Heinz Schell

Gebet

(von Paul Weismantel, aus: TeDeum)

Du bist mein Gott,
der nach mir fragt,
der nach mir schaut,
der mir vertraut.

Du bist mein Gott,
der um mich weiß,
der mit mir geht,
der zu mir steht.

Du bist mein Gott,
der zu mir spricht,
der mit mir schweigt,
der sich mir zeigt.

Du bist mein Gott,
der mich beschenkt,
der an mich denkt,
der meine Wege lenkt.

Du bist mein Gott,
auf den ich schau,
auf den ich bau,
dem ich vertrau.

Amen.

Segen zur Nacht
für Einwohner von cities that never sleep

(aus TeDeum)

Gott,
segne uns mit der Stille einer ruhigen Nacht.
Segne uns, Gott, mit einem wachen Herzen,
das träumend deine Sprache versteht.
Segne uns mit dem Frieden,
den die Welt nicht geben kann.
Amen.







Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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