Meditation: Matthäus 25,40

02.09.2012, 13. Sonntag nach Trinitatis

Der Wochenspruch:

Christus spricht: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Matthäus 25, 40

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

Ferien und Urlaub sind vorbei, und das neue Schul- und Expat-Saisonjahr hat begonnen.Ich hoffe, Sie hatten eine erholsame Auszeit und können nun mit neuen Kräften die vor Ihnen liegenden Aufgaben angehen.

Immer noch gilt in China der Satz: „Was bleibt, ist die Veränderung." Diejenigen, die hier schon länger leben, kennen das aus Erfahrung. In der Deutschen Botschaftsschule z.B. ist die Hälfte des Kollegiums neu. Vereinzelt trifft man noch auf Kolleginnen und Kollegen, die schon lange da sind: 4, 5 oder mehr Jahre. Wir wenigen „Alten" überlegen scherzhaft die Gründung eines „Dino-Clubs"... in Deutschland müsste man dazu mindestens 25 Jahre Ansässigkeit vorweisen... .

Der Zuzug von Deutschen nach China hält unvermindert an; China ist äußerst wichtig für das wirtschaftliche Wohlergehen Deutschlands. Und die Bedeutung, die wiederum Deutschland für China hat, unterstreicht die chinesische Regierung mit der gemeinsamen Durchführung von politischen Konsultationen. Deutschland ist weltweit das einzige Land, mit dem China in dieser Weise partnerschaftlich arbeitet.

Die Zweiten Konsultationsgespräche fanden gestern hier in Peking mit unserer Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel statt; Angehörige von neun Bundesministerien waren mit angereist. Zum abschließenden großen Botschaftsempfang mit Vertretern aus deutscher und chinesischer Wirtschaft und Kultur waren auch Pfarrer Michael Bauer und ich eingeladen. Wir konnten in zahlreichen Gesprächen alte Kontakte vertiefen und neue knüpfen.

Ich finde diese Begegnungen sehr wichtig und wertvoll. Einerseits erfahre ich manches aus dem Lebens- und Berufsalltag meiner Gemeindemitglieder und der übrigen hier lebenden Deutschen (und Expats aus anderen Ländern), andererseits vertiefe ich im Gespräch mit Chinesen mein Wissen über mein Gastland, das mir inzwischen zur Heimat geworden ist.

Als Pfarrer kommen wir natürlich – wie soll ich es sagen – irgendwie aus einer anderen Welt, und das ist gut so. Den Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen von Raum und Zeit sind wir in unserer Arbeit natürlich genauso unterworfen wie die Manager und Mitarbeitenden der hier wirkenden Firmen, aber gleichzeitig ist ein nicht unwesentlicher Teil unserer Daseinsberechtigung der, auf jene andere Welt hinzuweisen, in der andere Gesetze gelten: - - die Gesetze von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit;

- die Nachricht von Gottes Menschenliebe und Versöhnung;
- die Botschaft, dass der Mensch nicht von Arbeit allein lebt.

Unser biblischer Wochenspruch gewährt einen Einblick in diese andere Welt. Er ist einem Abschnitt entnommen, in dem es um die Frage geht, wie unsere Taten wohl einmal von Gott bewertet werden (Matthäus 25, 31-46). Manch einer, so ist zu lesen, wird sich sehr wundern. Die, die am besten wegkommen, das sind die, die anderen aus freiem Herzen, ohne jegliche Berechnung, Gutes getan haben. Sie waren dabei sogar so frei, dass sie ihre zahlreichen guten Taten vergessen haben und von Jesus daran erinnert werden müssen. „Wow!", höre ich da einen Manager sagen, „das wäre mal ein neuer Standard für Corporate Social Responsibility: Tue viel Gutes – vergiss es, und tue wieder Gutes."

Ja, wie kann man denn so leben? Gibt's da ein Geheimnis? – Ja, gibt es. Das Geheimnis heißt Liebe. Jeder, dem Menschen am Herzen liegen (Lebenspartner, Eltern, Kinder, Freunde), kennt dieses Geheimnis. Da sind die marktwirtschaftlichen Gesetze außer Kraft gesetzt, da zählt nur noch das reine Geben und Schenken. Und wenn man Jesus liebt, als Herrn und Bruder, dann befindet man sich mit dieser Liebesbeziehung mitten in der Quelle aller anderen liebevollen Beziehungen, und Herz und Hände öffnen sich.

Das meint der Evangelist Matthäus, wenn er sagt: Christus spricht: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten (Menschen-)Brüdern (und Schwestern), das habt ihr mir getan.

Auch in unserer Gemeinde und durch unsere Gemeinde gibt es in diesem (Expat-)Jahr wieder viele Möglichkeiten, Gutes zu tun und füreinander da zu sein. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr unserer Weggemeinschaft: in Peking-Tianjin, in Changchun-Shenyang und in Qingdao.

Mit herzlichen Grüßen,                Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell

Gebet

Lieber Vater im Himmel,
Du hältst mich in Deiner schützenden Hand.
Bei Dir kann ich so sein wie ich bin, -
mal stark und mal schwach,
mal vertrauend, mal zweifelnd.
Du kennst meine Grenzen;
du berücksichtigst sie.
Du schickst mich aber auch
auf unbekannte Wege.
über meine Grenzen hinaus zu gehen.
Lass mich darin erfahren, dass
Du es gut mir meinst und
Dass Du mich näher zu dir holen möchtest.
Amen.

Segen

(nach 2. Thessalonicher 2, 16-17)

Jesus Christus, unser Herr und Gott, unser Vater,
der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade
ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat,
tröste dich und gebe dir Kraft zu jedem guten Werk und Wort.
Amen.

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

Wochenspruch: alle Beiträge