Meditation: Phil.4 & Joh. 1

Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache (EGDS) Peking, China
Homepage: www.christliche-gemeinden-peking.de
Email: dt_gemeinde_peking@hotmail.com


Der biblische Wochenspruch zum 4. Advent (21.12.2014) lautet:


Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!
Philipper 4, 4-5

Der biblische Wochenspruch zum Heiligen Abend und zum Weihnachtsfest (25.12.2014) lautet:

Und das Wort ward Fleisch und wohne unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Johannes 1,14


Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

in ihrer letzten Unterrichtsstunde vor den Weihnachtsferien beschäftigten sich unsere Konfirmanden mit der Weihnachtsgeschichte, und zwar wissenschaftlich. Sie nahmen ihre Bibeln zur Hand und verglichen die Weihnachtsgeschichten (Plural) von Matthäus und Lukas. Dabei stellten sie bedeutende Unterschiede fest, nicht nur zwischen dem, was die Evangelisten berichteten, sondern auch zu dem, was heute traditionell zur Weihnachtsgeschichte gehört. Ochs und Esel werden nämlich in der Bibel nicht erwähnt. Es ist wichtig, immer wieder unsere Quelle zu befragen um zu erfahren, was einerseits ursprünglich ist, und was andererseits im Lauf der Zeit dazugedichtet wurde.

Unsere Konfis entdeckten darüber hinaus noch, dass der Evangelist Markus kein einziges Wort auf die Geburt Jesu verwendet und stattdessen sein Evangelium mit einem Bezug auf Johannes den Täufer beginnt. Dass Matthäus, Markus und Lukas dennoch vieles gemeinsam haben, stellt man fest, wenn man sie nebeneinander legt und sie Kapitel für Kapitel vergleicht. Der theologiewissenschaftliche Fachbegriff dafür heißt Synopse, weshalb man diese drei auch die Synoptischen Evangelien nennt.

Der vierte Evangelist, Johannes – nicht zu verwechseln mit Johannes dem Täufer - , gehört nicht zu den anderen. Er hat eine von ihnen deutlich unterschiedene Theologie. Für ihn ist Jesus der, der aus dem Herrschaftsbereich Gottes hinabkommt in die Welt (kosmos), um uns Menschen zu sich zu holen und dann wieder, mit ihnen, aufzufahren in die Herrlichkeit (doxa) Gottes.

„Im Anfang war das Wort…“, so lautet der erste Vers des Johannesevangeliums, und für den damaligen Leser schwingt ganz vieles mit: „Wort“, das ist im griechischen Original der logos. Im Hebräischen ist es dabar, das nicht nur „Wort“, sondern auch „Tat“ bedeutet. Das heißt: Was Gott spricht, ist im Moment des Ausspruchs quasi schon getan.

„Wort“ war für die Menschen vor 2000 Jahren nie nur „Wort“ in unserem Sinne. Als der Knecht eines römischen Hauptmanns todkrank ist, sagt der Hauptmann zu Jesus: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Der Hauptmann wusste aus eigener Erfahrung und Praxis, welche tatkräftige Macht Worte haben. Jesus heilte den Knecht.

„… und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“, so beendet Johannes den ersten großartigen ersten Satz seines Evangeliums und stellt dem Leser dann – ohne den Namen Jesus zu nennen – denselben als „das Leben“ und als „das Licht der Menschen“ vor. Gottes Kinder, „von Gott geboren“ sind die, die ihn bei sich aufnehmen. Und dann folgt unser Weihnachtsspruch ist: Und das Wort ward Fleisch und wohne unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Der logos wird sarx, so das griech. Wort für „Fleisch“. Im Lateinischen heißt „Fleisch“ caro (Gen. carnis) – wir kennen dieses Wort im Deutschen z.B. in dem Wort Karneval (wörtlich, in Bezug auf die Fastenzeit, „Fleisch wegnehmen“ oder „Fleisch vorbei“). Ein anderes Wort ist in gewisser Weise die Essenz des Weihnachtsgeschehens: „Inkarnation“. Es bedeutet „in das Fleisch kommen“ oder „Fleisch werden“.

Gott wird Mensch, er inkarniert sich. Er will nicht Geist bleiben, der einst „über den Wassern schwebte“ (Genesis/ 1. Mose). Er ist ein liebender und ein solidarischer Gott. Er will unser menschliches Schicksal teilen -, von der Geburt bis zum Tod – und sogar darüber hinaus, ins ewige Leben.

„… und wohnte unter uns“, so übersetzte Martin Luther ein griechisches Wort, das ursprünglich „Zelt aufschlagen“ bedeutet. In einem Haus wohnt man dauerhaft, in einem Zelt vorübergehend. In Jesus hat Gott sein Zelt bei unseren Zelten aufgeschlagen. Ich sage nicht „bei unseren Häusern“, denn auch wir sind hier auf Erden nicht auf Dauer, sondern „just passing through“. Wer wüsste das nicht besser als für 1, 2 oder 3 Jahre ins Ausland Entsandte…. Expats… global nomads… Und wenn man dann irgendwann nach Deutschland zurückgeht, stellt man fest, dass man auch dort nicht mehr so zu Hause ist wie vorher.

Ich finde es sehr tröstlich und frohmachend, dass wir nicht alleine unterwegs sind durch diesen Raum (begrenzt und faszinierend) und diese Zeit (kurz und kostbar) , die wir Leben nennen, sondern dass unser Schöpfer und Erhalter mit uns unterwegs ist: „im Fleisch“, inkarniert, als Mensch.

Da kann ich dann eigentlich nur noch mit einstimmen in den Ruf des Apostels Paulus für den bevorstehenden 4. Advent:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!

Mit herzlichen Segenswünschen für Ihren Weg durch die verbleibenden Adventstage zum bevorstehenden Christfest, und für einen frohen Beginn des neuen Jahres 2015,

Ihr    Pfarrer Karl-Heinz Schell

Meditation zum 4. Advent

von Clemens von Alexandrien
geboren um 150 in Athen, gestorben um 215 in Kappadokien
(aus TeDeum)

SOHN DAVIDS
aber schon lange zuvor
WORT GOTTES
nahm er nicht
Leier oder Zither
Instrumente ohne Seele

Er stimmte auf sich
durch den HEILIGEN GEIST
die ganze
in Menschen
zusammengefasste
WELT

Er bediente sich ihrer
als eines Instrumentes
mit vielen Klängen
um seinen Klang
zu begleiten

Auf diesem Instrument
dem Menschen
spielt er
für GOTT

Weihnachtssegen für Expats

Ein Kaiser und eine Volkszählung -
Meine Firma bleibt marktbeherrschend, wenn die Zahlen stimmen…

Kein Raum in der Herberge -
Schon wieder in einem Hotel übernachten statt zu Hause…

Die Heilige Familie auf der Flucht -
Wo nur ist meine innere Ruhe geblieben?...

Euch ist heute der Heiland geboren! –
Das Kind in der Krippe, Gottes Sohn, dieser Jesus?
Euch… also,… auch mir?!

Möge dieses Kind Deine Werte umwälzen
und so Deinen Alltag gesund machen.
Möge dieses Kind der leuchtende Stern sein
in deinen dunkelsten Nächten.
Mögest Du in diesem Kind jenen tiefen Frieden finden,
nach dem du schon so lange suchst.

Gott segne Dich!









Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

Wochenspruch: alle Beiträge