Meditation: Psalm 66,20

05.05.2013

mit Vorstellung der Konfirmandinnen und Konfirmanden

 


Der biblische Wochenspruch zum Sonntag Rogate (5. Sonntag nach Ostern)

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.   Psalm 66, 20

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

wie halten Sie’s mit dem Gebet? – Erinnern Sie sich noch an ihre Kindheit; haben Sie aus dieser Zeit Vorprägungen? Hat Sie jemand, was ich nicht hoffe, zum
Beten gezwungen? Oder erinnern Sie sich an Räume der Weite und des Friedens, die Ihnen das Gebet eröffnet hat?

Beten hat für mich - abgesehen vom Beten in Gemeinschaft, wie z.B. im Gottesdienst - ganz wesentlich mit Stille zu tun, jener Gabe, die so kostbar und selten ist, wenn man mitten im lärmenden Peking am 2. Ring wohnt und gerade Baumaßnahmen mit Schlagbohrern-gegen-Stahlbeton im Nachbarapartment ertragen muss. Das findet genau jetzt statt, während ich diese Zeilen schreibe. Es ist die dritte längerfristige Renovierung eines meiner Nachbarapartments
innerhalb eines Jahres. Länger hier in China Weilende kennen dieses Phänomen. Man wird nicht gefragt, ob einem das gerade passt. Wenn man Glück hat, klebt irgendwann ein Zettel auf Chinesisch außen an der Wohnungstür. Darauf steht, dass der Nachbar in Apartment soundso leider in diesem und den nächsten beiden Monaten seine Wohnung komplett entkernt. Dafür habe man sicher Verständnis. - Vergangene Woche traf ich meinen Vermieter zur
Übergabe der Mietsumme. Er wohnt ebenfalls zur Miete, und ihm ergeht es – seit Monaten – genauso. Bin also beileibe kein Einzelfall. Die Paradoxie des Ganzen allerdings bei meiner eigenen Situation: Durch Isolierungsmaßnahmen im Fensterbereich konnte ich im vergangenen Jahr den Außenlärm (4-spurige Straße vor meiner Wohnung) eindämmen, aber gegen den Innenlärm der Wohnanlage bin ich nach wie vor machtlos.

Nach knapp 5 Jahren China denke ich: Entwicklung ist etwas Wunderbares, aber Entwicklung ist laut, und der damit verbundene Lärm ist auf Dauer schadhaft für die Seele. (Da höre ich den Chinesen in mir sagen: „Seele, was ist denn das?“).

Ich glaube nicht, dass es zu Jesu Zeiten, daheim bei ihm im Orient, leise war. Eher das Gegenteil dürfte der Fall gewesen, also so wie hier in China. Allerdings, dear Jesus, you have to admit: Bei dir gab’s keine Schlagbohrmaschinen! – Dass die Psalmdichter und auch Jesus Lärm und Stress kannten, ist erwiesen. Wir können es nachlesen in Veröffentlichungen christlicher Autoren zum Thema Burnout, und die wiederum haben’s aus den Evangelien: Jesus liebt die Menschen, er speist sie und heilt sie, aber er flieht vor der Beanspruchung durch zu viele Menschen und Aufgaben an einsame Orte: an die andere Seite des Sees Genezareth, auf einen Berg, oder in die Wüste: number one places for peaceful meditation, healing solitude, and powerful revelations.

Es gibt sie, diese Orte, auch in Peking mit seinen 5,5 Millionen Fahrzeugen und 20 Millionen Einwohnern auf einem Gebiet so groß wie Thüringen, aber aus der Innenstadt heraus muss ich lange fahren, zwei Stunden etwa, um sie zu finden: in den Peking umgebenden Bergen zum Beispiel, an einem Montag, wenn kaum jemand unterwegs ist. Das bedeutet 4 Stunden Fahrt, Stau nicht mit eingerechnet. In Deutschland geht man von fast jedem Wohnort gerade mal
10, 15 Minuten, und ist, wie von Zauberhand, in einem Naherholungsgebiet. Was für ein Wort: „Nah-Erholungs-Gebiet“! Sehr deutsch, sehr unchinesisch. (Wieder der Chinese in mir: „Warum sollte man sich erholen müssen? Und das auch noch in der Nähe der eigenen Wohnung!?“) Einen wöchentlichen Feiertag gibt’s hier ebenfalls nicht, jedenfalls nicht für die meisten. Schlagbohrmaschinen hämmern auch sonntags weiter. („Schöpfungsordnung“? „Aktion
Sonntage statt Werktage“? Nie gehört.)

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Offenbar hat Gott soeben mein Gebet nach Ruhe erhört, denn die Maschinen haben aufgehört. Ich bleibe natürlich realistisch. Hab nämlich selbst schon auf’m Bau gearbeitet und weiß: Die Jungs machen zweites Frühstück.

Die schwierigen Zeiten in diesem Land oder sonstwo, die kampfreichen Zeiten im Leben, - die können wir am besten durch das Gebet bestehen, durch die Einsamkeit mit Gott, durch jene fruchtbare Verbindung mit unseren Kraft- und Sinnquellen.


Wie gut, dass Gott mich mit meiner Machtlosigkeit annimmt, sich mir zuwendet, und Negatives in Positives transformiert. Das zu erfahren und darauf immer
wieder neu zu vertrauen, das nennen wir Glauben.

…. Und kaum habe ich diesen Satz zu Ende geschrieben, hämmern sie wieder, die Schlagbohrer.

Grüße vom Bau, Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell

Aktuelles aus der Gemeinde: Unsere Praktikantin stellt sich vor
Mein Name ist Gesine Weber, ich bin 19 Jahre alt und bin nun nach dem Abitur aus dem schönen Dreifelden im Westerwald für ein Praktikum in der EGDS nach Peking gekommen. 

 

Pilgrimage

Inspired by the pilgrim way of some of my dear church members,
I have decided to include in this and in the following newsletters,
prayers and prayerful thoughts from the chapter “Pilgrimage”
in the ecumenical prayer book Sinfonia Oecumenica.
The reader may want to use these thoughts as steps or stations
on his/her own Christian pilgrim way of life.

Pilgrimage IV (last)

For the ways of life which I have passed through
I am thankful.
For the ways that lie ahead of me,
and are yet to be trodden,
I wait in peace,
because all my past travel experiences
have equipped me.

Even the last, tiresome part of my life’s journey
I can endure and pass through with God’s help.
That is the last part of the sacred journey.
It leads me to a new destination,
a way without end,
which is waiting for me in God’s shelter,
his eternal home.

Ways of my life are ways of my faith.
My life is a way and a journey,
a journey on the streets of today,
a journey on changing streets,
but with an unchanging goal.
O God, be the beginning and the end
of all my ways!
Amen

Segen

(von Wilma Klevinghaus)

Für jeden Morgen so viel Licht wie nötig ist
für den Schritt aus dem Dunkel -
Für jeden Augenblick so viel Liebe wie nötig ist,
um glücklich zu sein und glücklich zu machen -
Für jeden Tag so viel Kraft wie nötig ist
für das, was er fordert -
Für jeden Abend so viel Stille wie nötig ist,
um in Gelassenheit die Nacht zu erwarten und das Erwachen danach -
das schenke dir Gott!
Amen.

 

 

 

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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