Meditation: Lukas 12,35

Evangelischer Gottesdienst
am Sonntag, den 24.11.2013 um 10.00 Uhr
in der Deutschen Botschaft Peking

Der biblische Wochenspruch zum Letzten Sonntag des Kirchenjahres (ev.: Ewigkeitssonntag; kath.: Sonntag Christkönig)

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. Lukas 12, 35

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

 

der Ewigkeitssonntag ist der letzte Sonntag im zu Ende gehenden Kirchenjahr. Am Sonntag darauf ist bereits der 1. Advent.

In unserer Expat-Gemeinde legt das Tempo jetzt noch einen Zahn zu, denn viele werden mit Beginn der Weihnachtsferien am 13.12. nach Deutschland fliegen. Diejenigen, für die das zutrifft, haben ab jetzt nur noch 3 Wochen, um all das, was hier in Peking noch in ihrer pipeline liegt, zu erledigen. Diejenigen, für die das nicht zutrifft, werden in diesen double speed einfach mit hineingezogen.

In Deutschland ist vor Weihnachten auch alles schneller, voller, gereizter… Da gibt es schon mal Sitzungen, in denen jemand explodiert, weil er dem erlebten Druck Luft machen muss. Selten trifft jemand bei solchen Entladungen allerdings den Richtigen, und dem Explodierten tut es nachher, wenn der Stress vorüber ist, Leid. Dass hier in China aber noch mal was drauf kommt – vielleicht liegt es an den Lebensbedingungen in einer fremden Kultur in einem 20 Millionen Moloch – ist denen, die es nicht kennen, kaum zu vermitteln. Double speed, persönliche und berufliche pipelines und deadlines… das bestimmt uns in diesen Tagen und Wochen vielleicht noch mehr als sonst. Und manch einer mit den entsprechenden beruflichen Konditionen hat das zweifelhafte Vergnügen, diese Rastlosigkeit in beiden Ländern mitzuerleben.

Wie ein Stück Contra-Lifestyle schiebt sich da der biblische Wochenspruch in unsere Hamsterradrennerei hinei: Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. Der Evangelist Lukas will uns wissen lassen, dass wir stets damit rechnen sollen, dass Jesus Christus wieder kommt – so wie ein Bediensteter, der auf einen Bräutigam wartet, der von der Hochzeit kommt. Lukas will sagen: All das, was wie hier und heute erleben, ist temporär. Als Christen warten wir auf den wiederkommenden Christus, der uns als Weltenherrscher zu sich aufnehmen und aller Ungerechtigkeit ein Ende machen wird. Alles ist nur von kurzer Dauer, - das Gute wie das Böse. Alles wird vergehen, alle menschliche Ohnmacht wird vergehen, und alle menschliche Macht wird vergehen: die Macht des Geldes, die Macht der Korruption, und die Macht der Unterdrücker. „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen“, sagt Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5, 5).

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. – Das bedeutet: Bereit sein zum Aufbruch, leichtes Gepäck haben; noch leichter als die 23 kg Gepäcklimit der Economy Class.
Sich bereit halten zum Aufbruch – nicht um nach Deutschland zu Familie und zu Freunden zu fliegen, oder zum Urlaub ins nahe gelegene Südostasien, sondern dem Herrn der Welt entgegen, dem Leben entgegen, alles Vergängliche hinter dir lassend, in das Bleibende, in das Ewige hinein. Schon jetzt, mitten im double speed.

Ewigkeit.
Sonntag.
Ewigkeitssonntag.
No more deadlines.
No more dead lines.
Keine letzten Termine,
keine toten Linien mehr,
keine Todeslinie mehr in meiner Hand,
nur noch Leben.
Ewiges Leben.


In diesem Sinne, herzliche Segensgrüße, Ihr    Pfarrer Karl-Heinz Schell

Ewigkeitssonntag
Gebet für Trauernde

(nach: TeDeum)

Gott,
es ist tröstlich zu wissen,
dass wir die Menschen, die gestorben sind,
deiner Barmherzigkeit anvertrauen dürfen.
Du bist Gott, der dem Tod den Schrecken nimmt
und den Trauernden die Tränen trocknet.
Bleibe bei uns, wenn die Nacht ganz dunkel ist
und der Schmerz um die Gestorbenen uns zu zerreißen droht.
Amen.


Segen

(von Antje Sabine Naegeli, ev. Theologin, Logotherapeutin und Lyrikerin;
aus: TeDeum)

Gott,
der dich wahrnimmt,
lasse zu deiner Erfahrung werden,
was er dir zugesagt hat:
Bei dir zu sein in aller Angst und Unsicherheit,
zu dir zu stehen in Ausweglosigkeit und Verlassenheit,
deine Bedürftigkeit zu Herzen zu nehmen,
was immer auf dir lastet.
Er schenke dir,
was du dir selbst nicht geben kannst:
wachsendes Vertrauen
mitten in den Widersprüchen deines Lebens.
Amen.

 

 

 

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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