Meditation: Lukas 21, 28

04.12.2011 (2. Advent)

 

Der biblische Wochenspruch lautet:
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Lukas 21, 28


Liebe Leserinnen und liebe Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

es ist mal wieder so weit: Obwohl der Mensch den aufrechten Gang gelernt hat, beginnt er sich in Zeiten großer Beanspruchung – also jetzt, im Advent, in den Wochen vor Weihnachten - leicht und immer mehr nach vorne zu neigen. Dabei geht ihm die vertikale Ausrichtung, der Horizont und der Blick nach Oben (wie war das noch?: „Alles Gute kommt von Oben") verloren. In China gesellt sich dann noch der allüberall hohe Lärmpegel dazu, so dass man nicht nur einen Tunnelblick bekommt, sondern auch das Wesentliche (das ist oft das Leise) nicht mehr sehen kann. Gleich zwei Sinne sind also in der Vorweihnachtszeit massiv beeinträchtigt: Sehen und hören. Beide sind Sinne der Wahrnehmung.

Neu sehen und hören lernen durfte ich in den vergangenen Tagen.

An mehreren Orten hörte ich das Lied Stille Nacht, Heilige Nacht, oder sang es selbst mit. Besonders eindrücklich waren für mich zwei Erlebnisse mit Mitgliedern unserer Gemeinde Changchun.

Das erste: Nach dem Schulunterricht in der Deutschen Internationalen Schule Changchun (DISC, 70 Schüler) entschieden wir spontan, Stille Nacht Heilige Nacht in einer der Mensen der großen chinesischen Schule (5.000 Schüler) zu singen, in der die DISC zu Gast ist. Wir wollten so den chinesischen Mitschülern ein kleines (Vor)weihnachtsgeschenk machen. Was dann kam, fand ich überwältigend: Die chinesischen Schüler hielten inne, und einer forderte alle auf, zu applaudieren. Das war eine große Freude auf beiden Seiten und spontane Völkerverständigung.

Das zweite Erlebnis: In einem Restaurant am Rand von Changchun aßen mit einer kleinen Gemeindegruppe gemeinsam zu Abend und sangen zur Verabschiedung noch einmal leise und eigentlich mehr für uns Stille Nacht, Heilige Nacht. Zwei, drei weitere große Tische im Restaurant waren noch besetzt; in kurzer Zeit verstummten alle Gespräche. Es wurde so still, wie ich es von China gar nicht kenne, und ein ganz besonderer Geist war anwesend. Das hat mich sehr berührt und bewegt; was für eine Kraft liegt in diesem Lied! Was für eine Kraft liegt im Kommen und in der Botschaft des menschgewordenen Gottes, der nur das Eine für seine Menschen im Sinn hat: Heil und Heilung.

Ich wünsche Ihnen in diesen Tagen und Wochen Momente des Innehaltens, des Sich-Aufrichtens,  des Durch- und Aufatmens. Ich wünsche Ihnen Zeiten,  in denen Sie Ihren spirituellen Tastsinn einschalten und spüren können: Es hängt ja doch nicht alles von mir ab! Ein viel Größerer lenkt das Weltgeschehen. Er sorgt für mich, ich darf ihm vertrauen, denn er wird alles – das Gute und das Schlechte - zu meinem Besten geschehen lassen.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Mit herzlichen Segensgrüßen zum 2. Advent, Ihr Karl-Heinz Schell



Gebet für Zeiten des Wartenmüssens

Gott,
führe mich durch die Wüsten in mir.
Hilf mir, alles zurückzulassen, was mich von dir abhält.
Wecke in mir den Durst nach dir
und segne mich durch das Kommen deines Sohnes.
Amen.

 

Segenszuspruch
Hildegard Nies (aus TeDeum)

Du hast Licht in dir.
Morgen-, Tag- und Abendlicht.
Alles liegt bereit
für deine Wandlung.

Mach die Augen auf.
Reiß die Dekorationen ab
und sieh hin:
Alles liegt in dir
Für deine Wandlung.

Lös die Fesseln,
steh auf, komm heraus.
Du bist frei:
Und alles wartet
auf deine Wandlung.

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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