Meditation: Matthäus 20,28

17.03.2013 -  Sonntag Judica
5. Sonntag in der Passionszeit. Der Name des Sonntags ist Psalm 43,1 entnommen: „Judica me, Deus“ – Verschaff mir Recht, o Gott!

 

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.      Matthäus 20, 28

 

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

 

der Wochenspruch des Sonntags Judica findet sich in einem Disput der Jünger Jesu darüber, wer von ihnen welchen Status im Himmelreich haben werde (Matth. 20, 20-28). Zugleich wird uns darin ein Fenster in Richtung Gründonnerstag geöffnet: zum Abschiedsmahl Jesu mit seinen Jüngern, zur Fußwaschung, zur Umkehr dessen, was „man“ denkt und tut.

Oben wird unten
Nicht der Sklave wäscht den Jüngern die Füße - die niedrigste Arbeit eines Haussklaven-, sondern Jesus, der Herr. Der Herr macht sich selbst zum Sklaven. Er stellt Hierarchien auf den Kopf, er dreht das Denken seiner Weggefährten um.
Die hatten offenbar selbst nach Jahren gemeinsamer Wander- und Lebensgemeinschaft immer noch nicht verstanden, um was es Jesus wirklich ging. – Und um was ging es ihm? Um den menschlichen Gott. Nicht um „den da oben“, sondern um „den hier unten“. Nicht sich dienen lassen, sondern selber dienen, - das ist die Kraft, die die Welt verändert.

Menschlich gestalten
Interessant ist, dass es nicht heißt: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er herrsche….“, sondern: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse…“. Das ist deshalb interessant, weil Jesus immer auch das Thema Herrschaft angesprochen hat. Im Mittelpunkt: die Herrschaft des Gottesreiches.
Jesus verleugnet nicht Hierarchie. Nein, er interpretiert sie neu. Er sagt: Herrschaft, Macht ist immer vorhanden, und sie wird gut oder schlecht ausgeübt. Wenn das so ist, dann müssen wir uns überlegen, wie wir Herrschaft – im Sinne Gottes - menschlich gestalten. Und das geht nur dadurch, dass jemand, der Kompetenz, Verantwortung und Macht hat, diese zum Wohl der ihm Anvertrauten einsetzt.
Das gilt, seit dem 14.03.2013, für Xi Jin Ping in Peking genauso wie für Franziskus in Rom.
Es gilt für CEOs und andere Manager, für Bischöfe, Dekane und Pfarrer/innen.
Es gilt für Ehemann und Ehefrau, Eltern und Kinder.

Nur geerdet nach oben
Mit unseren Füßen laufen wir auf der Erde. Füße sind ein natürliches Instrument der Erdung. Autoreifen sind es nicht, höchstens sekundär. Flugzeuge sind es schon mal gar nicht. Das sage ich kritisch allen jetsettenden Expats und schließe mich mit ein. Abgesehen davon, dass die meisten von uns einen ganz miserablen ökologischen Fußabdruck haben, sind wir auch noch ständig nicht geerdet. Das tut dem Menschen in seiner Ganzheit (Körper, Seele, Geist) nicht gut. Wer - im Seelenbild eines Baumes gesprochen - nicht fundamental wurzelt, kann auch nicht weit in den Himmel wachsen, auch wenn er zehn Mal im Monat „da oben“ herumfliegt. So kommt‘s denn auch, dass sich z.B. Firmenangehörige eher gegenseitig kräftig den Kopf waschen als die Füße.

Erlösung
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. In der zu Ende gehenden Passionszeit erreicht uns dieser Ausspruch Jesu: ein Votum für eine geerdete, menschliche Existenz, in der einer einen anderen fragt, was er braucht, damit es ihm gut geht, und dann selbst ganz praktisch etwas dazu tut. „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ (Jesus, in Joh. 13, 15).
Was dann kommt…?
Erlösung!

Herzlichst,     Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell

 

Pilgrimage

Inspired by the pilgrim way of some of my dear church members, I have decided to include in this and in the following newsletters, prayers and prayerful thoughts from the chapter “Pilgrimage” in the ecumenical prayer book Sinfonia Oecumenica.
The reader may want to use these thoughts as steps or stations on his/her own Christian pilgrim way of life.

 

Pilgrimage I

“I am the way.” Jesus

A long way, I have travelled through space and time,
a long way, all through the years of my life,
a way through childhood and adolescence.

Broad ways I have passed through,
So as to discover the world,
to get to know the unknown.
On every highway of life, I met people.
Their thoughts came upon me.
Sometimes I passed them by.
Sometimes I took delight to linger on.

There are narrow paths in life.
Only when I turn forward,
am I able to follow them with certainty.
On the right there is an abyss,
On the left there is danger.
A single journey through the narrow paths
makes me sure, confident and determined.
There is only one step towards the goal,
a step inspired by a hope,
that even in the midst of dangers
there is still a chance for things to turn out
for the better.

Segen

Gott segne dich durch die Treue,
mit der er an dir festhält.
Er segne dich durch das Erbarmen,
das dir den neuen Anfang schenkt.
Er segne dich durch die Liebe,
mit der er sich dir zuwendet.
Amen.

 

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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