Meditation: Philipper 4,4-5

Evangelischer Gottesdienst
am Sonntag, den 22.12.2013 um 10.00 Uhr, in der Deutschen Botschaft Peking
am Heiligen Abend, en 24.12.2013 um 16 Uhr in der Deustchen Botschaftsschule Peking
am 25.12.2013 um 11 Uhr in der Deustchen Botschaft Peking

Der biblische Wochenspruch zum 4. Advent lautet:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!    Philipper 4, 4-5 

Das Bibelwort für die Weihnachtstage (24.-26.12.) lautet

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Johannes 1, 14a 

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

dass Weihnachten etwas mit der Geburt eines menschgewordenen Gottes namens Jesus (hebräisch: Jeshua = „Gott hilft“) mit dem Ehrentitel Gesalbter (griechisch: Christos) zu tun hat, darauf kommt man bei einem Spaziergang durchs (vor)weihnachtliche Peking … eher nicht.

Die chinesische Weihnachtsdekorationsindustrie, die die Nummer 1 unter den Weihnachtsartikel-Exporteuren nach Deutschland ist, versorgt uns auch hier in China mit altbekannten und bisher noch unbekannten bunten, lustigen und interessanten Figuren. Ob das nun Santa Claus ist, in Crazy-Bunt oder in Coca-Cola-Rot, alle möglichen Varianten von Drahtgestell-Rentieren und Styropor-Schneemännern, -frauen und -kindern, oder gigantische Heißluft-Clowns am Pekinger Fernsehturm - kein Wunsch bleibt unerfüllt. (Sogar das, was man sich nicht wünscht, wird erfüllt.)
Oder: „ Imagine a Christmas tree, any type, - really: any! If you don’t find it in your home country, come to China. You’ll find it here.” Ich habe selbst natürlich auch einen shèng dàn shù (= Weihnachtsbaum auf Chinesisch). Den mag ich: Er ist das Geschenk einer Kirchenvorsteherin aus Hong Kong, etwa 60 cm hoch, komplett mit Kugeln, und ohne Verfallsdatum. Natürlich habe ich schon nach einem echten mannshohen Weihnachtsbaum von den Weihnachtsbaumplantagen in der Inneren Mongolei geschielt, aber – ich bin leider viel zu viel unterwegs, um ihn der erforderlichen finanziellen Investition entsprechend auch genügend betrachten zu können. Mein kleiner Hong Konger Baum, ja, der passt. Außerdem hilft er mir als Mainland China Bewohner dabei, Greater China nicht aus dem Blick zu verlieren. (…Hm, war das jetzt ein politisches Statement? ...)
Und dann hab ich noch meinen Birkenholz-Adventskranz, handgefertigt von einem Mitglied meiner früheren deutschen Kirchengemeinde Dreifelden im Westerwald: eine Birkenholzplatte, liebevoll mit Waldbodenmoos bedeckt, darauf orgelpfeifengleich senkrecht und in Kreisform montierte Birkenholzstücke, etwa 5 cm im Durchmesser, oben sauber ausgefräst für Teelichteinsätze. Wer hätte das gedacht im Jahr meiner Ausreise, im Olympiajahr 2008, dass ein Hong Konger Plastikbaum und ein Westerwälder Holzkranz alle Jahre wieder einträchtig in Peking Advent und Weihnachten feiern würden?

Jetzt hätte ich’s fast vergessen : Was war da noch mit Jesus? – Ach ja, seine Geburt. Na ja, die war natürlich nicht am 25.12. im Jahr 0 (Null), eher wohl ein paar Jahre vor Null. Das weiß man nicht so genau. (Es klingt wirklich merkwürdig, wenn Christus im Jahr 3 vor Christus geboren worden sein soll.) Aber über drei Jahrhunderte später, im Jahr 336, legte Kaiser Konstantin das Fest zur Geburt des Erlösers auf den Tag der Wintersonnenwende. Damit setzte er dem Kult um den römischen Sonnengott-Kaiser Aurelian „Sol invictus“ ( =unbesiegbare Sonne) ein Ende, und die Christen feierten fortan an diesem Datum die Geburt ihres Heilandes „Christus verus Sol“ (= Christus, die wahre Sonne ).

À propos Sonne: Auf der südlichen Halbkugel ist es an Weihnachten heiß. Bei einem Großteil der weltweit eingesetzten Weihnachtsdeko müsste man korrekterweise von Nordhalbkugel-Winterdeko sprechen. Nach wie vor vermischen sich in allen Ländern, seien es solche mit christlicher oder anderer religiöser Tradition, die verschiedensten Bräuche an Weihnachten. Die Botschaft von der Menschwerdung Gottes ist einmalig, aber verbindende große Themen in allen Religionen sind in dieser Zeit Licht, die Sehnsucht nach einer heilen Welt, der Wunsch nach Frieden, das Erleben von Familie, Harmonie und Verbundenheit.

„Ich habe gelesen,“ sagt mir eine Pekinger Motorradrikshafahrerin, die mich schon seit ein paar Jahren immer wieder mal zur Deutschen Schule fährt, „dass euer westliches Weihnachten im Dezember so etwas wie unser chinesisches Neujahrsfest im Januar/Februar ist: das ist euer Familienfest. Und alle schenken sich was, das ist auch wie bei uns.“ Sagt’s, und schenkt mir eine Packung feinen Tee aus der Provinz Anhui. Sie hatte ihr Geschenk ein paar Tage vorher angekündigt; ich konnte mich also vorbereiten und hatte Milka-Schokolade für sie und ihre Familie dabei. „Oh, vielen Dank. Das wäre aber nicht nötig gewesen!“, sagen wir beide auf Chinesisch, und müssen dabei lachen, weil wir genau wissen, dass jeder von uns sich schon wie ein Kind darauf freut, sein Geschenk auszupacken und es zu genießen. Geschenke für die Sinne, von Mensch zu Mensch.

Und Geschenke von Gott zu Mensch (und umgekehrt)? - Dass Gott seine Liebe nicht in einem philosophischen, vergeistigten Bereich belässt, sondern sie „im Fleisch“, das heißt: in einem Menschen und in einer menschlichen Biographie greifbar, anfassbar macht, darin finden wir Gottes Bekenntnis zu uns, zu seinen Kindern, zum Menschen. Darin erkennen wir seine eigene Verpflichtung zur Menschlichkeit, und seine Absage an jede Ideologie vom Über- oder Untermenschen.
Gott wird Mensch: Das ist eine Protest- und Kampfansage an alle, die dem Menschlichen keinen Raum geben – im Privaten, in der Arbeitswelt, in der Politik. Die Geschehnisse um König Herodes im Vorfeld der Geburt Jesu erinnern uns: Wir sollen uns nicht wundern, wenn Machthaber auf die Nachricht von der Geburt dieses neuen Königs zumindest nervös reagieren, oder auch mit verstärkter Kontrolle und Unterdrückung.

Gott wird Mensch: Wenn der Advent zur Erfüllung kommt, öffnet sich über uns der Himmel.
Vor mir entsteht ein fantastisches Bild: Maria und Josef, die noch nicht verheirateten frischgebackenen Eltern, aber auch Singles und Alleinerziehende… palästinensische Hirten, deutsche Pfarrer und chinesische Rikshafahrerinnen… quer über den Erdball jettende Manager und garantiert mindestens genau so weit fliegende (Schutz-)Engel … sie alle verbinden sich zu einer kosmischen Megakantorei und stimmen ein global-strategisches Oratorium an: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden für alle Menschen!
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Darum:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!

Herzliche Advents- und Weihnachtsgrüße und ein gesegnetes neues Jahr 2014 wünscht Ihnen
Ihr     Pfarrer Karl-Heinz Schell

Gott und Mensch

(eine interaktive Kurzform des Liedes von Paul Gerhardt (1653) , „Ich steh an deiner Krippen hier“, Ev. Gesangbuch Nr. 37  in Verbindung mit Lukas 15, 11-32)

Mensch: „Ach! … Gott? .... Du?!“
Gott: „Ja. Ich. Ich hab‘ mein Weihnachtsgeschenk für dich dabei.“

Mensch: „Ein Geschenk? Für mich!?“
Gott: „Ja. Ich schenk dir Jesus. Also: Ich schenk dir mich selbst.“

Mensch: „Boa, vielen Dank! Das wär‘ aber nicht nötig gewesen!“
Gott: „Wenn Du wüsstest…..“

Mensch: „Oh!? - Hm, also… Ich hab auch ein Geschenk für dich, das trag ich schon länger mit mir herum:
Das bin ich selbst (……….….. …………. eigener Name).“
Gott: „Boa, vielen Dank! Das wäre aber nicht nötig gewesen!“

Mensch: „Wenn Du wüsstest….“
Gott: Legt kurz seine heilende Hand auf das Herz des Menschen und nimmt ihn dann liebevoll in seine Arme.

Gott und Mensch lachen und weinen, und weinen und lachen, - sie haben sich viel zu erzählen.
Und setzen schließlich ihren Weg fort, gemeinsam, und mit großer Freude.


Weihnachtssegen

Gott
segne dich mit seiner tief erfüllenden Liebe,
durch die du Ihn in jedem Menschen erkennst,
durch die du vor keinem Menschen zurückscheust,
durch die du alle Menschen zu Ihm führen willst –
denn Er ist die Liebe.
Amen.


 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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