Meditation: Psalm 130,4

26.10.2013

Evangelischer Gottesdienst
am Sonntag, den 27.10.2013 um 10.00 Uhr
in der Deutschen Botschaft Peking

 

100. Jahrestag der Gründung der Deutschen Evang. Kirchengemeinde Tientsin (Tianjin)

und 

Evangelischer Gottesdienst zum Reformationstag
am Donnerstag, den 31.10.2013 um 19.00 Uhr
in der Deutschen Botschaft Peking
mit Verabschiedung von Kantor und Organist Daniel Tappe


Der biblische Wochenspruch zum 22. Sonntag nach Trinitatis

Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.
Psalm 130, 4

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

ein großes Thema: Vergebung.
Es gibt zwei Sätze, die fallen uns, wenn es nötig ist, oft schwer zu sagen:
„Bitte vergib mir.“ und „Ich vergebe dir.“

Dem ersten Satz geht die Einsicht in meine eigene Fehlerhaftigkeit und Begrenztheit voraus, und auch die Erkenntnis meiner eigenen Fähigkeit, Böses zu tun, zu verletzen, zu zerstören und zu töten. Töten muss, so wie Jesus es versteht, nicht das leibliche Töten sein. Töten ist schon, wenn ich einen anderen Menschen beleidige. (Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5, 21-26; hier gibt’s auch interessante Tipps, wie man in einem ernsten Konfliktfall einen Gang zum Gericht vermeiden kann…). Da geht es um die Würde des Menschen.

Um den zweiten Satz sagen zu können, brauche ich den Wunsch, mit den Fehlern eines anderen barmherzig umzugehen – weil Gott, der Allmächtige, zugleich auch der Barmherzige ist, und weil ich selbst jeden Tag neu aus seiner Barmherzigkeit und Liebe lebe.

Ein großes Thema: Vergebung.
Wenn eines der letzten Worte Jesu am Kreuz ist: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ (Lukas 23, 34) , dann erinnert mich das daran, dass ein großer Teil dessen, was Menschen falsch machen – im Umgang mit sich selbst, im Umgang mit anderen, auch mit jenen, die ihnen am Nächsten stehen - , sie nicht mit böser Absicht tun, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen, weil sie nicht nachgedacht haben, weil sie zu sorglos waren, oder zu beschäftigt, oder…. . Kennen Sie das: das Erschrecken darüber, wenn man einen anderen Menschen verletzt hat, ohne dass man es wollte?

Natürlich gibt es auch das andere: dass Menschen anderen mit gezielt zerstörerischer Absicht etwas zufügen. Vielleicht waren Sie selbst schon einmal Opfer solcher Attacken; vielleicht waren Sie selbst auch schon einmal Täter. Auch da kann das Erschrecken groß sein, wenn man - im Licht von Gottes vergebender Liebe - erkennt, was man getan hat – oder was
andere einem antun können.

Ein großes Thema: Vergebung.
Ein Beter vor 3000 Jahren komponierte ein Lied dazu (s. oben, Psalm 130). Es lohnt sich, den ganzen Psalm zu lesen. Er beginnt mit dem Benennen der eigenen Notsituation, in der Tiefe, am Nullpunkt, dort, wo die eigene Welt zerbrochen ist, und er führt hinauf zu dem Bekenntnis, dass Gott mich erretten wird.

„Bei dir finden wir Vergebung, damit wir dich ehren und dir gehorchen.“, so lautet unser Wochenspruch in der Übersetzung der Gute Nachricht Bibel.

Diesen Psalm gibt es auch als zeitgenössisches Kirchenlied (in unserem Pekinger Weißen Liederordner, Nr. 21):

„Wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht,
ein off‘nes Tor in einer Mauer, für die Sonne aufgemacht;
wie ein Brief nach langem Schweigen, wie ein unverhoffter Gruß,
wie ein Blatt an toten Zweigen, ein „Ich mag dich trotzdem“-Kuss:
So ist Versöhnung. So muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeih’n.“

Ich wünsche Ihnen, dass Sie erfahren, wie viel Freiheit und wie viele neue Lebensenergien Ihnen zuwachsen, wenn Sie vergeben und wenn Ihnen vergeben wird.

Mit herzlichen Segensgrüßen,  Ihr      Pfarrer Karl-Heinz Schell


Gebet

Luthers Abendsegen, das Original (Ev. Gesangbuch, Nr. 852)

„Des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen
mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.“


Segen

(aus: TeDeum)

Gott, segne mich mit der Einsicht, wer ich bin.
Segne mich mit der Wahrhaftigkeit, mich vor dir mit meinen Sünden zu bekennen.
Segne mich mit dem Neuanfang in der Gemeinschaft mit dir.
Amen.

 

 

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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