Meditation: 2. Korinther 6,2

Evangelischer Gottesdienst
am Sonntag, den 10.11.2013 um 10.00 Uhr
in der Deutschen Botschaft Peking

Der biblische Wochenspruch zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres

 

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils. 2. Korinther 6, 2

 

Liebe Leserin, lieber Leser,liebe Brüder und Schwestern,

es gibt so ein paar Sachen, die sind in China wirklich anders als in Deutschland, z.B. der Umgang mit der Zeit.

In China lebt man viel mehr im Augenblick als das in Deutschland der Fall ist. Da hat man seinen Terminkalender für morgen endlich stehen  – und ich spreche tatsächlich nur von MORGEN, nicht von übermorgen oder von der nächsten Woche, geschweige denn vom nächsten Monat oder vom nächsten Jahr -, und dann kommt am Abend doch noch ein Anruf, der wieder alles über den Haufen wirft. Und man muss ad hoc entscheiden. Dieser Anruf war wichtig, diese Sache geht vor, daran besteht kein Zweifel – also: wo gehe ich denn morgen NICHT hin? Welches Treffen nehme ich NICHT wahr? Wer fällt hinten runter bei meinem ranking? … und der davon Betroffene merkt es dann auch, natürlich!, - da helfen keine Entschuldigungen. Welche Folgen wird das haben für mein Netzwerk?

Planen MUSS man, strukturieren, konzipieren – um Verkaufszahlen und Profit zu steigern. Wir Deutschen können das. Und was wären „die Deutschen“ nur ohne das alles?! Wahrscheinlich nicht mehr typisch deutsch, - würden uns die Chinesen bescheinigen. Die machen das aber natürlich auch: Planen usw. Nicht jeder und nicht immer, wie mir gesagt wird, aber immer öfter. - Vielleicht haben deutsche und chinesische Führungsetagen gemeinsam, sich und ihre Mitarbeiter (okay, Hand aufs Herz: manchmal wäre der Ausdruck „Untergebene“ ehrlicher, oder?) nur allzu sehr dem Plan anzupassen? Auf Kosten der Menschlichkeit?

Menschlichkeit. Sollte DAS nicht der deutsche Nummer 1 Exportschlager für China und die übrige Welt sein: die Menschlichkeit? – Was würde denn geschehen, wenn plötzlich ein Menschlichkeitstermin Einlass in unsere vollen Kalender begehrte? Zum Beispiel:
- Nimm dir Zeit für Dich, jetzt. Du hast 5 Minuten. Erst mal. So wie jetzt gerade.

- Sei gnädiger mit dir selbst, dann bist du auch gnädiger zu Deinem Lebenspartner, zu deinen  Kindern, zu deinen Kollegen.

- Verlier nicht die Sehnsucht nach Heilung, nach umfassender Heilung (die Bibel nennt das Heil,  Shalom)  für all das, was dich schmerzt und in dir zerbrochen ist. Gott ist dein Arzt; er wird deiner Sehnsucht folgen und dich finden. 

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils, sagt der Apostel Paulus.

Genau: JETZT passiert das: die Gnade, und das Heil. Da kann nichts aufgeschoben werden. Da muss der Terminkalender umgemodelt werden, unbedingt. Es nicht zu tun könnte tödlich sei: Du könntest in dir drin deine Seele verlieren, während du da draußen die Welt gewinnst. Du könntest Menschen verlieren, mit denen du Lebensgeschichte geschrieben hast und die dir Heimat sind. Und das ist ganz schlecht für dein Netzwerk.

Was ist eigentlich Gnade?

Gnade isst etwas Wunderbares. Gnade ist schon, wenn du deinen Zustand erkennst. Genau da hat Gott dich dann schon gefunden.  Gnade ist auch, wenn du das, was du gut kannst, auch weiter machst: planen, strukturieren, konzipieren – aber nun, um neue Wege der Menschlichkeit zu finden. So wie Jesus.

China – hier ist manches wirklich anders…

Ihr    Pfarrer Karl-Heinz Schell


Gebet

(von Paul Weismantel, aus: TeDeum)

Aus dem tiefsten Grund meiner Seele
wohnst du in meinem Schweigen,
atmest du in deiner Treue,
wirkst du durch deine Kraft,
mein Gott in mir.
Im innersten Raum meines Herzens
wachst du in aller Stille,
wartest du in unendlicher Geduld,
bist du wahrhaftig gegenwärtig,
mein Gott in mir.
Auf dem heiligen Boden in mir,
erscheinst du im dornigen Feuer,
suchst du das Gespräch mit mir,
offenbarst du mir deinen Namen,
mein Gott in mir.
Auf meinem inneren Weg
gehst du mit mir,
stehst du zu mir,
führst du mich zum Licht,
verlässt du mich nicht,
mein Gott in mir.


Segen

(aus: TeDeum)

Gott geht dir nach und gibt dich nicht auf.
Er hole dich ein und führe dich zu ihm.
Er heile dich und trage dich, wenn du nicht weiterkannst.
Er segne dich mit seiner Gegenwart.
Amen.

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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