Meditation: Johannes 12,32

20.05.2012, Exaudi. Konfirmation

Der Wochenspruch:

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.   Johannes 12, 32

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,
heute besonders: liebe Konfirmanden,

der biblische Wochenspruch für die kommende Woche ist der gleiche wie für den gestrigen Himmelfahrtstag.
Es ist ein Satz nach Ostern.
Im Kirchenjahreskreis liegt die Auferstehung Jesu hinter uns. Jesus ist seinen Jüngern begegnet. Es war eine Begegnung, die sie aus ihrer Traurigkeit und Depression riss. Ein neues Verständnis von Gemeinschaft entsteht: Die Gemeinschaft mit Jesus, eine Verbindung aus Liebe, endet nicht mit dem Tod, sondern geht über den Tod hinaus. Das beginnen die Jünger zu verstehen, und damit verlieren sie ihre Verlustangst.

Nur so ist es zu begreifen, dass Jesu abermaliger Abschied, sein Weg zum Vater, die Jünger nicht wieder in Verzweiflung stürzt, sondern – im Gegenteil – sie zum Lob Gottes führt (Lukas 24, die Abschlussverse des Evangeliums).

Himmelfahrtsgeschichten (Erhöhungsgeschichten) waren den Menschen damals bekannt; sie wunderten sich nicht darüber wie wir heute es tun. Romulus, Herakles, Alexander der Große, Augustus – in der nichtchristlichen Antike war es quasi an der Tagesordnung, dass mächtige Herrscher schließlich in den Kreis der unsterblichen Götter versetzt wurden und damit Anspruch auf göttliche Verehrung erwarben.

Dass Jesus zu Gott seinem Vater hin erhöht wird/ auffährt, damit will der Evangelist Lukas sagen: „Nicht irgendwelche Potentaten sind es, sondern Jesus ist es, dem göttliche Verehrung gebührt." So beten ihn die Jünger voller Freude an und halten sich in der kommenden Zeit lange im Tempel, dem „Haus Gottes" auf. Im Hinblick auf den Tempel meinte schon Jesus im Konfirmandenalter: „Ich muss da sein, wo mein Vater ist." (Lukas 2, 49-50). Das verwirrte und verunsicherte seine irdischen Eltern Maria und Josef – wohl besonders den Josef -  zunächst erheblich; wohl ungefähr so, wie Eltern üblicherweise von heranwachsenden Kindern verwirrt und verunsichert werden. Verstanden haben Josef und Maria dann später. So, wie Konfirmandeneltern ihre Kinder auch oft erst später verstehen. Und die Kinder wiederum die Eltern, noch viel später, meistens erst dann, wenn sie selbst Kinder haben...

Am Sonntag werden, in guter Pekinger Tradition seit 2009, der Pfarrer des Beijing Christian Council und ich 8 Mädchen und 4 Jungen konfirmieren, d.h., wir werden sie auf Grundlage ihrer Taufe und ihres öffentlichen Bekenntnisses zu Jesus Christus und zu einem christlichen Leben  segnen. An sie möchte ich nun das Wort richten:

Liebe Konfis,
zusammen mit dem Konfi-Team habe ich mit Euch im zurückliegenden Unterrichtsjahr zusammen gebetet, gesungen, geschwiegen; wir waren kreativ, haben ernsthaft und tief nachgedacht, haben Quatsch gemacht und viel gelacht, und wir haben auf unserem Seminar an der Großen Mauer einen Gottesdienst erarbeitet und bei gutem Essen und Trinken miteinander gefeiert.

Besonders stolz war ich auf Euch am Prüfungsabend (Referateabend), an dem Ihr persönlich Stellung bezogen habt zu Fragen des christlichen Glaubens. Damit habt Ihr uns Erwachsene ermutigt, genauso offen und freimütig über unseren Glauben zu reden: in der Familie, im Freundeskreis, im beruflichen Umfeld.  

Die Zahl der aktiven Christen in Deutschland sinkt auch weiterhin. Warum: Weil nicht viele das weitergeben, was sie im Innersten trägt. Die Zahl der Christen in China wächst und wächst. Warum? – Weil Menschen weitererzählen von ihrem Glauben und davon, wie dieser Glauben ihr Leben positiv verändert.

Ich bin dankbar, Euch am Sonntag zusammen mit meinem Pekinger Kollegen und Freund Pfarrer Qi Tieying in ganz besonderer Weise segnen zu dürfen.

Wenn Ihr mit Euren Familien im vergangenen Jahr hier in unserer Gemeinde ein Zuhause gefunden habt, und wenn Eure Verbindung zu unserer Gemeinde auch noch über die Konfirmation hinaus bliebe, dann würde mich das sehr freuen.

Mit herzlichen Grüßen,
Euer Pfarrer         Karl-Heinz Schell


Gebet
(aus: TeDeum)

Gib mir die Gabe der Freude, Gott,
jeden Tag.
Wie könnte ich leben ohne den Morgen,
der die Nacht vertreibt,
ohne den Amselruf,
der den Tag aufweckt,
ohne das Licht,
das die Dunkelheit durchbricht.

Wie könnte ich leben ohne deine Geschenke,
die du mir hinhältst
Tag für Tag.

Gib mir die Gabe der Freude, Gott,
jeden Tag,
damit ich lerne, nicht nur zu bitten,
sondern zu danken für jede Stunde,
die du mir reichst
wie ein Stück Brot,
nahrhaftes,
auf der Reise
durch die Zeit.

Gib mir die Gabe der Freude, Gott,
jeden Tag.
Amen.


Mein Segen für die Konfirmanden

Gott der Vater segne den Weg, den du gegangen bist im vergangenen Jahr.
Der Herr segne Deine Anfänge.
Er stärke dein Vertrauen zu ihm.
Jesus, dein Herr und Bruder, segne den Weg, den du jetzt gehst.
Er lasse dich seine Gegenwart spüren,
auf den Höhen und in den Tiefen des Lebens.
Der Heilige Geist segne den Weg, den du gehen wirst.
Er schenke dir Zukunft,
Wachstum und Gedeihen.
Amen.

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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