Meditation: 2. Korinther 6, 2

11.11.2012, Drittletzter Sonntag
und 21.11.2012  Buß- und Bettag 

Der Wochenspruch:

 

 

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils. 2. Korinther 6, 2

 

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

bitte stellen Sie sich die folgende Frage:
Wann lebe ich?

und lesen Sie bitte jetzt nicht sofort weiter, sondern bleiben Sie ein, zwei Minuten in dieser Frage.

Welche Antwort haben sie sich gegeben?
Zum Beispiel:
Wenn ich einen Job mit mehr Freizeit habe.
Wenn ich meinen Hobbies nachgehen kann.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind.
Wenn mein Partner endlich Zeit für mich hat.
Wenn wir endlich geschieden sind.
Wenn meine Krebstherapie anschlägt.
Wenn ich wieder in Deutschland bin.
Wenn ich noch eine Weile in Asien bleiben kann.
Wenn ...

Mögliche Antworten sind sehr zahlreich. Sie sind verbunden mit unseren Wünschen, Träumen, Sehnsüchten, Ängsten, Prägungen, Plänen, Enttäuschungen und Hoffnungen.

Die Bibel hat eine überraschend klare Antwort auf die Frage „Wann lebe ich?". Die Antwort lautet „jetzt" und „heute": Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.

Der gottgegebene Zeitpunkt, das ist das „Jetzt", der „kairos" (so das Wort im griechischsprachigen Neuen Testament). Im Zeitkonzept der Bibel ist der kairos das Gegenstück zum chronos. Chronos ist die durchgängig laufende Zeit, der Zeitstrahl. Der kairos dagegen ereignet sich innerhalb des chronos, kann plötzlich da sein und sollte dann ergriffen, „gepflückt" werden (Carpe diem – Pflücke den Tag!). Wir können auf einen kairos aber auch erwartungsvoll (oder ängstlich?) zusteuern, so wie auf die Abfahrts- oder Ankunftszeit eines Zuges oder eines Flugzeugs. Entscheidend ist: Das Leben findet im Jetzt, im Heute statt.

Beobachten Sie einmal Ihren Körper. Unser Körper hat nur das unmittelbare Jetzt: die Bewegung oder die Bewegungslosigkeit jetzt, den langsamen oder schnellen Stoffwechsel jetzt, die Hand, die sich jetzt zum anderen ausstreckt, der Fuß, der jetzt nicht einen Schritt auf den anderen zu macht.

Mit unseren Gedanken, Sinnen und Gefühlen ist das genau so. Jetzt weine ich, jetzt lache ich, jetzt ärgere ich mich, jetzt spüre ich Versöhnung.

Um Gottes Gnade und Gottes Heil zu erfassen, mit Leib und Sinnen, muss ich nicht viel tun, - und doch alles: im Jetzt leben. Das Jetzt leben. Mein Jetzt.

Vielleicht möchten Sie sich die Anfangsfrage noch einmal stellen - jetzt, vielleicht mit etwas mehr Zeit - heute?

Gottes Segen wird Sie dabei begleiten,
Ihr Karl-Heinz Schell

 

Gebet

Gott,
ich fasse dich nicht.
Vielleicht geschehen Wunder –
und ich begreife sie nicht.
Vielleicht wird mir geholfen –
und ich spüre es nicht.
Vielleicht bist du mir nahe –
und ich sehe dich nicht.
Bitte bleib mir zugewandt!
Amen.

 

Benediction

(especially chosen for the English speaking members of our congregation)

The Lord bless you and keep you,
the Lord make his face shine upon you
and be gracious unto you.
The Lord look upon you with favor
and give you peace.
Amen.

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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