Meditation: Philipper 4, 4-5

18. 12. 2011  (4. Advent)

Der biblische Wochenspruch lautet:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!
Philipper 4, 4-5

Liebe Leserinnen und liebe Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

am Sonntag feiern wir den 4. Advent, und dann sind es nur noch 6 Tage bis Heiligabend. In der liturgischen Tradition unserer Kirche hat dieser 4. Adventssonntag Freude zum Thema. Freude darüber, dass das Warten auf das Kommen des Erlösers bald seine Erfüllung finden wird.

In unserem Wochenspruch geht es allerdings nicht um die erstmalige Ankunft Jesu, sondern um seine Wiederkunft. Viele Christen zur Zeit des Apostels Paulus glaubten fest daran, dass Christus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen würde; Naherwartung nennen das die Theologen. Dieser Glaube führte dazu, dass sie sich trotz vielerlei Widrigkeiten keine Sorgen machten, sondern sich ganz in der Fürsorge Gottes geboren wussten. „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!", so heißt es gleich im Anschluss an den Wochenspruch.

Diese positive Lebenshaltung widerspricht vielem, das wir in diesen Wochen in unseren Familien oder an unserem Arbeitsplatz erleben. Da verbreiten manche Zeitgenossen das Gefühl, dass mit Weihnachten oder mit dem Kalenderjahresende die Welt zu Ende ginge, und dass deshalb zuvor noch alles und jedes erledigt werden müsse. Von dem, was der Advent früher einmal mit sich brachte, ist leider wenig zu spüren:
-   sich Zeit nehmen für's adventliche Warten,
-   Gelegenheiten aufspüren für innere Einkehr,
-   Entschleunigung im Alltag fördern,
-   Zeit und Raum schaffen für die tief empfundene (Vor-)Freude, die im Glauben an das Geheimnis der Menschwerdung Gottes verborgen ist.

Wenn wir aber, gegen den Alltagstrend, genau das oben Genannte tun, können wir zumindest einen Aspekt der Naherwartung in unser Leben hinein holen: dass Jesus schon jetzt, noch bevor er kommt, da ist bzw. wieder da ist. Logisch ist das nicht, aber die Wahrheit dieses Satzes liegt in einer mystischen Dimension, wie wir sie im Evangelium des Johannes oder bei den großen deutschen christlichen Mystikern Meister Eckart (1260-1328) oder Johannes Tauler (1300-1361) finden können.

Vielleicht fragen sie sich einmal: Kann ich eigentlich auf ein Ereignis oder einen Menschen im Außen warten und mich freuen, wenn dieses Ereignis oder dieser Mensch nicht schon in meinem Inneren gegenwärtig ist? - Freue ich mich nicht grade deshalb auf das Kommen des Retters, weil ich ihn in mir weiß, spüre, glaube und bekenne: als Quelle von Hoffnung, Zuversicht und Lebenskraft?

Unser Leben hat einen Schöpfer und einen Erhalter; wir haben bei ihm eine Herkunft vor unserer Geburt, ein Zuhause jetzt, und eine Zukunft nach unserem Tod. Deshalb:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!

Mit herzlichen Segensgrüßen an Sie alle hier in China, in Deutschland oder wo auch immer Sie unterwegs sein mögen, Ihr Karl-Heinz Schell


Von der Weihnachtsbotschaft lernen

Mach's wie Gott:
Werde Mensch!

 

Segen

Gott der Vater segne dich mit Glauben:
Seine Macht vermag mehr
als du dir vorstellen kannst.
Gott der Sohn segne dich mit Hoffnung:
Er will dir mehr schenken als du erwartest.
Gott der Heilige Geist segne dich mit Liebe:
Sie macht dich fähig,
mehr zu vollbringen als du dir zutraust.
Amen.

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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