Meditation: Römer 5,8

23.02.2013, Sonntag Reminiszere, 2. Sonntag in der Passionszeit

Der Name des Sonntags ist Psalm 25 entnommen. Dort heißt es in V.6 auf Lateinisch: „Reminiscere miserationum tuarum“ – „Denk an dein Erbarmen, Herr“.

Der Wochenspruch:

Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.   Römer 5,8

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

mit dem Lied „Jesus zieht in Jerusalem ein“ beginnen wir morgen unseren Gottesdienst. Zwei weitere Passionslieder werden wir singen, und dann folgt zum Schluss „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt“, ein in vielen Gemeinden in Deutschland bekanntes Lied zum Gemeindeaufbau. Es steht im regionalen hessen-nassauischen Anhang des Evangelischen Gesangbuchs, das wir in Peking verwenden und das unserer Gemeinde vor 3 Jahren in 100 Exemplaren von meiner Landeskirche gestiftet wurde.

Wir singen dieses Lied als Überleitung zur Gemeindeversammlung, in der der Kirchengemeinderat mit der Gemeinde auf das vergangene Jahr 2012 zurück schaut, das Haushaltsjahr 2013 vorstellt und dann den Kirchengemeinderat wählt. Gemeindeversammlung haben wir gemäß unserer Pekinger Gemeindeordnung jedes Jahr, Wahlen zum Kirchengemeinderat alle 2 Jahre. In Deutschland wird der
Kirchenvorstand nur alle 5-6 Jahre gewählt, und die gewählten Kirchenvorstandsmitglieder bleiben dann auch in der Regel für die gesamte Amtszeit im Amt, manche auch eine zweite und dritte Periode – oder noch länger. Das ist hier in Peking, in einer Expatgemeinde mit sehr hoher Fluktuation ganz anders.

Alle 2 Jahre Wahlen - das ist auch deshalb wichtig, damit die Gemeinde diejenigen Kirchengemeinderatsmitglieder per Wahl bestätigen kann, die zuvor vom Kirchengemeinderat berufen wurden. Berufen z.B., weil wieder einmal ein KGR-Mitglied nach Deutschland zurück
gegangen ist. Nach der morgigen Wahl werde ich wieder eine neue Liste „Mitglieder des KGR Peking“ erstellen. Es wird die 14. Liste in den 5 Jahren meiner Amtszeit sein. Das bedeutet nicht, dass wir in 5 Jahren 14 komplett neue Kirchengemeinderäte gehabt hätten, aber es ist tatsächlich so, dass ich nun den 5. Kirchengemeinderat bekomme. Für deutsche Verhältnisse ist das kaum vorstellbar.

Die größte Konstante in unserem Alltag in China ist die Veränderung.
Weil das so ist, stellt sich umso dringlicher die Frage nach dem, was bleibt, und nach den Orten, an denen wir Kontinuität und Dauer, Verlässlichkeit und Verwurzelung erleben können.
Das Lied „Komm, bau ein Haus“ beschreibt, wie das Bleibende aussehen kann und auch in unserer Gemeinde in Peking immer wieder neu Gestalt gewinnt. Alte und Junge, Tiere, Pflanzen - die ganze Schöpfung findet Raum in einer gelebten Glaubensgemeinschaft. „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt. Pflanz einen Baum, der Schatten wirft, und beschreibe den Himmel, der uns blüht.
1. Lad viele Tiere ein ins Haus, und füttre sie bei unserm Baum, lass sie dort munter spielen, wo keiner sie in Kreise sperrt.
2. Lad viele Kinder ein ins Haus, versammle sie bei unserm Baum, lass sie dort fröhlich tanzen, wo keiner ihre Kreise stört.
3. Lad viele Alte ein ins Haus, bewirte sie bei unserem Baum, lass sie dort frei erzählen, von Kreisen, die ihr Leben zog.
4. Komm, wohn mit mir in diesem Haus, begieß mit mir diesen Baum, dann wird die Freude wachsen, weil unser Leben Kreise zieht.“

Ein eigenes Haus, ein „Haus des Herrn“ (griechisch: kyriake, deutsch: Kirche) haben unsere evangelischen deutschen Gemeinden in China leider an keinem Ort. Aber in den uns zur Verfügung gestellten Häusern in Nordchina (Peking: die Deutsche Botschaft; Changchun: das South Lake Hotel; Qingdao: die ehemalige deutsche Kirche, seit 1980 Heimat einer großen chinesischen evangelischen Gemeinde mit 4.000 Mitgliedern) pflanzen auch wir – sinnbildlich gesprochen – Bäume. Auch in unseren privaten Häusern und Wohnungen leben wir den christlichen Glauben. Wir sind eine einladende Gemeinschaft und wirken mit unseren Angeboten weit über unsere Gemeindegrenzen
hinaus.

Wenn ich abschließend das Geschriebene in Beziehung setze zum Wochenspruch und zum Sonntag Reminiscere, dann stelle ich fest: In allem Auf und Ab menschlicher Gemeinschaft, in frohen und in schwierigen Zeiten erlebe ich immer wieder Gottes erstaunliche Güte, tröstende Barmherzigkeit und bedingungslose Liebe. Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Darin erkenne ich meine Wurzeln. In diesen bleibenden inneren und äußeren Orten finde ich die Kraft für einen kreativen Umgang mit den ständigen Veränderungen in meinem Alltag. Das verbindet uns als Gemeinde Jesu Christi hier in China und in Gemeinden in der ganzen Welt.

Mit herzlichen Segensgrüßen,   Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell

 

Prayer of praise for Creation III

(From: Sinfonia Oecumenica, 1999)

Now when we dream dreams
or puzzle over the future;
now when our ideals are challenged
and the second best becomes attractive,
you are there.
Upsetting our easinesss,
contradicting our compromises,
replacing our narrow vision
with the sight and sound of a better life.
Picking up the loose stitches of our devotion,
Turning the random into the real.
And for this we praise you
Amen.

 

Segen

Gott der Bleibende
segne dich mit einer Liebe, die nach ihm ausschaut.
Er segne dich mit einer Liebe, mit der du Überholtes hinter dir lassen kannst.
Er segne dich mit einer Liebe, die Neues schafft in deinem Leben.
Amen.

 

 

 

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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