Meditation: Joh. 3,16 & Off. 1,18

06.04.2012 Karfreitag und 08.04.2012 Ostern

Karfreitag (Tag der Kreuzigung des Herrn):
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.  Johannes 3, 16

Osterfest (Tag der Auferstehung des Herrn):
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.  Offenbarung 1, 18

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Brüder und Schwestern,

4, 6, 8 – das sind die Daten der Feiertage in dieser Woche, und sie heißen auf Chinesisch:
• Qing-ming-jie (4. April; staatlicher Feiertag) 清明节
• Yesu Shou-nan-ri (6. April; kein staatlicher Feiertag), 耶稣受难日
• Yesu Fu-huo-jie (8. April; kein staatlicher Feiertag). 耶稣复活节

Auf Deutsch und Englisch sind uns die Namen vertrauter:
• Qing ming jie ist der chinesische Totensonntag (Tag der Ahnenverehrung; Tomb Sweeping Day; nicht-christliche Volksfrömmigkeit),
• Yesu Shou nan ri ist Jesu Todestag (der christliche Karfreitag; Good Friday) und
• Yesu Fu huo jie ist das Fest von Jesu Auferstehung (der christliche Ostersonntag; Easter Sunday)

Ich finde es interessant, dass unsere beiden christlichen Feiertage und der chinesische Ahnenfeiertag so nahe beieinander liegen. Da hat man einerseits viel Material für einen religionswissenschaftlichen Vergleich und man kann einen Blick in die katholische Missionsgeschichte (Stichwort: „Ritenstreit", s. Wikipedia u.a.) werfen, oder man kann versuchen, sich mit seinen chinesischen Nachbarn und Freunden über das Thema Sterben, Tod und Leben zu unterhalten.

Die Zahl der Christen in der Bevölkerung liegt ja inzwischen in manchen Regionen schon bei 10%, so dass es durchaus möglich ist, auf Chinesen zu treffen, die die Namen der Feiertage (Yesu Shounanjie und Yesu Fuhuojie) zumindest schon einmal gehört haben. Jedenfalls erging mir das so, als ich bis gestern für einige Tage auf einer religionsgeschichtlichen Studienreise in der Provinz Shandong unterwegs war.

Sterben, Tod und Leben, - dieses Thema bzw. diese Themen betreffen uns, Christen wie Nichtchristen, in der Mitte unserer Existenz. Sehr vieles ist damit verbunden:
o   die Suche nach Sinn und, verbunden damit, die Frage nach dem Sinn des Leidens;
o   der Wunsch nach einem erfüllten Leben, wenn möglich ohne Leid;
o   der Wunsch, leidenden Angehörigen oder Freunden helfen zu können;
o   der Wunsch nach einem erlösenden Tod – ohne langes Sterben;
o   schmerzhafte Erfahrungen psychischer Tode – lange vor unserem biologischen Tod;
o   die Trauer um liebe Menschen, die wir verloren haben;
o   der Wunsch, jene tiefe Geborgenheit zu spüren, die den christlichen Namen „ewiges Leben" hat, in dem wir von unserer Schuld und unserem Scheitern erlöst sind.

Dass es gerade sieben Punkte geworden sind, die ich aufgeschrieben habe, kann Zufall sein, aber „zufällig" gibt es auch sieben letzte Worte Jesu am Kreuz, in denen sich diese und andere Gedanken wiederfinden.

Jesus nimmt uns und unser gesamtes wunderbares gebrochenes Heilung suchendes Menschsein mit hinauf an sein Kreuz , mit hinein in sein Sterben und durch seinen Tod hindurch in das Licht seines neuen Lebens. Er ermöglicht genau jene von uns ersehnte Verwandlung, die wir aber selbst nicht für uns schaffen können, mit keinem Geld der Welt, - mit keinem Schmiergeld, keinen bail-outs und keinen Bonuszahlungen.

Jesu Tod und Auferstehung sind DAS Geschenk Gottes an uns, an Reich und Arm gleichermaßen. In der Geschichte waren es allerdings immer die Armen, die am meisten davon fasziniert waren.

Karfreitag und Ostern, das bedeutet Trost für die Leidtragenden: „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden." (Matthäus 5, 4); es bedeutet die befremdend-befreiende Umkehrung allen Besitzdenkens: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen." und noch vieles mehr.

Heute Abend werden wir in unserem Gottesdienst in der Deutschen Botschaft bewusst ein Stück mitgehen auf dem Weg Jesu; wir werden schweigen, hören, singen und beten.

Am Ostersonntag wollen wir gemeinsam kräftig einstimmen in den Osterruf der weltweiten Christenheit:
„Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!"
In herzlicher Verbundenheit, Ihr Pfarrer Karl-Heinz Schell


Meditation zum Karfreitag

(nach: TeDeum)

manchmal
wird der Tag zur Nacht
wenn alles Licht weicht;
Finsternis umklammert das Leben

manchmal
irrt die Liebe
auf Pfaden des Verrats;
auf Grenzen stoßen schmerzt entsetzlich

manchmal
zerrinnt der Glaube
zu erstickendem Staub;
nagende Zweifel schlagen Wunden

manchmal
welkt das Blatt Hoffnung
am Baum des Lebens;
des Todes Hauch weht unerbittlich

das
Amen
unsagbar

 

Ostersegen

Christus der Auferstandene sei mit dir!
Seine Kraft möge dich führen.
Seine Macht möge dich behüten.
Seine Weisheit möge dich lehren.
Seine Hände mögen dich heilen.
Seine Wegführung möge dich lenken.
Sein Schild möge dich verteidigen.
Seine Engelsheere mögen dich bewahren
vor den Schlingen des Bösen
und den Versuchungen der Welt.

Christus sei über dir,
Christus sei in dir,
Christus sei vor dir.

Christus der Auferstandene rette
und bewahre dich,
heute und alle Zeit.
Amen.

Wochensprüche

HEUTE, 8. Februar 2015, findet der Abschiedsgottesdienst von K.-H. Schell in Peking statt.
WIR DANKEN IHM FÜR DIE GEISTLICHE NAHRUNG, DIE ER JAHRELANG VERMITTELT HAT.

Die Wochensprüche werden von Pfr. Dr. Karl Heinz Schell in Beijing für seine dortige deutsche Gemeinde geschrieben.

 

Ev. Gottesdienste finden in der Dt. Botschaft statt.

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